SPINNING MAN – IM DUNKEL DEINER SEELE

„SPINNING MAN – IM DUNKEL DEINER SEELE“ von Simon Kaijser (USA 2017; B: Matthew Aldrich; nach dem Roman „The Spinning Man“ von George Harrar/2003; K: Polly Morgan; M: Jean-Paul Wall; 106 Minuten; deutscher Heimkino-Start: 28.02.2019); manchmal sind es die Stars, derentwegen man „neugierig“ wird. Wie hier. Immerhin treten bei diesem Psycho-Thriller „vorne“ an: Ex-Bond PIERCE BROSNAN; der stets auf eigenwillige Figuren spezialisierte GUY PEARCE („Memento“; zuletzt überzeugend als höfischer Intrigant William Cecil in: „Maria Stuart, Königin von Schottland“) sowie MINNIE DRIVER (viel TV; „Oscar“-Nominierung einst für „Good Will Hunting“).

US-Vorstadt-Atmosphäre. Man kennt sich. Und schätzt sich. Mehr oder weniger. Evan Birch (Pearce) ist angesehener Professor für Philosophie an der sich in der Nähe befindenden, angesehenen Universität. Ein attraktiver Typ mit „Ausstrahlung“. Sein bevorzugtes Dozenten-Thema: Die Relativität von Wahrheit(en) im Zusammenhang mit der Unzuverlässigkeit von Erinnerung(en). Allgemein: Die Sprache als schwierige Vermittlung von Wissen. Meinung(en). Ansicht(en). Tatsache(n). Wahrheit(en).

Evan Birch führt als Ehemann von Ellen (Driver) und Vater ein gutbürgerliches, scheinbar völlig intaktes Akademiker-Leben. Das für ihn ins – intellektuelle – Wackeln gerät, als die attraktive Studentin und beliebte 17-jährige Cheerleaderin Joyce (Odeya Rush) an einem See spurlos verschwindet. Detective Robert Malloy (Brosnan) nimmt die Ermittlungen auf. Dabei verhält sich der Prof bei den Routine-Befragungen merkwürdig unkooperativ. Man kann auch sagen: „seltsam“. Jedenfalls wirkt dies so auf Außenstehende. Sowohl auf den Polizisten wie auch auf die Ehefrau. Die ihren Gatten nicht versteht. Weil der sich plötzlich seltsam dünnhäutig-aufbrausend, von oben herab-arrogant gegenüber den Ermittlern benimmt; angeblich überhaupt nicht versteht, was man eigentlich von ihm will. Und wieso er überhaupt mehr und mehr ins Fadenkreuz der Verdächtigen gerät. Dabei muss er aber auch irritiert zur Kenntnis nehmen, dass er zunehmend mit erotischen Tagträumen ebenso konfrontiert wird wie mit konfusen Flashbacks. Hat er etwa etwas zu verbergen? Ist er in und mit sich keineswegs so im Reinen wie er öffentlich erklärt? Und wir dürfen raten – nur Midlife-Krise oder tatsächlich „mehr“?

„Spinning Man“ ist ein kitzliges Spannungsrätsel. In dem es um den ewigen Seelen-Zwist von Jekyll & Hyde geht: Existieren die Beiden etwa wirklich in einem? Und falls ja, wer von denen führt – gerade und überhaupt – die Oberhand? Ein raffiniertes Thriller-Puzzle breitet sich hier aus, von exzellenten Akteuren raffiniert top-angepeilt. Während Pierce Brosnan diesmal den besonnenen, unaufgeregten Chef-Ermittler mimt, darf sich Guy Pearce genüsslich zwischen Unschuld oder Deibel bewegen. Immer nach dem Seelen-Motto hantierend: Wer bin ich? Wirklich? Was, besser: Wer schlummert da möglicherweise in mir? Den ich zu verdrängen versuche? Der schwedische Regisseur Simon Kaijser, bislang mit TV-Serien wie „Before We Die“ befasst, vermittelt in seinem Hollywood-Debüt solide Wahn-Spannung, die in ein verblüffendes Finale mündet (= 3 1/2 PÖNIs).

Anbieter: „New KSM“.

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