SUSPIRIA

„SUSPIRIA“ von Luca Guadagnino (Italien/USA 2016/2017; B: David Kajganich; nach Drehbuch-Motiven des gleichnamigen Films von Dario Argento/1977/Drehbuch: Dario Argento + Daria Nicolodi; K: Sayombhu Mukdeeprom; M: Thom Yorke; 152 Minuten; deutscher Kino-Start: 15.11.2018); wenn ich bei Cineasten-Kollegen/Innen nachfrage, glänzen die Augen. Von wegen des Originals – dem 94-minütigen italienischen Horrorfilm-Klassiker „Suspiria“ von Dario Argento aus dem Jahr 1977. Zu meiner Schande, ich kenne das Original nicht, und auch nicht die beiden Fortsetzungen von Dario Argentos „Muttertrilogie“: „Horror Infernal“/1980 und „The Mother of Tears“/2007. Demzufolge ging ich hier „unbelastet“ in die Neuverfilmung. Übrigens – „Suspiria“ stammt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt: Seufzer.

Kennen Sie dies? Sie sehen einen Film und halten das, was Sie sehen, empfinden, für Irgendwie-Verkehrt. Irgendwann-gleich muss doch „etwas“ her, dass die Filmfiguren wie die ganze bisherige Erzählung auf den Kopf stellt. „April, April“ dazu sagt und nun für einen fortführenden „richtigen“, also plausiblen, verständnisvollen Weiter-Ablauf sorgt. So jedenfalls erging es mir hier. Nichts von dem, was ich sah, habe ich akzeptieren können, sondern empfand alles als wirr-abstrakt, unverständlich, „falsch“ und dann – in der schlussendlichen riesigen Blutorgie – übertrieben-fatal. Das Warum – Wieso – Weshalb – Gebt-mir-ein-solidarisches-Verständigungszeichen – konnte ich hier nicht finden. Stattdessen wurde ich mit einem völlig sinnlos-überlangen Film behelligt, mit zwar atmosphärisch aufgeladenen, geheimnisvollen Bildern und düsteren Grusel-Motiven ausgestattet, wurde aber zugleich auch mit inhaltlich völlig nebulösen, im Sinne von „unhandlichen“, logikfreien Geschichten in einer Parallelwelt konfrontiert. ???

Das geteilte Berlin. Die 1970-er Jahre. Die RAF und ihre kriminellen Zeichen. Ein Flugzeug wurde entführt, um RAF-Gefängnisinsassen freizupressen. Die Stimmung ist aufgeladen. Demonstrationen auf den Straßen. Was dies mit den eigentlichen Film-Ereignissen zu tun hat? Keine Ahnung. Ist so. Und basta. Aus Ohio in den USA kommt Susie Bannion (DAKOTA JOHNSON /3 x „Fifty Shades of Grey“) nach Berlin. Landet in einer offensichtlich bekannten Tanz-Akademie, wird – nach erfolgreichem Vortanzen – sogleich in die Gruppe aufgenommen. Und darf, weil gerade der Platz einer verschwundenen Tänzerin freigeworden ist, hier auch wohnen. Leiterin dieses Tanz-Tempels ist eine strenge Madame Blanc (TILDA SWINTON).

Parallel kriegen wir mit, dass diese verschwundene Tänzerin, Patricia (CHLOË GRACE MORETZ), einen älteren Psychiater aufsucht, einen gewissen Dr. Josef Klemperer (auch: TILDA SWINTON; in den Credits steht: Lutz Ebersdorf), um ihm von „Vorkommnissen“ zu berichten. Irgendwas „mit Hexen“ hat es zu tun. Die hier, an, in und bei dieser Dance-Performance, ihr grausiges wie machtvolles Unwesen treiben. Während der alte staksige Mann die Polizei einschaltet, aber dort abblitzt, verschwindet Patricia. Für immer. So kommt Susie ins Team, die sich mit Sara (MIA GOTH) anfreundet. Der es auch demnächst gar nicht mehr gut gehen soll. Derweil wird getanzt. Mal als erotischer Bewegungsrhythmus, mal als Duell. Mit lautem Qual-Schema. Knisternde Atmosphäre. Vor und hinter Spiegeln. Dann taucht Dr. Klemperer wieder auf. Warum?

Verkürzen wir die kritische Ansprache: Im weiteren Treiben, insgesamt: 6 Kapitel, ein Epilog, blättern = plustern sich intellektuell aufgemotzte Themen auf wie NS-Vergangenheit, Hexen-Kult und Leichen-pflastern-Susies-Weg. Und nicht nur ihren. Wenn am Schluss Massaker mit Blut-Fontänen und mörderischen Abnormitäten in dunklen Farben annonciert sind, wird es zwar wenigstens etwas aufregend, aber keineswegs sinnvoller. „Suspiria 2018“ ist und bleibt sperrig, unnahbar, je nach Lust und Laune interpretierbar und nebenbei manieristisch-peinlich dargeboten von Promis wie Angela Winkler, einer schrecklich stocksteifen Ingrid Caven und der Niederländerin Renée Soutendijk. Motto: Frauen im Blutrausch. Unter sich.

„Suspiria“, was soll das bloß? So aufgeblasen, ausgiebig und nur ansatzweise verständlich? In der Kritik innerhalb der November-Ausgabe des renommierten Fach-Magazins „epd film“ heißt es von Patrick Seyboth als Schlußsatz: „In einem Okkultismusplot um Macht und Manipulation findet der Film den Wahnsinn der deutschen Geschichte wieder und hält ihm den Genre-Zerrspiegel vor“. (= 2 PÖNIs = nicht fragen warum, ist irgend so ein Gefühl).

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