Stand and Deliver

STAND AND DELIVER“ von Ramón Menéndez (USA 1988; 103 Minuten; Start D: 07.07.1988).

“Die wahre Geschichte eines menschlichen Traums“ nennt der deutsche Verleih diesen Debütfilm des gebürtigen Kubaners Ramón Menéndez, der in den sechziger Jahren in die Vereinigten Staaten einwanderte. Wahr ist, dass dieser Film bei uns überhaupt nicht in die Kinos gekommen wäre, wenn ihn nicht das Münchner Filmfest im Vorjahr zum Eröffnungsfilm ausgesucht hätte. Und ebenso wahr ist, dass ihn nun der neue, 1. Europäische Filmverleih der Bundesrepublik, “Europolis“, als Startfilm und Qualitätsmaßstab anbietet. “Stand and Deliver“, “Bleiben und Durchhalten“, basiert auf authentischen Geschehnissen.

Mr. Jaime Escalante hat es eigentlich nicht nötig, an einem heruntergekommenen College Mathematik zu lehren. Er ist ein hochbezahlter Computerfachmann, der gut und gern ein bequemes Leben fuhren könnte. Aber was macht er? Er geht an die berüchtigte Garfield High-School in Los Angeles, um dort den faulen, aufsässigen und lernunwilligen Kids das Einmaleins der Höheren Mathematik beizubringen. Der Grund: Es sind die Kinder von Ausländern. Zugereisten, Asylanten wie er einst. Und die haben nie eine Chance, wenn es nicht irgendjemand mit ihnen versucht. Und dieser ‘irgendjemand‘ ist Mr. Escalante. Dass ihn seine Kollegen für einen Spinner, die Schüler für einen störrischen
Besserwisser halten, stört ihn nicht. Escalante bringt mit seinen unorthodoxen Methoden den geborenen Verlierern zunächst einmal Interesse, schließlich sogar Ehrgeiz bei. Mit Mut, Witz und Beharrlichkeit, vor allem aber auch mit einer gehörigen Portion Entertainment-Qualitäten. Und hier liegt der Unterschied zu den anderen, ähnlich gelagerten Stories von den Underdogs, die nach oben streifen.

“Stand and Deliver“ überzeugt durch Einfühlungsvermögen u n d Realitätssinn. Die Kids werden nicht über Nacht zu besseren, klügeren Menschen, der Lehrer ist kein Halbgott und muss Rückschläge und tatsächliche Prügel genauso einstecken. Aber wie er seine Überzeugung anpackt, sie lustvoll und streng in die Praxis umsetzt, macht diesen “anderen“ Film über den Dauerclinch zwischen Lehrer/Schüler so angenehm. In der Hauptrolle brilliert Edward James Olmos, bei uns auch als “Miami Vice“-Chef bekannt, Lou Diamond Phillips spielt einen seiner Lieblingsschüler, und den kennen wir noch als Hauptakteur Ritchie Valens aus „La Bamba“.

“Stand and Deliver“ ist ein bemerkenswerter, vorzüglich unterhaltender Film über ein Stück nicht nur amerikanischer Kultur (= 4 ½ PÖNIs).

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