TATORT: DER STILLE GAST (9.9.2012) – GAST-KRITIK von Pönis Red.-Assistent Mario Müller

PÖNIs: (5/5)

Pöni ermutigte mich, eine wichtige Kritik-Archiv-Lücke zu stopfen, was ich hiermit gerne tue, sodass die folgende Kritik zum heutigen Wiederholungs-„Tatort“ aus meiner Feder bzw. Tastatur stammt.

„Er kommt einfach durch die Wand“. Eine Frau wählt den Polizeinotruf, sie hat Todesangst. Wir Zuschauer sehen nicht, was genau passiert, das Kopfkino erledigt den Rest. Der Kieler Kommissar Borowski (Axel Milberg) und seine Kollegin Sarah Brandt (Sibel Kekilli) begreifen schnell, dass sie es mit einem durchgeknallten, hochprofessionellen Psychopathen zu tun haben, der es auf junge Frauen abgesehen hat. Sie in ihrer eigenen Wohnung unbemerkt belauert, technisch versiert ausspioniert. Ein gruseliger Thriller anstatt eines biederen Krimis. Wer ist dieser Typ? Was ist sein Motiv? Als ihm am Tatort Polizistin Brandt unwissend über den Weg läuft, hat er sein nächstes Opfer gefunden. Nichts scheint ihm zu riskant. Dazu passt dann auch, dass Regisseur Christian Alvart, der auch die fünf Action-lastigen „Tatorte“ mit Til Schweiger inszenierte, Alfred Hitchocks legendäre Dusch-Szene aus „Psycho“ zitiert, mit Sarah Brandt als Marion Crane. Der Zuschauer kann sich noch auf Einiges gefasst machen. Und das kommt dann auch. Zumal Brandt in dieser Folge ihrem vertrauten Kollegen enthüllt, dass sie unter Epilepsie leidet, im Grunde gar nicht in dieser Position bei der Polizei arbeiten dürfte und quasi als (aus-)tickende Zeitbombe nicht nur Borowski in Gefahr bringt.
Bereits 2012, als „Der stille Gast“ erstausgestrahlt wurde, galt Lars Eidinger als einer der besten und durchgeknalltesten Schauspieler Deutschlands. Aber Eidinger ist keineswegs durchgeknallt. Er kann einfach nur irre gut Irre spielen.
Wüsste gern, ob Drehbuchautor Sascha Arango bereits von vornherein mit dem NDR ausgehandelt hatte, dass es noch zwei Fortsetzungen dieses Katz-und-Maus-Spiels zwischen Milberg und Eidinger geben könnte/sollte/würde.
Wenn ich nicht bisher insgesamt so wenige „Tatorte“ gesehen hätte, würde ich glatt behaupten, das dies eine der absolut besten Folgen dieser Filmreihe ist. OK, ich tue es trotzdem! Durch tolle Kamera-Ideen, stimmige Schauplätze und beklemmenden Soundtrack so atmosphärisch inszeniert und dank großartiger Darsteller emotional hoch glaubwürdig und mitreißend gespielt, ist dieser Film eine Leistungsschau für den Sonntagabendkrimi. 5 Gast-Pönis!
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