STAN & OLLIE

PÖNIs: (4,5/5)

„STAN & OLLIE“ von Jon S. Baird (GB/Kanada/USA 2017; B: Jeff Pope; nach dem Buch „Laurel and Hardy – The British Tours“ von A. J. Marriot/1993; MASKENBILD: Mark Coulier, Jeremy Woodhead; K: Laurie Rose; M: Rolfe Kent; 97 Minuten; deutscher Kino-Start: 09.05.2019); SIE waren/sind das BESTE und bekannteste Komiker-Paar der Filmgeschichte: „Stan & Ollie“ alias STAN LAUREL (*16. Juni 1890 – †23. Februar 1965) und OLIVER HARDY (*18. Januar 1892 – †7. August 1957). Und wie – dämlich – wurden SIE und ihre Filme oft behandelt. Als minderwertig erklärt. Verramscht im schlechtesten Betrachtungssinne. Jedenfalls von meiner Generation, die sie noch im schwarz-weißen Vorabend-ZDF-Programm erlebte, zusammengeschnitten in Serien wie „Väter der Klamotte“ oder „Männer ohne Nerven“ oder eben: „Dick und Doof“. Bis sie dann – nach den „albernen“ wie oberflächlichen TV-Vorabend-Jahren – endlich die verdiente Beachtung in Persona und Filmen fanden. Als Slapstick-Genies und großartige/großartigste Komiker. Da weilten sie längst nicht mehr unter uns.

Dieser herrliche Spielfilm lässt sie wieder aufleben. In köstlicher Illusion und mit wundervoller Melancholie. „Stan & Ollie“ ist ein makelloses HERZ- & Magie-Movie. Die bittersüßen Emotionen triumphieren. Dank zweier unglaublich dichter, einfühlsamer, überragender Schauspieler, deren Partner-Chemie heute ebenso brilliert: STEVE COOGAN & JOHN C. REILLY.

1937. Am Hollywood-Set von „Way Out West“, einem Spielfilm, der unter der Regie von James W. Horne mit den Hauptakteuren Stan Laurel & Oliver Hardy entsteht und der später hierzulande verschiedene Titel bekam: „Ritter ohne Furcht und Tadel“ (ab 1937); „Dick und Doof im wilden Westen“ (1952); „ZWEI RITTEN NACH TEXAS“ (ab 1965), der geläufigste, sowie „Im fernen Westen“, wie er am 12. Mai 1976 innerhalb der ZDF-Sendung „Lachen Sie mit Stan und Ollie“ hieß. D e r Gag: Laurel und Hardy singen hierin auch („The Trail Of The Lonesome Pine“). „Einer der besten und amüsantesten Langfilme mit Laurel und Hardy“, laut „Lexikon des Internationalen Films“. Zurück zum Hier: Die Beiden sind im Zenit ihres Könnens, haben riesigen Erfolg, doch verweigert ihnen Studio-Boss Hal Roach die gebührende finanzielle Anerkennung. Aufstockung. Stan, oft für die Gag-Entwürfe, Mimik-Ideen und für den Schnitt verantwortlich, weigert sich, den nächsten Knebelvertrag zu unterschreiben, Oliver hat Schiss, es seinem Partner gleichzutun. Er ist spielsüchtig und hat Angst um seine Einnahmen.

Großer Schnitt. 16 Jahre später. Newcastle, England, 1953. Die besten Zeiten der Beiden scheinen vorüber. Eine achtmonatige Theater-Tournee durch England, Schottland und Irland soll sie wieder „aufmöbeln“. „Das Leben“ hat beide bislang eine ganze Menge gekostet. Stan ist zum vierten Mal, Ollie zum dritten Mal verheiratet. Die Ehefrauen wollen anreisen, wenn ihre Gatten die große Bühne in London erreicht haben. Außerdem stehen die Oldies in Verhandlung für einen „Robin Hood“-Spielfilm. Anfangs riecht alles nach Scheitern. Ein windiger Manager nutzt sie listig aus, die Säle sind nur spärlich besucht, und auch „das“ mit dem Filmprojekt kommt nicht voran. Doch dann kriegen Stan Laurel & Oliver Hardy doch die Kurve. Dank geschickter Werbeanstrengungen, die sie allerdings nicht bezahlt bekommen, gelangen sie wieder in das Bewusstsein des Publikums zurück. Das erneut bereit ist, in mehr und mehr großer Anzahl ihnen wieder komisch zu folgen. Allerdings wirkt Oliver Hardy gesundheitlich angeschlagen. Und zwischenmenschlich gibt es zwischen den Beiden immer noch etwas Ungereimtes aus alter Zeit aufzuarbeiten.

Kein Film-Kunst-Gewicht. Sondern eine wunderschöne Liebhaberei. Diesmal nicht das Thema Wie-wird-geniale-Kunst-schlimm-ausgebeutet? streng abarbeitend, sondern sich ausschließlich diesen einzigartigen, charmanten, sehr witzigen Clowns und cleveren wie empfindsamen Slapstick-Kobolden widmend. Am Ende der Tage. Und eben DIES mit DIESEN zwei außerordentlichen Darstellern unglaublich beeindruckend funktionierend. Coogan & Reilly sehen ihren Vorbildern nicht nur ähnlich – die MASKEN-Arbeit vom mehrfach preisgekrönten JEREMY WOODHEAD ist bewundernswert -, sondern vermögen hin- wie mitreißend in diese sensiblen Komiker-Figuren UND Melancholie-Menschen einzigartig porentief einzutauchen. Man vergisst, dass sich vor einem „Kopien“ bewegen und nimmt sie in ihren legendären Sketchen und ulkigen Motiven 1:1 an. Die Virtuosität von STEVE COOGAN (der Partner von Judi Dench in: „Philomena“/2013) & JOHN C. REILLY („Oscar“-Nominierung für die Mitwirkung in „Chicago“/2003) ist partnerschaftlich-formidabel; ihr „Nachspielen“ von unaufdringlich-eindringlicher Vergnügungskraft, das Ganze verpackt in stilvoll-süffisanter Ironie-Atmosphäre.

Das Wiedersehen, das Neu-Empfinden, die Wiederbegegnung mit Stan Laurel & Oliver Hardy regt massiv an, sich unbedingt bald einmal wieder einige ihrer kurzen wie langen Filme anzuschauen. Regisseur Jon S. Baird, bei uns durch seinen bösen britischen Polizisten-Film „Drecksau“ (2013/s. Kino-KRITIK) bekannt, schuf – in ausgesprochen liebevoll ausgestatteten Kulissen – einen Wohlfühlfilm-Volltreffer mit Stern (= 4 1/2 PÖNIs).

P.S.: Ein bekannter Satz von Stan Laurel, abgewandelt von dem Sprichwort: „Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt“; lautet: „Man kann jemandem etwas zeigen, das ihm nützt, aber man kann ihn nicht zwingen, es zu akzeptieren“. Der Film „Stan & Ollie“ nützt der großartigen Unterhaltung!

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