TODESZUG NACH YUMA

PÖNIs: (4/5)

„TODESZUG NACH YUMA“ von James Mangold (USA 2007; B: Michael Brandt, Derek Haas; basierend auf der Kurzgeschichte „Three-Ten to Yuma“ von Elmore Leonard/1953; K: Phedon Papamichael; M: Marco Beltrami; 122 Minuten; deutscher Kino-Start: 13.12.2007).

Der 43-jährige New Yorker Drehbuch-Autor und Regisseur zählt dank Filmen wie „Cop Land“ (1997/mit einem überragenden Sylvester Stallone); „Durchgeknallt“ (Nebendarsteller-„Oscar“ für Angelina Jolie) und vor allen Dingen durch das Johnny-Cash-Biopic „Walk The Line“ (Joaquin Phoenix/“Oscar“ für Reese Whiterspoon; s. Kino-KRITIK) zu den „oberen Regie-Talenten“ Hollywoods. Hier adaptiert er einen Schwarz-Weiß- Hollywood-Western-Klassiker aus dem Jahr 1957: „3:10 To Yuma“ von Delmer Daves (mit Glenn Ford/Van Heflin); deutscher Kinotitel: „Zähle bis drei und bete“. Das Lexikon des Internationalen Films urteilt begeistert: „Perfekt inszenierter und ausgezeichnet gespielter Western, mit differenzierter Charakterzeichnung“. Basierend auf der gleichnamigen (1953 veröffentlichten) Kurzgeschichte von ELMORE LEONARD entwickeln die beiden Drehbuch-Autoren Michael Brandt und Derek Haas sowie Regie-Fuchs Mangold heute erneut einen exzellenten Psycho-Western, in dem sich Moral und Gesetzlosigkeit ein tückisches Gefecht liefern.

Farmer Dan Evans, ein ehemaliger Elite-Soldat, steht vor dem Ruin. Der aufrechte Mann ist verschuldet, soll mit Frau und Sohn seine Farm verlassen. Eine (Überlebens-)Chance bietet ein Deal: Wenn er – mit ein paar Getreuen, darunter Pinkerton-Detektive – einen gefürchteten und endlich gefangen genommenen Banditen zur entlegenen Bahnstation bringt, wo dieser dann ins Staatsgefängnis gebracht werden soll, bekommt er 200 Dollar Belohnung. Dan Evans ist einverstanden, obwohl es sich bei dem Outlaw um den ebenso charismatischen wie mörderischen Ben Wade handelt. Dessen Bande natürlich nichts unversucht lässt, ihren Boss auf dem Weg zum Bahnhof zu befreien.

Die starke Folge: Ein schnörkelloser, raffinierter und dauer-spannender Western. Mit vielen aufregenden Motiven, Situationen, Figuren. Zugleich entwickelt sich hier eine vielschichtige Charakter-Studie, mit exzellenter Besetzung und einem packenden Action-Finale. Moral-Motto: „Lässt du dich, bei all deinen Sorgen + Nöten, von einem abgefeimten Schurken bestechen oder hältst du, trotz aller Widrigkeiten, an deinen Werten fest und lieferst IHN dem Gesetz aus? Falls du dazu/falls ES DAZU überhaupt kommt?“ Die letztlich „12 Uhr mittags“-(Feigheit-)Situation ebenso wie die Vorwegnahme der Italo-Western-Atmo: Niemand ist NUR-gut, niemand ist aber auch NUR grund-schlecht. Halt, bis auf den aufregendsten Neben-Akteur der letzten Zeit: Der bis dato ziemlich unbekannte BEN FOSTER (gerade im Horror-Thriller: „30 Days of Night“) spielt den treuen Banditen-Komplizen Charlie Prince mit einer solchen (= geradezu wunderbar schaurig-gruseligen) Intensität, dass man glaubt, der sadistisch-kaltblütige Filmschurke KLAUS KINSKI („Leichen pflastern seinen Weg“) sei wieder auferstanden.

Dabei hat er ebenso hochkarätige wie vorzügliche HAUPTakteure um sich: „Oscar“-Star RUSSELL CROWE („Gladiator“/noch mit „American Gangster“ im aktuellen Programm) gibt dem Ober-Schurken Wade ein prächtig differenziertes Charisma/einen hochspannenden Charakter; Multi-Talent CHRISTIAN BALE („American Psycho“; „Batman Begins“; „Prestige – Die Meister der Magie“) verleiht seinem wacklig-„edlen“, in jeder Hinsicht verletzten Farmer tiefe Dichte und Glaubwürdigkeit, kommt als gequälter Seelen-Typ aufregend-überzeugend ‘rüber. Zwei phantastische Duell-„Brüder“, in einem GROSSARTIGEN, modernen Western. Auch hier: tolles Genre-/klasse Unterhaltungskino in Augenschmaus-Cinemascope. Dass in einem weiteren pikanten Nebenpart/auf einem weiteren atmosphärischen Typen-Schauplatz auch der souveräne Old-Boy PETER FONDA mit von der zynischen Jagd ist, darf nicht unerwähnt bleiben, auch er läuft kurz zu Höchstform auf.

Also: DER WESTERN LEBT … UND WIE!!! (= 4 PÖNIs).

Teilen mit: