JULIET, NAKED

„JULIET, NAKED“ von Jesse Peretz (USA/GB 2017; B: Evgenia Peretz; Tamara Jenkins; Jim Taylor; nach dem gleichn. Roman von Nick Hornby/2009; K: Remi Adefarasin; M: Nathan Larson; 105 Minuten; deutscher Kino-Start: 15.11.2018); mit dem britischen Schriftsteller NICK HORNBY verbinden sich nicht nur gut mundende Romane wie „Fever Pitch“ (Debüt 1999), „High Fidelity“ (2002); „About A Boy“ (2002) oder „A Long Way Down“ (2014), sondern auch gleichnamige beschwingte filmische Adaptionen. Auch seine neue, sechste Mischung Buch + Film vermag prima zu punkten. Dabei, von wegen: Titel, seien „Spanner“ gewarnt: hier gibt’s nix zu sehen in Sachen „Schweinerei“. Vielmehr ist ein gleichnamiges Plattenalbum gemeint, das der Musiker Tucker Crowe (ETHAN HAWKE) vor 25 Jahren veröffentlicht hat, um seiner einstigen Liebsten Juliet musikalisch nachzutrauern, wie es heißt, und um danach aus der Öffentlichkeit zu verschwinden. Seitdem ist Spurensuche für den Hochschuldozenten Duncan Thomson (CHRIS O´DOWD) sowohl Ehren- wie Hauptsache. In seinem Leben. Und in seinem – inzwischen 15-jährigen – Zusammenleben mit der Kunsthistorikerin Annie Platt (ROSE BYRNE). Die seine täglichen „(Internet-)Faxen“ mit gleichgesinnten Fans von Tucker Crowe satt hat. Sie würde gerne die Partnerschaft nicht nur besiegeln, sondern auch mit Nachwuchs festigen. Bevor es endgültig in ein ruhiges, langweiliges Weiter mündet. Dann taucht ein altes Demo-Band mit Songs des Verschwundenen auf. Was Duncan aus dem Häuschen bringt, während Annie es auf der Fan-Seite verreißt. Was Tucker Crowe aus dem fernen Amerika tatsächlich auf den Kontakt-Plan ruft. Woraufhin mit IHR eine digitale Freundschaft entsteht. Ohne dass dies Partner Duncan ahnt. Als Tucker aus privaten Gründen nach London kommt, macht sich Annie auf; aus dem Hafenstädtchen Sandcliff an der Südostküste Englands gen Hauptstadt. Eine originelle Familien-Komödie kommt ins pointierte Rollen. Und wie!

Mit gewohnt despektierlich-witzigem britischen Humor kreieren Nick Hornby im Roman und jetzt sein Regisseur Jesse Peretz (zuletzt: „Our Idiot Brother“/2011), ein ehemaliger Musiker („The Lemonheads“), ganz normale Menschen im emotionalen Lebens-Taumel von: Sein oder was? Plötzlich dürfen eingefahrene Beziehungs- und Lebensrituale pointiert „zerfleddert“ und durchgecheckt werden, um danach für eine neue Mischung bereit zu stehen („Wenn man die erste Lebenshälfte vergeigt hat, kann man nicht einfach die Reset-Taste drücken“/Tucker Crowe). Ironie mit Schwung und Charme und blitzsauberen britischen Bonmots machen die Runde. ETHAN HAWKE („The Purge – Die Säuberung“; „Maggie’s Plan“; „Born to be Blue“) unterstreicht einmal mehr seine ambivalente Vielseitigkeit und Wandlungsfähigkeit; Partnerin ROSE BYRNE („Brautalarm“) kriegt als Annie wunderbar die unspektakuläre Emanzipationskurve.

„Juliet, Naked“ ist kein Schenkelklopfer, sondern DAS, was man im Kino gerne sieht: britisch-clever, warmherzig und köstlich witzig (= 4 PÖNIs).

 

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