„SPIDER-MAN: A NEW UNIVERSE“ von Bob Persichetti, Peter Ramsey & Rodney Rothman (USA 2018; B: Phil Lord; M: Daniel Pemberton; 117 Minuten; deutscher Kino-Start: 13.12.2018).
Gastkritik von Caroline „Carrie“ Steinkrug
Ich hasse Spinnen. Ich liebe: Spider-Man. Paradox? Ja, ebenso wie das, was sich hier als Neustart mit dem nun-animierten Spinnenwerk aus dem Hause SONY auftut. Wer dabei noch nostalgisch zurück denkt an den allerersten „Realfilm“ SPIDER-MAN aus dem Jahr 2002 (s. Kino-KRITIK), in dem noch Tobey Maguire in den rot-blauen Anzug schlüpfte, wird – sagen wir mal – überrascht sein.
Worum geht es? Die Türen zu mehreren Spider-Men-Dimensionen öffnen sich und saugen deren Helden in die Gegenwart von Miles Morales. Ein afro-hispanischer Hip-Hop-Teenager, der auf Graffitis steht. Dieser wurde jüngst auch von einer radioaktiven Spinne gebissen und muss jetzt nicht nur mit seinen neuen Kräften umgehen lernen, sondern auch mit einer abgewrackt-fetten Peter-Parker-Jedi-Ausbilder-Figur. Der will nämlich – genau wie alle andern aufgetauchten Spinnenleute alias Spider-Gwen, Peni Parker, Spider-Man Noir (im Original gesprochen von „Fast-Superman“ Nicolas Cage) und Spider-Ham (die SIMPSONS lassen grüßen) – wieder zurück in seine eigene Realität. Und der unerfahrene Miles soll dabei helfen das zu bewerkstelligen.
Erstaunlich ist gewiss die neue Form der Animation. Was sich anfühlt wie ein bewegtes Comic-Heft rauscht bunt und laut an einem vorbei. Dies ist sicherlich auf der einen Seite innovativ-unterhaltsam, andererseits aber so hysterisch, dass die eigentlich gute Geschichte von den grellen Bildern dauerhaft übertüncht wird. Verschluckt wird. Das Ungleichgewicht zwischen faszinierender Tricktechnik und unausgegorenen Hintergründen lässt einen zudem ständig fragen, ob man nicht doch in der 2D-Version die 3D Brille vergessen hat? Zwischen dem daraus entstehenden Schwindelgefühl wie Dumbo es hatte, als er der pinken Elefanten-Parade in seinem Drogen-Rausch begegnete, und der Attraktion einer grellen Variante der 60er Jahre Adam-West-Batman-Kult-Serie, die mit viel visualisiertem Crash-Boom-Bang zum Kult aufstieg, wird der Betrachter zunehmend verrückt. Fühlt sich als sähe er die alberne Version eines Lego-Movies (dafür auch verantwortlich Drehbuchautor PHIL LORD/s. Kino-KRITIK). Mit kindlichen Witzen und einer Reizüberflutung an schrillen Insektenhelden-Charakteren, die dann endgültig für Kopfschmerzen sorgen.
Auch wenn die Erinnerung an den MARVEL-Vater Stan Lee (*28.12.1922 – †12.11.18) anrührt, viele Spider-Man-Insider (wie die zahlreichen Anzüge) zu entdecken sind, die Action-Sequenzen zeitweise mitreißen, die Rap-Musik für lässige Coolness sorgt und eine gewisse familiäre Ernsthaftigkeit kurz durchschimmert, ist und bleibt dieser Film wohl nur etwas für wirklich hart-gesottene Fans. Die den Humor und dessen Andeutungen verstehen. Dem „ahnungslosen“ Rest wird die Sache, fern des MCUs (= Marvel Cinematic Universe), übel auf den Magen schlagen.
Bösewichte? Die gab`s auch… waren aber völlig uninteressant (= 2 1/2 „Carrie“-PÖNIs).