SOURCE CODE

SOURCE CODE“ von Duncan Jones (USA/Fr 2010; 93 Minuten; Start D: 02.06.2011); der am 30. Mai 1971 im britischen Beckenham/Kent als Duncan Zowie Haywood Jones geborene Sohn der Pop-Ikone David Bowie fiel vor zwei Jahren mit seinem Debütspielfilm „MOON“ angenehm auf. Einem Science-Fiction-Film, dem von der Kritik „Blade Runner“-Qualitäten bescheinigt wurde. Auch sein 2. Kinofilm kann sich – toll – sehen lassen. Ist ein außergewöhnlicher, sehr spannender Genrefilm. Für cineastische Schubladenfreunde seien namhafte U-Filme wie „…und täglich grüßt das Murmeltier“, „Zurück in die Zukunft“, aber auch tiefergehende existenzialische wie meditative Stoffe wie neulich „Inception“, damals „Twelve Monkeys“ (1995) und einst „Johnny zieht in den Krieg“ von Dalton Trumbo (1971) als Vergleichsmotive genannt. Die hier Denkzitate liefern.

Wie oft muss man sterben, um am Leben bleiben zu können? „Source Code“, so informiert das Presseheft, heißt übersetzt „Quelltext“, ist der aus dem Binärcode in eine lesbare Form übersetzte Inhalt eines Computerprogramms. – Erstmal gedanklich sacken lassen. –

Heute. Im Nachrichten-Fernsehen läuft eine Eilmeldung: Kurz vor Chicago explodierte ein Personenzug. Alle Reisenden kamen ums Leben. Als Colter Stevens (JAKE GYLLENHAAL) das erste Mal sich „ausschüttelt“, befindet er sich just in diesem Zug. Steckt in einem Körper, der ihm fremd ist und trägt einen Namen, den er nicht kennt. Befand er sich nicht eben noch als Helikopterpilot bei einem Einsatz in Afghanistan? Wie kommt er in diesen Zug? Und warum? Die ihm gegenübersitzende Mitreisende Christina (MICHELLE MONAGHAN) aber scheint ihn zu kennen. Wieso? Woher? So langsam tastet er sich voran, dann ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Als der Zug explodiert. Und sich Colter in einer sperrigen Kapsel isoliert wiederfindet. Und die Stimme von Colleen Goodwin hört. Einer Militär-Expertin. Die ihm klarmacht, der Teil eines geheimen Regierungsprogramms zu sein. Mit der vorsichtigen Andeutung auf „Teil“. Colter versteht zunächst „Bahnhof“. Befindet sich plötzlich wieder im Zug. Soll „für die“ recherchieren. Hat aber wieder nur 8 Minuten Zeit. Bis zur Explosion. Danach wieder dieses düstere unwirkliche Gefängnis. Mit den Anweisungen von Dr. Rutledge (JEFFREY WRIGHT), dem „Source Code“-Erfinder, und von Goodwin. Er soll zurück. So oft wie möglich. Um den Attentäter aufzuspüren. Der mit atomarem Sprengstoff unterwegs ist, um ganz Chicago auszulöschen. Massenmord. Die Wissenschaft in den USA ist inzwischen „geheim“ soweit, mittels eines bestimmten Computerprogramms Raum und Zeit zu durchbrechen. Oder so. Und versucht dies nun in der Terrorbekämpfung erstmals anzuwenden. Mit Ihm. Mit Colter Stevens. Als Noch-Lebendem oder Schon-Totem mit Rückfahrschein. Oder so.

Ein faszinierender Möglichkeits-Thriller. Plausibel erklärt. Und packend vorangetrieben. Mit viel Hitchcock-Suspense. Wer – wie – wo – was – warum – und dann??? Als aufregendes Dauergedankenspiel. Gedankenpuzzle. Wie weit ist vielleicht die wissenschaftlich-technische Forschung doch (bald)? Alles nur Hirngespinste eines begabten Drehbuch-Autoren namens BEN RIPLEY? Der uns weismachen will, dass sich nach dem Tode eines Menschen in DEM noch genügend „Elektrizität“ zum kurzfristigen „Weiterbenutzen“ besteht? Und wenn man dann Hirn mit Hirn zu verbinden vermag…
Regisseur Duncan Jones inszeniert cleveres, höchst unterhaltsames Spannungskino. Mit vielen unerwarteten Wendungen. Verblüffenden Pointen. Interessanten Ideen. Und einem brillanten Hauptdarsteller: Der 30jährige JAKE GYLLENHAAL, spätestens seit der Rolle des schwulen Cowboys Jack Twist in „Brokeback Mountain“ (1995) durchgestartet, mimt diesen Rätsel-Typen Colter wie einen „robusten Cary Grant der Neuzeit“, a la diesem Roger Thornhill aus „Der unsichtbare Dritte“ von Hitchcock. Unwissend, verwirrt, störrisch, dann engagiert. Ohne Mätzchen. Lange Zeit geradezu unheldisch. Natürlich aber völlig unelegant. Dafür schließlich pffifig- tricksig. Eine erstklassige, dichte Performance.

Am Ende allerdings mag der Film nicht aufhören, mutet sich noch 5 überflüssige, schlichte „Kintopp“-„Ami“-Minuten zu. Dabei ist eigentlich schon längst Feierabend. Aber letztlich ist das auch egal, denn für rd. 90 Minuten ist das hier erstklassiges, phantastisches Action-Kopf-Kino (= 4 PÖNIs).

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