THE BALLAD OF LEFTY BROWN

„THE BALLAD OF LEFTY BROWN“ von Jared Moshé (B + R; USA 2016; K: David McFarland; M: H. Scott Salinas; 111 Minuten; deutscher Heimkino-Start: 24.5.2018); „He Never Wanted To Be The Hero“, lautet der Untertitel und drückt es schon aus: Wir haben es hier, mit diesem Lefty Brown (BILL PULLMAN), nicht mit einem edlen oder schmutzigen Outlaw zu tun, sondern mit einer ausgesprochen biederen Person, die sich im Leben und überhaupt gerne ständig in der „zweiten Reihe“ aufgehalten hat. Sozusagen als ein „Sancho Panza“, der – seit über vier Jahrzehnten – immer im Schatten seines „Don Quijote“ mit lief. Loyal. Als Kumpel. Freund, Beschützer von beziehungsweise für: Farmer Edward Johnson (PETER FONDA). Ernst genommen hat man ihn in der Umgebung dabei fast nie. Er war irgendwie zum „Schattenmann“ degradiert, dessen Anwesenheit niemanden erschreckte oder sonderlich interessierte. Selbst als er in ganz jungen Jahren einer Bande von Revolverhelden angehörte, galt er durchaus als „eigentlich entbehrlich“. Bis er eben bei Edward Johnson vor vielen Jahren landete, anheuerte, der ihn schätzt und achtet, der jetzt aber zum – allerdings – politischen Angriff bläst und beabsichtigt, als Senator nach Washington umzusiedeln. Doch bevor es dazu kommt, wird Edward Johnson von Pferdedieben erschossen. Lefty ist konsterniert. Wütend. Fühlt sich herausgefordert. Und rafft sich auf, selbst nach den Mördern zu suchen. Alleine. Doch unterwegs stößt er auf zwei „exotische“ Unterstützer: auf den jungen Revolverhelden Jeremiah (DIEGO JOSEF) und den versoffenen U.S. Marshall Tom Harrah (TOMMY FLANAGAN). Was für ein Loser-Gespann. Wobei sich herausstellt, dass hinter allem hier weit mehr steckt als nur ein profaner tierischer Diebstahl. Motto: Die „hohe Politik“, das aggressive Machtstreben einiger übler Entscheider, spielt eine gewichtige Rolle. Im schmutzigen, intriganten Wilden Westen anno 1889. Wo Lefty Brown schließlich selbst zum Angeklagten wird, was ihn letztlich noch „empörender herumtun“ lässt.

Ein kleiner, feiner, Charakter-starker Western. In dem es nicht so sehr um Duelle, sondern um eine „Erzählung“ mit reizvollem Personal und viel gesellschaftlicher Aufbruchsstimmung bei schäbigem Hintergrund geht: „The Ballad of Lefty Brown“ ist kein beinharter, kompromissloser Gut-Böse-Fight, sondern eine an seinen Figuren spannend interessierte – eben Western-Ballade. Mit gedanklichen Ruhepausen, pointierten menschlich-schicksalhaften Verweisen und ohne lähmende Nebenstränge. Denn dass der Gouverneur namens James Bierce (JIM CAVIEZEL) nicht unbedingt mit sauberer Macht-Moral ausgestattet ist und eigennützig intrigant politisiert, wird bald erkennbar. Die „Großen“ tricksen, die „Kleinen“ sollen mitmachen oder untergehen. Lefty Brown hat was dagegen.

Dieser binnen 20 Tagen unter anderem in Montana im September 2016 hergestellte Streifen ist etwas für „andere“ Western-Liebhaber. Motto: Wenn DIE aus der zweiten Reihe auftauchen, um eine Art von Doch-Gerechtigkeit wenigstens zu probieren. Obwohl sie eigentlich „dafür“ überhaupt keine (Helden-)Lust verspüren. BILL PULLMAN („Independence Day“) kitzelt fein den Außenseiter heraus, der in die Verantwortung muss; „Farmer“ PETER FONDA („Easy Rider“) gibt sich kurz die Ehre, und James „JIM“ CAVIEZEL („Die Passion Christi“) präsentiert als Drecksack von Mandatsträger den schmutzigen Trump-Dampf-Rammer. Bis ihn ein Lefty Brown „behelligt“.

Schönes, clever unterhaltsames Stück von Indie-Western-(Heim)-Kino (= 3 1/2 PÖNIs).

Anbieter: „EuroVideo“.

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