„SEHNSUCHT NACH PARIS“ von Marc Fitoussi (B+R; FR 2013; K: Agnés Godard; M: Tim Gane, Pascal Mayer; 98 Minuten; Start D: 12.02.2015); der 40jährige französische Drehbuch-Autor und Regisseur MARC FITOUSSI hat einen Hochschulabschluss in Englisch und Kunstgeschichte sowie – erworben beim Pariser Europäischen Konservatorium – einen Abschluss im Drehbuch-Verfassen. Parallel begann er 1999 Kurzfilme zu drehen. 2007 entstand sein erster Lang-Film („La Vie d’artiste“). Wir haben Marc Fitoussi im Sommer 2012 kennengelernt, als sein Film „Copacabana“ (s. Kino-KRITIK) auch unsere Kinos erreichte. Vor allem wegen seiner Hauptdarstellerin, der phantastischen ISABELLE HUPPERT. Der am 16. März 1953 in Paris geborene französische Star, der zu der am höchsten und häufigsten ausgezeichneten Schauspielerinnen ihrer Generation gehört, gilt für mich als europäische „Meryl Streep“. Ist eine d e r Leinwand-Akteurinnen, deren Filme IMMER gesehen werden MÜSSEN.
Deshalb ist es auch eine immense Freude, ihr hier wieder zu begegnen. In „Paris Foillies“, so der Originaltitel, spielt sie Brigitte, die attraktive Mitfünfzigerin, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Xavier Lecanu (prima zwischentönig: JEAN-PIERRE DARROUSSIN/der Kommissar aus Aki Kaurismäkis “Le Havre“/2011) eine erfolgreiche Rinderzucht in der Normandie betreibt. (Ihr Zuchtbulle „Ben Hur“ hat gerade wieder einen Preis gewonnen). Brigitte und Xavier: Seit fast 30 Jahren sind sie / leben sie zusammen. Man ist eingespielt. Doch aus ihrem „Atem“ deutet sich an, dass sie sich nach „mehr Luft“ sehnt. Die Begegnung mit einer jugendlichen Nachbarschar, die Geburtstag feiert und sie einlädt, was zur Flirt-Begegnung mit dem jüngerer Stan führt, sowie ihr längst fälliger Termin bei einem Haut-Facharzt in Paris lassen sie kurz „ausbüchsen“. Siehe Titel. Für einen Wochenend-Moment. Diese eingefahrenen Lebenswege kurz einmal zu unterbrechen. Aus purer Lust. Für eine bessere Laune.
Der Traum Paris. Die andere Umgebung. Die Verlockung „von“ Stan und die zufällige wie unverkrampfte Begegnung mit dem etwa gleichaltrigen dänischen Hotel-Gast und Arzt Jesper (der im Augenblick viel beschäftigte Schwede MIKAEL NYQVIST, bekannt als Journalist Mikael Blomkvist aus den drei skandinavischen Verfilmungen der „Millenium“-Bücher von Stieg Larsson) lässt sie legerer und selbstbewusster werden. Dabei wird sie von Xavier beobachtet, der seiner Frau nachgefahren ist, sich aber nicht zeigt.
Eine wunderschöne Melancholie. Zum Schmunzeln. Herb-charmant. Wie liebevoll atmosphärisch. Angenehm ungesüßt. Mit spielerischer französischer Leichtigkeit. Um emotionales Weh im ersten vorgerückten Alter. Mit einer hinreißend-präsenten Isabelle Huppert. Deren Brigitte amüsanten, augenzwinkernden erwachsenen Kinder-Charme verbreitet. Eine Dame als Mädel. Die mal wieder Verrückt-Sein zulässt. Die Magie von Empfinden spürt. Wieder. Was der eben noch unaufmerksame wie nunmehr „aufgewachte“ Ehemann klug registriert.
„Sehnsucht nach Paris“ ist eine ständig schmunzelnde, fein kuriose französische Charme-Komödie um die vielen Seelen-Trophäen des Lebens. Den ganz wichtigen und den ganz-ganz Wichtigen. Köstlich (= 4 PÖNIs).