Glauben Sie an die Re-Inkarnation? An die Wieder- und Neugeburt? Ich nicht oder…eigentlich nicht. Doch nach Ansicht des amerikanischen Streifens „SIDEWALK STORIES“ von Charles Lane (B, D+R; USA 1989; 97 Minuten; Start D: 15.03.1990); hege ich erste und angenehme Zweifel.
Charles Lane, Jahrgang 1953, geboren im New Yorker Stadtteil Bronx, ein Schwarzer im Armenhaus des amerikanischen Traums. Irgendwann hat es ihn gepackt, hat er zu filmen angefangen. 1989 schuf er in 15 kalten Februar-Tagen für ein Mini-Budget von 200.000 Dollar einen stummen Schwarz-Weiß-Film in seiner Bronx – Umgebung, wie ihn eigentlich nur ein “Chaplin“ drehen konnte. “Sidewalk Stories“ ist eine moderne “Tramp“- Geschichte und erzählt von einem Straßen-Zeichner, der eines Abends im Müll ein 2jähriges Baby entdeckt. Der Arme und die Waise. Sie gewöhnen sich aneinander, erleben allerhand Aufregendes, Verrücktes, bekommen Hilfe und Prügel. Und da ist es dann wieder: Dieses Gefühl von Würde und Poesie, diese Stimmung von Scham und Slapstick, diese Sprache der Musik, der Instrumente. Aufregend, schön, sehr berührend und mitteilsam. Weil das Menschliche dominiert und der Allesmacher Charles Lane dabei nie seine reale Umgebung aus den Augen und aus dem Sinn verliert. Am Schluss, unter den Bettlern und Obdachlosen, kommt die Sprache wieder, und sie klingt und ist hart und unbarmherzig.
“Sidewalk Stories“ ist eine wunderbare Kino-Melodie und sehr zu empfehlen (= 4 PÖNIs).