„THE DEAD DON’T DIE“ von Jim Jarmusch (B + R; USA 2018; K: Frederick Elmes; M: SQÜRL = Jim Jarmusch & Chris Logan; 105 Minuten; deutscher Kino-Start: 13.06.2019); meine schlechte Güte – er gilt als DIE Ikone des amerikanischen Independent-Films: James R. Jarmusch, der sich JIM JARMUSCH nennt, geboren am 22. Januar 1953 in Cuyahoga Falls, Ohio. Was haben wir Werke wie „Stranger Than Paradise“ (1984/s. Kino-KRITIK); „Down by Law“ (1986); „Night On Earth“ (1991) oder „Coffee and Cigarettes“ (1986/1989/2003/s. Kino-KRITIK) und „Broken Flowers“ (2005/s. Kino-KRITIK) geliebt. Aufgesogen. Sehr gemocht. Doch was er uns jetzt abliefert, ausgerechnet noch als Eröffnungsfilm der Neulich-Filmfestspiele von Cannes, ist „irregulär“. Einfach: NICHTS. Ohne Inhalt, Seele, Spaß. Sondern nur eine ganz simple Zombie-Geschichte. Mit einigen laxen „Verrenkungen“.
Die in der amerikanischen Provinz angesiedelt ist, wo bekanntlich die „etwas geistig Gemächlichen“ leben und nun die Sonne ständig scheint. Auch spät abends. In Centerville. Und wo eines Tages Zombies auftauchen. Schuld an deren Verwesungsauferstehung: polares Fracking. Wird behauptet. Der Mensch hat erst das Klima und nun sich selbst ruiniert. Wird – nebenbei wie alibihaft – erklärt. Denn Jarmusch interessiert sich nicht wirklich für wirkliche heutige Ursachen von Umweltschäden und Auswirkungen, sondern setzt auf das Draufhalten in Promi-Gesichter, die voll inhaltsleer in die Gegend schauen und ständig irgendwas vor sich hin brabbeln. Während es sich die schlurfenden Untoten „schmecken“ lassen.
Die Beteiligten sind namhaft: TOM WAITS mimt einen ständig übel gelaunt herum-murmelnden Vollbart-Einsiedler und Waldschrat; STEVE BUSCEMI, mit rotem KAWA-Basecap ausgestattet („Keep America White Again“), imitiert kreischend einen miesen-fiesen Ami-Farmer-Rechtsaußen, der seinen Hund Rumsfeld nennt (Achtung: Ha-Ha); BILL MURRAY bewegt sich als stoischer Polizist kaum und zeigt nur „Gesichts“-Präsenz; sein Kollege ADAM DRIVER erklärt, „das Drehbuch zu kennen“ und deshalb mehr zu wissen; und ab und zu hüpft TILDA SWINTON als aus Schottland stammende Bestattungsunternehmerin durch die öde Szenerie, um mit einem Samurai-Schwert herumzufuchteln. Witzig: Das erste Zombie-Paar besteht aus einem vergleichsweise „solide erhaltenen“ Rocker-Paar, hinter dessen Maske sich immerhin – als Insider-Joke – Iggy Pop und Jarmuschs Lebensgefährtin Sara Driver verbergen. Und erst mal Kaffee trinken, bevor es ans (Zu-)Beißen geht. Dazu wird das Themenlied „The Dead Don’t Die“ – gesungen von Sturgill Simpson – mehrmals aufgeboten, „ist doch schließlich der Titelsong“.
Am Ende rollen Köpfe. Gierige Zombies als laue Metapher: Amerika ist nicht mehr zu helfen. Alles Mist. Von Klima bis Konsum. Wir haben es verkackt. Waren zu gierig. Mag sich Jim Jarmusch gedacht haben. Doch mit nur einigen Anspielungen, Mainstrem-Zitaten auf die Gleichgültigkeit und (Zombie-)Auswüchse von Trump-America zu zielen, ist nicht abendfüllend. Seiner Lästerei fehlen wirkende lakonische Coolness wie durchtrieben-krasse Attacken mit Unterhaltungs- und nicht Langeweile-Geschmack. Jarmusch, der sich 2016 schon mit „Paterson“ verhob (s. Kino-KRITIK), müsste mal seinen verstaubten Intellektuellen-Turm verlassen, um sich mehr – und vor allem politisch „bissiger“ – zu erden. Reiz und Spannung jedenfalls bleiben bei diesem Provinz-Zombie-Movie von JIM JARMUSCH voll auf der langweiligen Strecke (= 2 PÖNIs).