TOD AUF DEM NIL

PÖNIs: (4/5)

„TOD AUF DEM NIL“ von und mit Sir KENNETH BRANAGH (Co-Produktion + R; USA 2019; Co-Produktion u.a.: Ridley Scott; B: Michael Green; nach dem gleichn. Roman von AGATHA CHRISTIE/1937; K: Haris Zambarloukos; M: Patrick Doyle; 127 Minuten; deutscher Kino-Start: 10.2.2022);

UNTERHALTSAMER THRILLER. Titel = „TOD AUF DEM NIL“. Von und mit Sir KENNETH BRANAGH (Co-Produktion + R; USA 2019; nach dem gleichn. Roman von AGATHA CHRISTIE/1937; Co-Produktion: Ridley Scott u.a.; B: Michael Green; K: Haris Zambarloukos; M: PATRICK DOYLE; 127 Minuten). Fakten: Dieser 1937 erschienene, vorwiegend in Ägypten angesiedelte Roman um den belgischen Meisterdetektiv HERCULE POIROT zählt zu den bekanntesten Werken von Agatha Christie. Die deutsche Erstausgabe wurde vom Scherz-Verlag 1959 unter dem Titel „Tod auf dem Nil“ herausgegeben; 2005 erschien eine neue Übersetzung von Pieke Biermann im S. Fischer-Verlag. Agatha Christie adaptierte den Roman selbst für die Bühne; die Premiere fand am 17. Januar 1944 im Dundee Repertory Theatre unter dem Titel „Hidden Horizon“ statt. Am 19. März 1946 hatte das Stück Premiere im Londoner West End unter dem Titel „Murder on the Nile“. Die Broadway-Premiere fand am 19. September 1946 in New York statt. Der Roman wurde 1978 mit einer hochkarätigen Besetzung (David Niven; Mia Farrow; Bette Davis; Maggie Smith; Angela Lansbury; Jane Birkin …) – unter der Regie von John Guillermin – verfilmt. Den Part des Hercule Poirot spielte in „Tod auf dem Nil“ SIR PETER USTINOV. So wie in noch fünf weiteren Agatha Christie-Verfilmungen. Für die TV-Serie „Agatha Christie’s Poirot“ wurde der Roman 2004 mit DAVID SUCHET als Poirot adaptiert. Für die aktuelle Neuverfilmung übernahm KENNETH BRANAGH sowohl die Regie als auch die Hercule Poirot-Hauptrolle. DIE er 2016/2017 erstmals für „Mord im Orient-Express“ spielte (s. Kino-KRITIK/3 PÖNIs), wobei die internationale Kritik urteilte, dass die Orient-Express-Verfilmung von 1978 um einige Qualitätsangebote besser sei. Da jedoch die internationale Einnahme mehr als 350 Millionen Dollar betrug (bei Produktionskosten von 55 Millionen), wurde heuer erneut Kenneth Branagh mit der Verantwortung für den neuerlichen Christie-Krimi beauftragt.

Mit dem Zusatz-„Schmankerl“, dass wir sogleich neu erfahren, warum Poirot diesen „exotischen“ Oberlippenbart trägt. Weil er nämlich einst in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs nicht nur eine ganze Kompanie instinkt-tapfer vor dem Tod bewahrte und dabei selbst im Gesicht verletzt/entstellt wurde und er dies nun fortan – traumatisiert – „verhüllen“ will (ohne dass dies im Originalroman vorkommt). Ansonsten ist der Plot reichlich bekannt. Hercule Poirot plant Ferien. An Bord eines glamourösen Schaufelraddampfers in Ägypten. Wo sich ein „gehobenes“ Ensemble versammelt. Tadellos gekleidete Reiche. Beziehungsweise solche, die sich „so“ „affig“ aufführen. Aber was interessiert das Poirot, wenn er doch Urlaub beansprucht. Dann aber schlägt, typisch Agatha, das Schicksal gemein zu. Bedeutet – die frisch verheiratete Linnet Ridgeway Doyle wird tot aufgefunden. Was natürlich Hercule Poirot in Bewegung versetzt. Um die genügend boshaften Wendungen aufzufangen. Und zu entwerten.

Die Adaption ist gelungen. Wobei Poirot zu Höchstermittlungsform aufläuft. Irgendwie, ist zu spüren, kann ER mit luxuriöser Dekadenz inmitten dieses mörderischen Pulks mehr anfangen als die eigentlichen Verursacher damit. Weiterhin ein Plus: diese märchenhaft-opulente Optik. In Richtung Raddampfer. Oder Pyramiden. Oder wenn ein Tempel von Abu Simbel von einem Sandsturm „massakriert“ wird. Toll. Und dann diese inspirierenden Innereien. In denen Frauen emanzipatorische Töne von sich geben. Wenn sie dem angekühlten Hercule einen „eitlen Fatzke“ vorwerfen. Währenddessen dieser sich aufmacht, seine Enthüllungskanonaden auszubreiten. Vor, zum Beispiel, der epischen Kulisse der weitläufigen Wüsten. Wobei, wie beeindruckend  –  „Tod auf dem Nil“ wurde 2019 mit 65mm Panavision -Kameras eingefangen, was zu einem Bilderschmaus ausartet. Sprich – zu empathisch-luxuriöser Agatha Christie-Hercule Poirot-Nostalgie, mit exotischem Show-Programm.

Man nenne die Stars. Als da neben Kenneth Branagh wären: Die immer attraktive, hier aber ziemlich stockige GAL GADOT („Wonder Woman“/2017); die verbitterte Witwe Euphemia ANNETTE BENING („Jahrhundertfrauen“/2016; „Golden Globe“ für den Part einer erfolgreichen lesbischen Ärztin in „The Kids Are All Right“/2010); ARMIE HAMMER; LETITIA WRIGHT („Black Panther“); TOM BATEMAN; RUSSELL BRAND als Dr. Windlesham oder SOPHIE OKONEDO als energische Blues-Sängerin; SIE-ALLE sorgen für eine ziemlich vergnüglich-bösartige Tour, die allerdings gut und gerne einige Ironie-Einschläge-mehr vertragen hätte. Also bitte gerne demnächst dran-denken, bei der nächsten Agatha Christie-Bunte Bühne-Spannungs-Adaption, mit Komödien-Fieber, die sich bereits in Kino-Planung befindet (= 4 PÖNIs).

Teilen mit: