THE HATE U GIVE

„THE HATE U GIVE“ von George Tillman, Jr. (Co-Produzent + R; USA 2017/2018; B: Audrey Wells; nach dem gleichn. Roman von Angie Thomas/2017; K: Mihai Malaimare Jr.; M: Dustin O’Halloran; 133 Minuten; deutscher Kino-Start: 28.02.2019); der packende, zeitgenössische Streifen basiert auf dem gleichnamigen (New-York-Times-)Bestseller-Roman der 1988 in Jackson, Mississippi geborenen Autorin ANGIE THOMAS. Im Vorjahr wurde er mit dem renommierten „Waterstone’s Children’s Book Prize“ sowie hierzulande mit dem „Deutschen Jugendliteratur-Preis“ ausgezeichnet. Der Titel stammt stammt von einem Albumtitel des (1996 getöteten) US-Rappers Tupac Shakur und bezieht sich auf den Rassenhass, den das amerikanische System beinhaltet: „THE HATE U GIVE LITTLE INFANTS FUCK EVERYBODY“. Der Hass, den viele auf sich selbst gerichtet sehen. Empfinden. Der Hass, der an die nächste (junge) Generation weitergegeben, vermittelt, wird und dann von dieser an die weitere nächste Generation. Der ewige Hass-Kreislauf.

Der afroamerikanische US-Regisseur George Tillman, Jr., Jahrgang 1969,  ist hierzulande vor allem durch seinen Rache-Streifen „Faster“ (2010/s. Kino-KRITIK) bekannt geworden. Einmal mehr lautet hier sein Grund-Tenor: Der Rassismus in und unter uns. Den die junge Generation schnell zu spüren bekommt. Wie die 16-jährige Starr Carter (AMANDLA STENBERG/“Colombiana“). Die lebt in einer (fiktiven) afroamerikanischen Kleinstadt-Gemeinde mit hoher Kriminalitätsrate, die gut und gern auch Oakland, FERGUSON oder Sanford heißen könnte, also mit jenen Orten in Verbindung zu bringen ist, in denen es vor einiger Zeit zu gewalttätigen Konfrontationen zwischen schwarzen Einheimischen und weißen Polizisten gekommen ist. Mit bekannten, schlimmen, tödlichen Folgen. Tagsüber geht Starr auf eine privilegierte Privatschule, in die vornehmlich Weiße gehen, danach befindet sie sich in ihrem Nebenan-Reizzentrum, aus dem ihre Mutter gerne längst fortgegangen wäre. Doch Starrs Vater und Ehemann Maverick „Mav“ Carter (RUSSELL HORNSBY) will sich nicht „vertreiben“ lassen. Hat seine Kinder darauf „trainiert“, die „speziellen Gesellschaftsregeln“-hier zu kennen und vor allem: zu akzeptieren. Dieses extreme Wandeln zwischen Schwarz und Weiß hinzunehmen. Als aber ein guter Freund aus Kindertagen bei einem polizeilichen Routine-Einsatz von einem weißen Beamten erschossen wird, beginnt für die junge Frau ein einziges Spießrutenlaufen. In der Konfrontation zwischen ihren zwei Welten. Die ihr mächtig zusetzen. Und wo jeder auf seine Weise „Gerechtigkeit“ verlangt. Zudem „verkünden“ die Medien ab sofort ein, im wahrsten Sinne, brandheißes, landesweites Protest-Thema.

Im vorigen Jahr, so berichtete es die „Washington Post“, wurden 229 Schwarze in den USA von Polizisten im Dienst getötet. Ein Drittel war jünger als 29 Jahre, 123 Opfer hatten eine Waffe bei sich. Der Film „The Hate U Give“ will aber keine Verallgemeinerung, sondern setzt auf EIN „Vorkommnis“ als Beispiel, wie darauf reagiert wird. Starr Carter muss ganz schnell erwachsen werden und bald herausbekommen, was sie eigentlich will. Muss ihre eigene Identität finden, um ihre wirklichen Wünsche und tatsächlichen Sehnsüchte endlich formulieren zu können. Der Film geht dabei letztlich vergleichsweise „sanft“ mit ihr um.

Eine Entdeckung: Die 20-jährige AMANDLA STENBERG („Die Tribute von Panem – The Hunger Games“) im Part der Starr Carter. Unaufdringlich, kraftvoll, mit einer atmosphärischen Sensibilität überzeugend. Eine bemerkenswerte Persönlichkeit.

„Mein Film ist ein Aufruf zu mehr Empathie und Toleranz“, erklärt George Tillman Jr. (im „Filmecho/Filmwoche“-Interview/Ausgabe 4/19). Vermeidet plakative Anschuldigungen. Bleibt ständig auf Augenhöhe mit seiner jungen Protagonistin und ihrem Ringen um Begreifen und Erklären. Ein komplexes Thema als spannender Kopf-Film, dessen Gedanken unbequem, aber doch in Richtung Hoffnung(en) zielen. „The Hate U Give“ sollte auch im hiesigen, engagierten Schul-Kino platziert werden (= 4 PÖNIs).

 

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