Manchmal kommen ganz seltsame, eigenartige Filme ins Kino. Formell ist „TOKYO DRIFTER“ von Seijun Suzuki (Japan 1966; 82 Minuten; Start D: 16.10.1990); ein melodramatisches japanisches Gangster-Epos von 1966. Was aber damals als pure “Massenware“ von der Produktion angeboten und verkauft wurde, sieht sich heute, 24 Jahre später, ganz “anders“ an.
“Tokyo Drifter“ ist ein Ballett-Krimi mit Farben und Typen, ist stilisiert auf die ganze, große Bann- und Gefühlsbreite des Kinos. Sprich auf‘: Liebe, Hass, Action, Gewalt, Tod und immer wieder Musik.
Als auf dem Filmfestival von Edinburgh 1988 der Japaner Seijun Suzuki mit seinen wenigen Filmwerken entdeckt wurde, war der Durchbruch in und für Europa geschafft. Suzuki verbindet unterhaltsame Billig-Motive des Genrefilms mit abstrakten, ironischen Bildern. Aus einer klassischen Geschichte um zwei rivalisierende Gangsterbanden und einem einsamen “Samurai-ähnlichen“ Helden wird eine zerrissene, doppelbödige, radikale Showballade. Bei der nichts so ist, wie man es vermutet. Bei der Farben und Symbolik alles bedeutet. Kino, das ist hier: Der Held, die Rituale, die Gesten, die Sprüche, die unglückliche Liebe, der Wahn der Macht, die Choreographie der Bewegungen, der zelebrierte Tod. Und: Die Musik, der Schlager.
Ein ungewöhnlicher, ein interessanter Film. „Tokyo Drifter“ ist etwas für entdeckungsfreudige, neugierige Kinogänger (= 3 PÖNIs).