SILENT NIGHT

PÖNIs: (4/5)

„SILENT NIGHT“ von Camille Griffin (B + R; USA 2020; K: Sam Renton; M: Lorne Balfe; 92 Minuten; Heimkino-Start: 10.12.2021);

BÖSE KOMÖDIE. Au weiha: Mit Wahrheitsgehalt? Titel = „SILENT NIGHT“. Von der Debütantin CAMILLE GRIFFIN (B + R; GB/USA 2020; 92 Minuten). Heimkino-Start: 10.12.2021. Es sieht komfortabel aus. Eine Großfamilie hat zum umfangreichen Weihnachtsessen auf einem komfortablen Landgut eingeladen. Der Baum ist geschmückt, das köstliche Futter angerichtet; der Klang nostalgischer Evergreens füllt die Räume. Als die zahlreichen Gäste eintreffen ist zu spüren, hier stimmt doch etwas nicht. Man redet irgendwie-ängstlichen Stuss, sozusagen – den Mist von der Seele (was bleibt aber dabei verborgen?); man benimmt sich teilweise affektiert (was stimmt denn bloß nicht, irgendwas „ist doch“?); man lacht, obwohl man sich mitunter verabscheut (oder?); und dann fallen Sätze wie: Obdachlose hätten keine Pillen bekommen, und eigentlich sollten auch Einwanderer keinen Anspruch auf diese haben. Während die Erwachsenen sich bemühen, damit zu tun haben, den Nachwuchs, die „energischen Kinder“, einigermaßen bei der Stange, sprich „Korrektheit“, zu halten. Dabei „fightet“ ein Junge – wie ein junger Mann, obwohl noch „richtig“ Kind – verbal gegen seine „drängenden Eltern“. Er will „den Anweisungen“ nicht folgen. VERDAMMT NOCHMAL, WAS …, ach so ja, ich habe ja den deutschen Untertitel übersehen, der da lautet: UND MORGEN SIND WIR TOT! Was nicht als Quatsch gemeint ist.

Währenddessen sehen wir zwischendurch immer mal wieder, wie sich „bedrohliche Wolken“ bewegen. Die, so vernehmen wir, voll mit Gas gefüllt sind. Und gerade sämtliche Menschen auf dem Planeten Erde töten. Bedeutet – in wenigen Stunden werden die giftigen Wolken auch die hier Anwesenden töten. Also wird nochmal kräftig gefuttert und gefetet. Bevor…, nein, dafür hat man sich ja Pillen mitgebracht. Sterben ohne Schmerzen, lautet das allgemeine Motto. Solange aber noch Zeit ist …. wird unhöflich geflucht, gehasst und gehottet. So als käme gar nichts.

Der Abschiedsfilm vom diesjährigen Fantasyfilmfest ist nervend süß, ist unangenehm Familien-freundlich; speit in eine verblüffend-konsequente Anti-Richtung (Weihnachtsfilme sind doch sonst immer letztlich  versöhnlich-menschelnd?); entwirft Gedanken in das bevorstehende Du-Mensch-verabschiedest dich-jetzt-mal; was immer du noch tust, das Das-Sein läuft ab. Obwohl sich die Erzeuger bemühen, bloß alles  richtig mitzuteilen. Auszusprechen. Doch ein Bengel protestiert. Will DAS nicht mitmachen. Hinnehmen. Will weiter-leben. Dass der aufmüpfige Bengel Art (= es handelt sich bei ihm um den Sohn der Autoren-Regisseurin, der „zivil“ ROMAN GRIFFIN DAVIS heißt) dermaßen impulsiv-kraftvoll auftritt und damit sogar KEIRA KNIGHTLEY krass überbietet, überrascht. Und wieso bekommt man bei dieser Filmbesichtigung immer zeitgleich solch ein Gefühl von durchaus tatsächlichen, denkbaren, von durchaus möglichen (Zukunfts-)Fakten? Auf unserem Planeten? Natürlich gäbe es Einwände genug, hier die Schwachstellen präzise auszuloten, aber dieser ungewöhnliche Horror-Angst-Mix ist schon erstaunlich genug, als dass man ihn in die Archiv-Verwesung wünscht. Im Gegenteil: „SILENT NIGHT“ sollte man heimisch sehen, sogar – schauerlich –  empfinden (= 4 PÖNIs).

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