SILENT HEART – MEIN LEBEN GEHÖRT MIR

PÖNIs: (3,5/5)

„SILENT HEART – MEIN LEBEN GEHÖRT MIR“ von Bille August (Dänemark 2014; B: Christian Torpe; K: Dirk Brüel; M: Annette Focks; 98 Minuten; Start D: 24.03.2016); ich bin ihr 1962 das erste Film-Mal begegnet, in dem erotischen Lustspiel „Das tosende Paradies“: GHITA NORBY. Damals war sie 27 und sorgte für lüsterne Parkett-Laune. 1969 war sie sogar bei der Olsen-Bande in „Die Olsenbande in der Klemme“ aktiv. Danach begann sich Ghita Norby mehr und mehr als Charakter-Darstellerin zu etablieren. Spielte in Filmen wie „Babettes Fest“ von Gabriel Axel (1987), „Die besten Absichten“ von Bille August (1992) oder „Hamsun“ von Jan Troell (1996) mit. In Erinnerung ist auch ihre Rolle als Frau Thörgersen in „O‘ Horten“ von Bent Hamer (2007).

„Stille Hjerte“, so der Originaltitle, ist d e r Alters-Part für die am 11. Januar 1935 in Kopenhagen geborene und vielfach ausgezeichnete Künstlerin: u.a. wurde sie 2006 mit dem Preis der Dänischen Königin „für Verdienste in Kunst und Wissenschaft“, Ingenio et arti, bedacht.

Ein gutbürgerliches Ehepaar: Esther und Poul (MORTEN GRUNWALD; der Chaot „Benny“ aus den „Olsenbande“-Movies). Beide um die 70. Laden ihre beiden erwachsenen Töchter Hedi (PAPRIKA STEEN) und Sanne (DANICA CURCIC) plus Anhang sowie Esthers Jugendfreundin Lisbeth (VIGGA BRO) in ihr idyllisch und abseits gelegenes Haus auf dem Lande ein. Nach Esthers Wille soll dies das letzte gemeinsame Wochenende sein, denn sie ist unheilbar krank. Und beabsichtigt, selbstbestimmt zu sterben. Bevor sie entscheidungs-unfähig wird. Da diesem Entschluss schon viele Diskussionen vorangegangen waren, sind jetzt die Emotionen gefragt. Denn die Entscheidung von Esther soll nun „umgesetzt“ werden. Das Abschied-Nehmen. Mit Hilfe und der uneingeschränkten Unterstützung von Ehemann und Arzt Poul. Doch was sich einst in der Planung als „ausdiskutiert“ und gemeinsam „akzeptiert“ galt, erweist sich jetzt, innerhalb dieses kultivierten Familienverbundes, als gar nicht mehr so deutlich klar. Zwischen den Töchtern besteht plötzlich Uneinigkeit, und so scharfsinnig wie die Gespräche und Meinungen verlaufen, so verwundbar zeigt sich plötzlich jeder Beteiligte. Man muss erneut moralische Stellung beziehen.

Ein stiller Film. Mit viel Psyche-Geschmack. Kein überhöhtes, hysterisches Geschreie wie bisweilen in vergleichbaren amerikanischen Filmen. Um das gesellschaftliche Reiz-Thema: Sterben. Mittels Sterbe-Hilfe. Oder, wie es „amtlich“ heißt: „Assistierter Suizid“. Sensibel-nahegehend, in den Figuren allerdings qualitätsmäßig unterschiedlich „ausgeleuchtet“, einige sind nur momentane schematische Beigeordnete, in mittel-trauriger sentimentaler Tonlage. Und einer Generations-übergreifender Kiffer-Runde, die zum Schmunzeln anregt. Das Ensemble spielt im Übrigen angemessen. Überzeugend.

Regisseur BILLE AUGUST, 67, „Oscar“-Preisträger und „Goldene Palme“-Cannes-Gewinner für „Pelle, der Eroberer“ (1989/1988), 1992 wieder Cannes-Gewinner mit „Die besten Absichten“ und mit seinen Werken „Das Geisterhaus“ (1993) sowie „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ (1997) und zuletzt „Nachtzug nach Lissabon“ (2013) auch hierzulande geschätzt, hat einen seelen-betulichen Film geschaffen, indem er menschliche Intimität kreiert. Um existenzielle Lebens-Fragen: Wie gut leben, wie ebenso sterben (= 3 ½ PÖNIs).

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