SO VIEL ZEIT

„SO VIEL ZEIT“ von Philipp Kadelbach (D 2017; B: Stefan Kolditz; Thomas Sieben; nach Motiven des gleichn. Romans von Frank Goosen/2007; K: Thomas Dirnhofer; M: Helmut Zerlett; 100 Minuten; deutscher Kino-Start: 22.11.2018); wir müssen ernst werden. Ganz ernst. Denn so geht es nicht weiter. Thema, mal wieder: Der deutsche Film und sein Nicht-Niveau. Um es bemüht-vorsichtig zu formulieren.

1.) Anfang April 2018 trafen sich in Frankfurt/M im Rahmen des „Lichter Filmfests“ Branchen-Akteure und -Verantwortliche, um über die Zukunft des deutschen Films nachzudenken. Mit dabei waren unter anderen Jutta Brückner, Helmut Herbst, Dietrich Brüggemann, R.P. Kahl, Martin Hagemann sowie der hauptamtliche Präsident der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO), Alfred Holighaus. In Sachen Erneuerung des bestehenden deutschen Filmförderungssystems fiel ein Satz: „In den letzten 20 Jahren – Ausnahmen ausgenommen – ist ein deutsches Kino entstanden, das von Anpassung, Angst und falschen kommerziellen Vorstellungen geprägt ist“ (Quelle: „black box“; Filmpolitischer Informationsdienst Nr. 273; Mai/Juni 2018).

2.) In der deutschen Kino-Branche grummelt es. 2018 wird, aller Voraussicht nach, kein gutes Besucherjahr gewesen sein. Die rückläufigen Besucherzahlen sprechen Bände. Auf der Suche nach Gründen heißt es auch immer wieder, es gibt zu viele Filmstarts mit zu vielen Filmen, die im Kino nichts zu suchen haben. Stichwort: Dröges deutsches Kino-Fernsehen.

3.) Neuestes Beispiel: Dieser Schrott von Nicht-Kino. Mit Pappkameraden-Charakteren. Irgendwelchen alt gewordenen Ex-Rock-Band-Musikern, „Bochums Steine“; die haben sich vor 30 Jahren verkracht und bemühen sich jetzt, mehr oder weniger widerwillig, um ein Comeback. Beim berühmt-berüchtigten „Rockpalast“, als Vorgruppe der „Scorpions“. Ausgedacht hat sich dies der Rainer (JAN JOSEF LIEFERS), der sich auf dem absteigenden Ast befindet als privater Musiklehrer, dem die Ehefrau abgehauen ist, während sein Sohn von Papa nicht viel hält. Und dann kommt noch die medizinische Diagnose: Gehirntumor. Also schnell noch, bevor… die alten Kameraden müssen her. Ohne dass Rainer denen sagt, was so seine Gesundheits-Sache ist. Die Schilderung der anderen „Charaktere“, sprich Klischee-Haudegen, erspare ich mir umfangreich; es sind die üblichen Verdächtigen: Der verklemmte Lehrer (MATTHIAS BUNDSCHUH), der Rüde mit Bauch (ARMIN ROHDE als Zahnarzt-Trommler), der Immer-noch-hippe-Hippie-Rumtreiber (RICHY MÜLLER) und auch der wie ein Salafist aussehende Fusselbart-Hut-Träger Ole (alias JÜRGEN VOGEL). Man hat seit Ewigkeiten keine Musik mehr gespielt, aber das wird schon. Schnell. Aber nicht gut. Weil da doch immer noch der Rainer mit seinem Tumor ist, von dem er aber – weiterhin – nix erzählt. Ist das spannend? Oder irgendwie von Interesse? Gar unterhaltend? NEIN! ÜBERHAUPT NICHT! „So viel Zeit“, der Film, ist ein einziger einfältiger Dauer-Klischee-Furz. Motto: Kostet uns ja nischt. Zahlt ja alles der Steuerzahler. Mit seiner vielen Förder-Knete.

Ich höre auf. Was dann folgt, ist nur mehr banaler, einfältiger, überraschungsloser Blödsinn; mit Humor von der lahmen, biederen, humorfreien 08/15-Witz-Stange; nach zehn Minuten kann man alles voraussehen, voraussagen; die Bewegungen sind und bleiben nur staksig, langweilig, völlig desolat-kleinkariert-unglaubwürdig, an den Haaren konstruiert-doof herbeigezogen; das pure TV-Spiel zur häuslichen 20.15 Uhr – ARD – „Gemütlichkeit“. Dämlicher war eine deutsche Klamotte, die im Kino nun wirklich gar nichts zu suchen hat, schon lange nicht mehr. Oder? Waren da nicht neulich…; ich vergesse den groben deutschen Film-Mist halt so schnell (= 1/2 PÖNI; für ’ne schnelle Musik-Nummer).

 

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