„STIRB LANGSAM 4.0“ von Len Wiseman (USA/GB 2007; B: Mark Bomback; Doug Richardson; K: Simon Duggan; M: Marco Beltrami; 128 Minuten; Start D: 27.06.2007); Originaltitel: „Live Free or Die Hard“. Wiseman, 34, ist ein Newcomer im Hollywood-Business. Dessen Karriere in den Ausstattungsteams verschiedener Filme begann wie „Men in Black“ und „Independence Day“. Später drehte er vorwiegend Musik-Videos und Werbespots. Sein Leinwand-Debüt gab er 2003 mit dem düsteren Action-Fantasy-Horror-Trash-Movie „Underworld“. 2006 folgte die Fortsetzung „Underworld: Evolution“. Der deutsche Titel „…4.0“ signalisiert: Es geht hier um Technik/Computer/Systeme/Programme, um all die vielen technischen „Neuerungen“ ohne die in unserem aktuellen globalen Zusammenleben nichts mehr „geht“/funktioniert.
Zunächst aber zurück zu den Wurzeln der Film-Reihe:
„STIRB LANGSAM“, das (sehr) erfolgreiche Original, stammt von 1988. Der New Yorker Polizist JOHN McCLANE, gespielt vom damals 33-jährigen BRUCE WILLIS, muss an Heiligabend in einem Bürohochhaus in L.A. allein gegen eine Überzahl von Terroristen kämpfen, die an den gut gefüllten Tresor wollen und die Weihnachtsfeier-Angestellten als Geisel nehmen. Die Fortsetzung kam 1990 heraus: „STIRB LANGSAM 2“. Hier darf McClane auf dem Washingtoner Flughafen am Weihnachtsabend im Alleingang „die Karre aus dem Dreck ziehen“, nachdem Terroristen einen „anreisenden“ südamerikanischen Diktator (Franco Nero) befreien wollen. 1995 schließlich erreichte „STIRB LANGSAM – JETZT ERST RECHT“ bzw. auch „Stirb langsam 3“ die Kinos. McClane, beruflich wie privat auf dem Tiefpunkt angekommen, wird von einem irren Teroristen (Jeremy Irons als der deutsche Bruder des Bösewichts aus Teil 1/Alan Rickman), zusammen mit seinem unfreiwilligen Partner Samuel L. Jackson als Zeus Garver, auf eine makabere „Schnitzeljagd“ durch New York City gescheucht, währenddessen die Goldreserven der Zentralbank geplündert werden sollen. Und nun, 2007, Bruce Willis ist inzwischen 51 (= Dreharbeiten), der vierte Action-Spaß mit dem unverwüstlichen, inzwischen in Washington arbeitenden John McClane. Und dem erneuten Über-Motto: „WENN ES DER FALSCHE ORT IST, IST ER IMMER DER RICHTIGE MANN“.
McClane, inzwischen geschieden und Vater einer hübschen Teenie-Tochter namens Lucy (Mary Elizabeth Winstero/eine Cousine der legendären Ava Gardner/neulich in „Bobby“), trifft es wieder einmal knüppeldick. Eigentlich will er nur einen Hacker-Verdächtigen zum FBI-Verhör abholen, doch kaum angekommen, beginnt das Feuerwerk. Stichwort: CYBER-TERRORISMUS. Technisch bestens bewanderte wie ausgerüstete Computer-Terroristen bereiten einen Tag vor dem Unabhängigkeitstag/4. Juli Anschläge auf das sensible Netzwerk der USA vor. Wollen die gesamte Infrastruktur des Landes zum Erliegen bringen: Kommunikation, Transportwesen, Stromversorgung, Sicherheit/Schutz sowie die Wirtschaft/Börse. Wollen aber auch zugleich bzw. währenddessen „Zeugen“ beseitigen. Deshalb auch eingangs die Attacken auf den Hacker-Bubi Matt Ferrell (JUSTIN LONG), den McClane abholen wollte. Thomas Gabriel (gespielt von TIMOTHY OLYPHANT, neulich in der Flop-Komödie „Lieben und lassen“) heißt der smarte Oberschurke, intellektuell brillant, skrupellos bis zum Geht-Nicht-Mehr; ein genialer Denker wie Lenker/Organisator. Der sich mit übelsten Profi-Killern „ausgestattet“ hat und mit allem rechnet bzw. gerechnet hat, nur eben nicht mit diesem Spezi von „aussterbendem Sheriff“/Solisten/“analogen Hands-Werker: John McClane. Und wenn der erst mal RICHTIG „in Fahrt“ kommt…: Die „Schweinebacke“ wird aktiv und läuft wieder zu Hochform auf.
