THE HARDER THEY FALL

PÖNIs: (4/5)

„THE HARDER THEY FALL“ von Jeymes Samuel (Co-B, Co-Produzent + R; USA 2020; Co-B: Boaz Yakin; K: Sean Bobbitt; Miahi Malaimare Junior; M: Jaz-Z; Jeymes Samuel; 137 Minuten; Heimkino-Netflix-Start: 03.11.2021);

WESTERN-POWER. So was gibt es immer noch? Beziehungsweise Wieder? YES. Passender Titel = „THE HARDER THEY FALL“. Von JEYMES SAMUEL (Co-B, Co-Produzent + R); USA 2019/2020; 137 Minuten. Ist hierzulande im HEIMKINO-Programm von NETFLIX (ab 3.11.2021) gestartet. Von wegen Jeymes Samuel-Persona: Geboren am 27. Juli 1979 in London; aktiv als Drehbuch-Autor, Singer-Songwriter, Musik-Produzent und Filmregisseur. Anfang 2013 drehte er den rund einstündigen Film „They Die By Dawn“, zu dem er auch das Drehbuch verfasst hatte. Der Titel nimmt Bezug auf Samuels Debüt-Album „They Die By Dawn & Other Short Stories“, das er im Juli 2013 unter seinem Künstlernamen THE BULLITTS veröffentlichte. Sein Debüt-Lang-Spielfilm sortiert jetzt den amerikanischen Western neu. Motto: Ende des vorvorigen Jahrhunderts existieren Regionen, in denen überwiegend Afroamerikaner leben. Und herrschen. Als Cowboys, Farmer, Banditen und Marshals. Als egozentrische Prediger, junge, von sich voll überzeugte, heißblütige „Gewinner“-Hitzköpfe, als hitzige Rächer UND wütende, mit grimmigen Sprüchen mitmischende Frauen, deren Brutalität Männer-gleich enorm ist. Sie vermögen alle vortrefflich zu ballern und benehmen sich alles andere als zimperlich. Schließlich regeln Outlaws und Gerechte die Regeln. Die da lauten – wir klauen, morden zusammen und existieren gewinnend. Wer nicht mitspielt, wird – wie jeder Gegner – gnadenlos abgemurkst. „Je härter Sie fallen“ setzt im Übrigen auf Story-Fiktion und auf echte Cowboys, Gesetzeshüter und Gesetzlose: Nat Love (JONATHAN MAJORS) war zum Beispiel Cowboy; Rufus Buck (IDRIS ELBA) ein Bandit; Cherokee Bill (LaKEITH STANFIELD) ein Gesetzloser; Stagecoach Mary (ZAZIE BEETZ) war eine erfolgreiche Postzustellerin, während Trudy Smith (REGINA KING) – als robuste, schnoddrige Anführerin von Bucks Gang – sowieso nie Interesse an übertrieben guter Laune hat. Ganz im verdammten Gegenteil. Um nur einige zu nennen. Deren Leben verlief anders, was Regisseur Jeymes Samuel freimütig gesteht. Aber für Western-Liebhaber wird deutlich, dass der Weste(r)n nicht allein bekannten Ruchlosen wir Calamity Jane, Wyatt Earp und Billy The Kid oder Pat Garret gehört(e). Wobei der Autoren-Regisseur die Sklaverei in seinem Langfilmdebüt außer Acht lässt. Seine Protagonisten sind frei. Und können sich deshalb „austoben“: das Trauma früherer Leibeigenschaft behindert sie nicht. Was die Anzahl der Hingemetzelten erheblich steigert. Während mittlerweile Rufus IDRIS ELBA Buck philosophiert. Über den schmutzigen Zustand dieser kaputten Welt. Ach ja, seufz.

Outlaw Nat Love erfährt, dass sich sein Ex-Kumpel, der skrupellose Bandit Rufus Buck (IDRIS ELBA; den wir als Titelhelden und „Golden Globe“-Preisträger John Luther aus der gleichnamigen britischen TV-Krimi-Serie schätzen), auf freiem Fuß befindet. Was die Rachestimmung hochkochen lässt. Denn unvergessen: Buck tötete vor zwanzig Jahren seine Eltern, ließ ihn aber – mit einem Kreuz auf der Stirn – überleben. Es wird Zeit, sich mit seiner Truppe nach Redwood City zu begeben, um dort für späte „Gerechtigkeit“ zu sorgen. Aber, natürlich, auch Rufus Buck hat eine äußerst schlagkräftige Gruppe um sich versammelt. Der Western-Countdown sitzt in den Startlöchern. Bereitet sich lautstark vor. Stimmt sich schon mal mit Duellen auf Nebenschauplätzen ein. SERGIO LEONE („Spiel mir das Lied vom Tod“) winkt. Dabei geht es hier weniger um Hier-Gut, Dort-Böse-Startlöcher, sondern mehr um unterschiedliche Business-Interessen. Auch damals schon entscheidet Geld-Haben oder Nichts-Besitzen die Macht-Positionen. Wohlwissend: „Eine Bank auszurauben ist ganz leicht – es ist nur schwer, dabei niemanden zu töten“. Was zu beweisen ist. Auch bei der faszinierenden Tönung: Der Sound von Beyoncé-Gatte Shawn Corey Carter = Jay-Z und Jeymes Samuel setzt sich stimmungsvoll zwischen RAP und Tango; zwischen Choral und heimatlichen Landschaftsklängen. Lässt die typischen Western-Motive und Brutalo-Visagen opulent hell, angemessen dunkel sowie schräg-bewegend klingen. Ennio Morricone stimmt aus der Ferne gedanklich mit. Was für ein Western 2021. Die Anspielungen positionieren sich, ohne viel Staub aufzuwirbeln und treiben mitunter die Ironie auf die Spitze, wenn wir zum Beispiel auf ein weißes Dorf blicken, wo tatsächlich nicht nur die Menschen komplett „weiß“ ausgestattet, also gekleidet sind, sondern auch sämtliche Gebäude. In der Tat: WESTERN GOES ACTION-POP trifft es hier knallig-deftig (= 4 PÖNIs).

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