THE ZONE OF INTEREST

PÖNIs: (5/5)

EWIGES ENTSETZEN. DAUERHAFTE FASSUNGSLOSIGKEIT. SCHMERZEN OHNE ENDE. Titel =  „THE ZONE OF INTEREST“ von JONATHAN GLAZER (B + R; USA/GB/Polen 2021/2022; freie Verfilmung des gleichnamigen Romans von Martin Amis/2014 / deutscher Titel: „Interessengebiet“; K: Lukasz Zal; M: Mica Levi; 106 Minuten; deutscher Kino-Start: 26.02.2024). 

Das Konzentrationslager Auschwitz, kurz auch KZ Ausschwitz, Auschwitz oder zeitgenössisch K.L. Auschwitz genannt, war der größte deutsche Komplex aus Gefangenenlagern zur Zeit des Nationalsozialismus. Der Lagerkomplex bestand aus drei sukzessive ausgebauten großen Konzentrationslagern und vielen Außenlagern. Auschwitz hatte eine Doppelfunktion als Konzentrations- und Vernichtungslager. Der Lagerkomplex befand sich im vom Deutschen Reich annektierten Teil von Polen. Die SS betrieb den Lagerkomplex von 1940 bis 1945 am Westrand der polnischen Stadt Oswiecim (dt.: Auschwitz).

Im Mittelpunkt der Handlung von „The Zone of Interest“ steht die Familie von Rudolf Höß, von Mai 1940 bis November 1943 Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz. Die Hauptrollen übernahmen CHRISTIAN FRIEDEL (Rudolf Höß) und SANDRA HÜLLER (Hedwig Höß).

Ich habe im Frühjahr 1963 an einer Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz teilgenommen. Veranstalter war die SPD-nahe Westberliner Jugendorganisation „Die Falken“. Was ich dort „nah“, „praktisch“ gesehen und gefühlt habe, war und ist und bleibt unvergessen. Seitdem bin ich immer wieder entsetzt, fassungslos, tief bewegt, berührt, wenn Themen und Gespräche mit Auschwitz-Elend zu tun haben.

Jetzt dieser Film. „THE ZONE OF INTEREST“. Der mich innerlich enorm aufgewühlt hat. Der bei mir die innere Stätte „Auschwitz“ gedanklich, seelisch, betroffen, also furchtbar neu, hervorholte. Dabei aber „Bilder“ wegließ. Sondern die „andere Seite“, die mörderische, „nur“ beobachtete. Was das Kino-Sehen enorm verschlimmerte.

Meine zahlreichen  Versuche, hier eine „normale“ Kritik zu formulieren, gelangen mir nicht. Zu sehr wühlte mich das Thema Auschwitz auf. Schlug optisch und verbal auf mich wieder ein. Mit den Vor-Ort-Fakten und -Bildern von damals. Und mit viel entsetzlicher Wut über DAS, was Menschen Menschen widerliches, grauenvolles, elendes-ekliges anzutun verstehen.

Ich bitte um Verständnis, ich kriege diesmal keine Themen- und Kino-Distanz hin. Ich sehe, beobachte, erkenne zu-viel Auschwitz. Was mich teils-„verrückt“ macht. Die ewige Wut. Wühlt. Stark. Wieder einmal. Und das ist gut so.

Will auf mehrere Zitate des Autoren-Regisseurs JONATHAN GLAZER aus dem „Süddeutsche Zeitung“-Interview vom 26. Februar 2024 verweisen: „Üblicherweise erzählen Filme von den Opfern. Wir sollen uns mit ihnen identifizieren, und das ist auch wichtig. Aber wir sollten auch die Täter im Blick haben, sonst machen wir es uns zu leicht. Man vermeidet das gerne, wohl aus Angst, was wir entdecken könnten. WIR FÜRCHTEN UNS DAVOR, IN DEN TÄTERN GANZ NORMALE MENSCHEN ZU SEHEN. Menschen wie uns. Aber das waren sie. Und genau ist das Monströse. Dass ganz normale Menschen zu so etwas fähig sind. Wir lullen uns gerne damit ein, dass wir damit nichts zu tun haben. Wir dämonisieren die Täter als böse, als Monster, und halten sie uns so vom Leib. Es ist eine schwierige Erkenntnis, dass ganz normale Leute zu den grausamsten Dingen fähig sein können“. …..  „Ich wollte diese Figuren nicht fetischisieren. Kino tut das. In vielen Filmen, die vom ‚Dritten Reich‘ erzählen, werden die Nazis heroisiert, auch wenn das bestimmt unbeabsichtigt ist. Aber sie sehen elegant und schneidig aus, man filmt sie von unten, schaut zu ihnen auf. Man macht Filmbösewichter aus ihnen und verwandelt den wahren Horror in ein bloßes Genre. Ich wollte auf keinen Fall dazu beitragen, diese Menschen in irgendeiner Form aufzuwerten. Ich wollte sie beobachten, wie mit Überwachungskameras. Außerdem wollte ich nicht, dass die Geschichte museal wirkt. Es musste mit einem gewissen Maß an Dringlichkeit und Alarm erzählt werden. ES SOLLTE SICH GEGENWÄRTIG ANFÜHLEN, WEIL DAS THEMA GEGENWÄRTIG IST“. 

Dieser Film ist das beste, weil bedeutendste, weil wirkungsvollste KINO-Pflichtprogramm, das wir uns momentan antun sollten, besser: müssen.

In diesem Jahr wird schließlich hierzulande viel gewählt, und „Nazi-Pannen“ dürfen wir uns nicht leisten  (= 5 PÖNIs).

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