Es ist DIE MUTTER ALLER ACTIONFILME: Clever erdacht, klasse ausgeführt, prima gespielt. Weil: 2007. McClane muss jetzt einen „Assi“ an seiner Seite akzeptieren. Der quasi mit dem Computer „lebt“, den aus dem F-F beherrscht, mit dem „hochkarätig“ umzugehen weiß. Matt ist so ein unscheinbarer Nerd, eine unauffällige Spitzen-Hacker-Type. Während McClane ihn andauernd vor den Kugeln der Verfolger (be-)schützt, kann DER ihm „technisch“ nützen. WIE dann diese Jagd-Show inszeniert ist, das ist schon absolute Spitze. Außerordentlich SPANNEND, mit unglaublich guten, rasanten, phantasievollen Bewegungs-Ideen/Einfällen von Motiven und Stunt-Krachern durchsetzt. Derweil BRUCE WILLIS einmal mehr als Action-Daddy McClane genau die richtige (spitzzüngig-ironische) Tonart und überzeugende Körpersprache findet, um das alles hier nicht dämlich-blöd-dumpf erscheinen zu lassen. Im Gegenteil: Im höchsten Grade eine weiterhin charismatisch-aufregend-irre Führungs-Genre-Figur. Es macht FORTWÄHREND Spaß, ihm hier wieder zuzusehen/zuzuhören.
„Stirb langsam 4.0“ oder: Eine Action-Oper der Superlative, die so etwas wie einen unruhig machenden Realitätshauch besitzt: Wie weit ist der Action-Knaller eigentlich WIRKLICH von der Wirklichkeit entfernt? Der neue Terrorismus als virtuelle Bedrohung – eine pure Fiktion??? Die Errungenschaften unserer Zeit kehren sich gegen die Macher/Hersteller/Tüftler, sind zugleich ihr Untergang: Wenn inzwischen ALLES Computer-gesteuert ist, genügt da im Grunde nicht – vereinfacht gedacht – ein simpler Mausklick eines Spezi-Irren, um die Welt zu zerstören??? Alles nur pure Fiktion von phantasievollen, „überkandidelten“ Drehbuch-Autoren (hier, exzellent: Mark Bomback sowie David Marconi/Story)??? Ein toller UNTERHALTUNGSFILM mit einer weiteren „Generations-Pointe“. Während der junge Matt gerne neuzeitliche Punk-/Rap-Töne bevorzugt, legt ihm McClane im Auto – während einer kurzen Pause – CCR auf, den Klassiker „Fortunate Son“ von „Creedence Clearwater Revival“. Was ist denn DAS, fragt die Cyber-Milchschnitte entsetzt???…
Ach so ja, und weil bekanntlich inzwischen ja auch FRAUEN es gerne gleichtun und ebenfalls inzwischen mächtig draufzuhauen verstehen wenn belieben, darf sich hier auch die attraktive wie fiese Helfershelferin MAGGIE Q. („Mission Impossible III“) als Mai in Sachen Böse Woman mächtig-kräftig austoben und sich fein-„handgerecht“ (wenngleich natürlich schließlich vergeblich) auch mit McClane anlegen. Auch so ein schönes, schwarzhumoriges Emanzipations-Bonbon-Motiv…(= 5 PÖNIs).