Ich stelle mal wieder einen hervorragenden Thriller vor, der vorher hierzulande NICHT bereits im Kino zu sehen war, also eine “echte“ deutsche Erstveröffentlichung ist, bei der man sich allerdings einmal mehr fragt, warum solch hochkarätige Thriller-„Ware“ kein Programm-Thema für das hiesige Kino war / ist. 2004 bekam dieser Film, der mit einem für Belgien hohen Etat von 2,5 Millionen EURO budgetiert war und 2003 in Belgien mit über 610.000 Kinobesuchern ein Kassen-Hit war, gleich vier belgische „Oscars“ zugesprochen (= „Joseph-Plateau-Preis“): in den Hauptkategorien Bester Hauptdarsteller, Bester Regisseur, Bester Film sowie Bestes Drehbuch und wurde zugleich von Belgien als Kandidat für eine Auslands-„Oscar“-Nominierung eingereicht:
„TOTGEMACHT – THE ALZHEIMER CASE“ von Erik Van Looy (Co-B + R; Belgien/NL 2002; Co-B: Carl Joos; nach dem Roman „De zaak Alzheimer“ von Jef Geeraerts/1985; K: Danny Elsen; Jo Vermaercke; M: Stephjen Warbeck; 123 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 27.10.2004); ist (nach “Ad Fundum“ und “Shades“) der 3. Kinofilm von ERIK VAN LOOY, basierend auf dem Roman “De zaak Alzheimer“ des flämischen Autoren JEF GEERAERTS (23.2.1930-11.5.2015) aus dem Jahr 1985. Es ist die erste filmische Adaption eines Kriminalromans von Jef Geeraerts, der in seinem Land als “provokanter Schriftsteller“ gilt. Packte er doch in seinem literarischen Umfeld stets Spannungsmotive mit gesellschaftlichen (=gesellschaftskritischen) Hintergrund-Motiven und Einflüssen zusammen.
Wie auch hier: Alternder Auftragskiller kommt nach Antwerpen, um einen neuen Job zu erledigen. Als er dabei aber ein 12jähriges Kind beseitigen soll, verweigert er “den Dienst“. Und beginnt einen Rachefeldzug gegen die Auftraggeber. Was ihn in höchste belgische Gesellschaftskreise bringt. Dabei hat er zugleich mit einem privaten “Dilemma“ zu kämpfen: Angelo Ledda (JAN DECLEIR) leidet an fortschreitendem Alzheimer, hat “Aussetzer“ (schreibt sich z.B. sicherheitshalber Wichtiges aufs eigene Handgelenk auf). Deshalb setzt er sich auch mit den beiden ermittelnden Polizisten in Kontakt, die seiner Leichen-Spur folgen.
Zynischer Polit-Krimi, bei dem es um Kinderpornographie, um Korruption im belgischen Polizei- und Justiz-System und natürlich um diese faszinierende “Alain-Delon Figur“ (“Der eiskalte Engel“/von Jean-Pierre Melville) geht. Hervorragend KALT inszeniert und ebenso großartig vom 58jährigen JAN DECLEIR (“Rosenstraße“ von Margarethe von Trotta/ “Karakter“ / “Antonias Welt“= zwei “Oscar“-nominierte Filme aus Holland und Dänemark) gespielt. Ein brillanter Stoff, ein Meisterwerk des europäischen Thriller-Kinos!!!! (= 4 1/2 PÖNIs).
P.S.: Der Film wurde hierzulande unter verschiedene Titel präsentiert: 2004, als DVD-Premiere, unter „Totgemacht – The Alzheimner Case“, danach hieß er auf DVD auch: „Lost Memory – Killer ohne Erinnerung“ und „The Alzheimer Case – totgemacht; und als er erstmals im ZDF lief, war sein schlichter Titel: „Mörder ohne Erinnerung“.
Erst-Anbieter: “Sunfilm“