SUN CHILDREN

PÖNIs: (4,5/5)

„SUN CHILDREN“ von Majid Majidi (Co-B, Co-Produzent + R; Iran 2019; K: Houman Behmanesh, M: Ramin Kousha; 99 Minuten; deutscher Kino-Start: 5.5.2022);

EXISTENZ-KÄMPFER. Großartige politische UNTERHALTUNG.  Titel = „SUN CHILDREN“. Von MAJID MAJIDI (Co-B, Co-Produzent + R; Iran 2019; K: Houman Behmanesh; M: Ramin Kousha; 99 Minuten; deutscher Kino-Start: 5.5.2022). Dieser Film ist 152 Millionen Kindern gewidmet. Wir sind zu viert.  Manche aktuellen Filme hauen einen positiv um. DIES IST SO EINER. Dass er im Iran entstand, macht Mut. Dabei „lockt“ schon der Filmemacher, denn MAJID MAJIDI, der sich auch hierzulande mit Filmen wie „Kinder des Himmels“ (1997); „Die Farben des Paradieses“ (1999) bestens bekannt gemacht hat, handelt wieder von einer realnahen Geschichte. Bei der Kinder sich „wie Erwachsene“ anstrengen müssen, um halbwegs über die Lebensrunden zu kommen. Selten waren in einem iranischen Spielfilm die Positionen für den Nachwuchs dermaßen schwierig. Weil ihre – auch prügelnden – Eltern viel zu schlimm mit sich zu tun haben, sind sie alleine „aufgefordert“, sich „zu bedienen“: Einmal mehr wird hier die iranische Gesellschaft aus der Perspektive von Außenseitern betrachtet. Die schon sehr früh mit der Maßgabe klarkommen muss, zwischen Loyalität und persönlichem „Aufstieg“ sich entscheiden zu müssen. Um der täglichen Armut zu entgehen. Wie der 12jährige Ali (jede Menge Darstellerpreise: ROOHOLLAH ZAMANI), der mit drei Freunden eine Clique bildet. Die sich mit Gelegenheitsarbeiten in einer Autowerkstatt sowie mit kleineren, krummen Geschäften bemühen, an schnelles Geld zu gelangen, um auf der Straße zu überleben und um ihre Armutsfamilien zu unterstützen. Als sie hören, dass sich ein verborgener Schatz in der Nähe befinden soll, im Untergrund einer gemeinnützigen, von Spenden abhängigen gemeinnützigen Schule, werden sie hellhörig. Doch dieser Schatz befindet sich unter jener „Sun School“. Wo bereits 280 Straßenkinder unterrichtet werden. Also melden sich die Jungen kurzerhand an. Um dann auf dem Gelände heimlich, zwischen den Unterrichtsstunden, graben zu können. Um so dann über einen Tunnel in die Schatzkammer zu geraten. Natürlich häufen sich damit ihre sowieso schon immensen Schwierigkeiten. Wobei sich die „Children“ als durchaus aufgeweckte Kontra-Kids erweisen.

„SUN CHILDREN“ vermischt pikantes Sozialgeschehen und aufgeregte Abenteuer. Dabei verweist der spannende Spielfilm (mit Erich Kästner- bzw. Oliver Twist-Gedanken) auf knochige gesellschaftliche Probleme und vielfältige emotionale Zwänge, die natürlich auch außerhalb Irans vorhanden sind. Um so erstaunlicher der einheimische Mut, mit dem hier das heikle Thema aufbereitet und wie hier clever argumentiert wird. MAJID MAJIDI erreicht durch die unangestrengte Zusammenfügung von poetischem wie provokantem Realismus eine Nähe, Dichte und faszinierende Spannung, was sich schließlich  – bei den deutungsvollen Schlussbildern – außerordentlich einprägt. Und SEHR lange nachhallt (= 4 1/2 PÖNIs).

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