„TOURNÉE“ von und mit Mathieu Amalric (Co-B+R; Fr/D 2009; 114 Minuten; Start D: 08.09.2011); in Frankreich ist der 45jährige Film- und Theaterschauspieler, Drehbuch-Autor und Regisseur ein Star. Hierzulande ist er vor allem zuletzt durch seine überzeugenden Auftritte in den Filmen „Schmetterlinge und Taucherglocke“ von Julian Schnabel (als Schlagfallpatient/2007/“Cesar“ als „Bester Hauptdarsteller“) und als Bond-Bösewicht in „Ein Quantum Trost“ von Marc Forster (2008) in den Blickpunkt gerückt. Für seinen 3. eigenen Kinofilm „Tournée“ wurde er beim Cannes-Festival 2010 mit dem „Regie-Preis“ ausgezeichnet. Mathieu Amalric spielt einen französischen Impressario, den es nach Hause zurückzieht. Wo er einst eine „große Nummer“ im Showgeschäft war, aber nach Pleiten, Pech und Pannen, also Ärger, Schulden und Überdruck, ohne Rücksicht auf Verluste abhaute. In die USA. Familie (Ehefrau, zwei kleine Jungs), Freunde, Kollegen, Wegbegleiter „einfach so“ abschüttelte. Dieser Joachim Zand hat noch genügend Feindbilder in der Heimat, als er mit einer „New Burleske Show“ wieder in Frankreich herumtourt. Die sich „drüben“ und nun auch hier, jedenfalls in der Provinz, als großer Publikumsmagnet erweist. Doch der Kettenraucher von Manager will nach Paris. Unbedingt. In die Metropole. Wohlwissend, dass gerade hier längst nicht alle Wunden vernarbt, geschweige denn verheilt sind. Ganz im Gegenteil.
„Tournée“ ist eine wilde, groteske Mischung aus einer Stakato-Story mit Nebensachen-Charme und dieser prächtigen, urigen Show. Mit diesen faszinierenden „Barock-Girls“. Die mit ihren tänzerischen, musikalischen Erotik-Eskapaden in ihren High Heels, Federboas und massenweise falschen Klimper-Wimpern für viel dampfendes Temperament, eine heiße Musikalität und eine knackig-subversive Sexy-Stimmung „in der Bude“ verantwortlich sind. Diese fünf kapriziösen US-Ladies jedenfalls sorgen, mit einem ebenso „biegsamen“ Kerl an ihrer Seite, ROCKY ROULETTE; für tollen Show-Rabatz. Auch dann außerhalb der Bühne, wenn es gilt, sich neu „aufzuladen“ für den nächsten frivolen Gig. In einer köstlichen Balance aus Fiktion und Dokument wirkt der Film angenehm „unvollkommen“. „Frei inszeniert“. Improvisiert. Bisweilen. Als pointierter Striptease. Mit Körper, von Seele.
„Tournée“ funktioniert, weil die Ladys „echt“ sind. Sie heißen MIMI LE MEAUX, KITTEN ON THE KEYS, JULIE ATLAS MUZ, EVIE LOVELLE und DIRTY MARTINI. Und gehören zu den angesagtesten Stars dieser Scene. Zeigen, geben, besitzen gehörig Power. Und Dampf. Sind „Kracher“. Mit ihrem eigenwillig-unwiderstehlichen Charme und ihrem feurigen Pfeffer-Humor lassen sie nicht mehr nur Nachtclubs, sondern nun auch Kino-Leinwände erstrahlen. Von „Le Monde“ gab’s begeistert Lob: „Eine Orgie voller Witz und Körperlichkeit; eine Freude für die Augen und fürs Herz, poetisch, lustig, anregend, frech, wunderbar“. Mit auch einem Klasse-Sound(track). Von Screaming Jay Hawkins („Put a spell on You“) bis zu den Sonics („Have Love will Travel“). Ein auch fetziger Klangkörper. .In diesem „Sü-per“-Movie (= 4 PÖNIs).