DER PASSFÄLSCHER

PÖNIs: (4,5/5)

„DER PASSFÄLSCHER“ von Maggie Peren (B + R; D/Luxemburg 2021; K: Christan Stangassinger; M: Mario Grigorov; 116 Minuten; deutscher Kino-Start: 13.10.2022);

EHRLICHE HAUT. BESSERE GEDANKEN. Titel = „DER PASSFÄLSCHER“ von Maggie Peren (B + R; D/Luxemburg 2021; nach einer wahren Begebenheit; nach dem gleichnamigen Bericht von Cioma Schönhaus/2004; „Der Passfälscher“ erschien 2006 als Taschenbuch im Fischer Verlag; K: Christian Stangassinger; M: Mario Grigorov; 116 Minuten; deutscher Kino-Start: 13.10.2022). Berlin 1942. Er ist jung, gutaussehend, tapfer, couragiert. Und Jude. Nur: Cioma Schönhaus (sehr beeindruckend: LOUIS HOFMANN) lässt sich weder seine charmante Lebensfreude nehmen noch von irgendjemand seine Energie einschüchtern. Schon gar nicht von den Nazis. Tritt die sprichwörtliche Flucht nach vorne an. Zusammen mit seinem Freund Det (JONATHAN BERLIN) begibt er sich mitten ins Leben und vor allem – unter Menschen. Denn seiner Ansicht nach sind die besten Verstecke dort, wo sowieso alle hinschauen. Mit Einfallsreichtum, Charme und einer gehörigen Portion Chuzpe schlägt sich Cioma durchs gefährliche Leben, beflügelt durch Gerda (LUNA WEDLER), seiner großen Liebe. Sein Talent –  das perfekte Fälschen von Pässen – hilft zwar zahlreichen Menschen bei der Flucht, bringt ihn aber auch zunehmend in Gefahr. Die Autoren-Regisseurin Maggie Peren erzählt von dieser grausamen Zeit auf eine ganz neue Art und Weise: Nicht aus der Sicht eines Täters und auch nicht eines Opfers, sondern aus Sicht eines „dynamischen“ jungen Mannes, der sich gegen die Nazis stellt und trotz allem Schrecken mit einer großen Freude am Leben seinen Alltag im Dritten Reich bestreit. Maggie Peren gelingt ein überzeugendes Porträt über einen Überlebenskünstler, der sich nicht unterkriegen lässt und sich dieser furchtbaren Zeit mit unerschütterlichem Optimismus, Mitgefühl und Menschlichkeit widersetzt. Oder: wie Kunst = Leben zu retten versteht.  Oder – wie ergreifend – wenn Lächeln Worte ersetzt.

Das Großartige an diesem besonderen – gelungenen Spielfilm ist die Tatsache, dass hier auf das Vorzeigen von Gewalt komplett verzichtet wird. Oder auf läppische Kommunikation. Vielmehr werden erleben wir „Abenteuer“-(pardon)-Geschehnisse eines jungen Mannes, der nicht gewillt ist, in entsetzlichen Zeiten auf seine Träume zu verzichten: zu helfen. Und dabei Glück zu empfinden. Egal, welche Angst im Seelen-Innern auch lauert. CIOMA SCHÖNHAUS hat es wirklich gegeben. „Er gehörte zu den etwa 7000 Juden, die in Berlin während des Krieges untertauchten; nur 1700 von ihnen haben überlebt. Vielen hat Schönhaus mit seinen gefälschten Pässen geholfen; er hat sich auch selbst gerettet und konnte kurz vor einer Entdeckung in die Schweiz fliehen, wo er 2015 im Alter von 92 Jahren starb“ (aktueller „Filmdienst“). Ein deutscher Spielfilm, der einen stark mitnimmt, der einen sensibel erreicht sowie unterhaltsam wie nachdenklich überzeugt (= 4 1/2 PÖNIs).

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