SCHUTZENGEL

SCHUTZENGEL“ von und mit Til Schweiger (D 2011; 122 Minuten; Start D: 27.09.2012); nach der fünften Mail-Anfrage bei der Berliner Presseagentur „Via Berlin“ kam die (erwartete) Antwort – nein, es gibt keine Pressevorführung mit dem neuen Film von und mit Til Schweiger. Til Schweiger, die Produktionsfirma und der Verleih „Warner Bros.“ – in welcher Reihenfolge auch immer – wünschen dies nicht. Es ist also weiterhin wie gehabt – nur vermeintliche Til Schweiger-„freundliche“ Kritiker dürfen einzig seinen neuen Film vorab sehen, andere nicht. In Berlin fanden vorab zwei inoffizielle Vorführungen sowie eine Gala-Premiere mit Vorführung statt, zu denen „unliebsame“ Filmjournalisten nicht zugelassen, nicht erwünscht waren. Wie ich.

Dafür durften vorab deutsche Soldaten bei einer Til Schweiger-„Wehrmachtstour“ („spiegel online“) in Afghanistan seinen Film sehen. Natürlich auf Steuerkosten, auf Einladung des Verteidigungsministers. In Masar-i-Sharif zeigte er in diesem Sommer dreimal dem Militär seinen Film. Motto: „In Tarnkleidung und am Hindukusch Werbung machen“ („Berliner Zeitung“/30.8.2012). Die Kameraden waren denn auch begeistert von seinem Film, teilte Til Schweiger unverzüglich der „Bild-Zeitung“ mit: „Sie saßen auf ihren Panzerwagen und jubelten“ („Berliner Zeitung“/30.8.2012). Seitdem läuft auch ein „begeisterter Trailer“ im Netz und im Kino. In dem hört und sieht man schwärmende Uniform-Filmkritiker. Als er später, zurück in München, in einem Feudal-Hotel, den „Deutschen Entertainment-Preis Diva“, verliehen bekommt, spricht Til Schweiger auf der Bühne „zu denen, die ihn in den Krieg begleitet haben, er sagt: ´Danke meine Kameraden´“ (aus „Muschi auf Toast“/“Spiegel“ 38/2012).

In „Schutzengel“ soll Til Schweiger einen ehemaligen Elite-Soldaten spielen, der für das Zeugenschutzprogramm arbeitet.

Aus den staatlichen Steuer-Förder-Kassen flossen knapp 2,6 Millionen EURO für Produktion und Werbung. Hinzu kommen mindestens 600.000 EURO von der sogenannten Filmabgabe (das sind sogenannte parafiskale Einnahmen, also gesetzlich festgelegte Summen, die zentral durch die FFA, die hiesige Filmförderungsanstalt, verwaltet werden und über eine Abgabe, unter anderem auf Kinotickets sowie aus zur Verfügung gestellten Mitteln der Fernsehsender, zusammenkommen). Zudem gab es eine weitere, in der Höhe noch nicht bekannt gemachte Summe aus der sogenannten Referenzförderung, die Til Schweiger aufgrund früherer Zuschauerzahlen – von z.B. davor „Kokowääh“ – automatisch zur Verfügung gestellt wird.

Im Einzelnen wurden für den Film „Schutzengel“ die folgenden staatlichen Transferleistungen bewilligt (Quellen: „critic.de“ sowie „black box“/Filmpolitischer Informationsdienst, Nr. 227 / Juli/August 2012):

1.) Vom MEDIENBOARD BERLIN-BRANDENBURG = 1,2 Millionen EURO Produktionsförderung aus „Restmitteln“ sowie für den US-Verleiher „Warner Bros.“ 200.000 EURO als Verleih- und Vertriebsförderung (= in der Regel bewegt sich die letztgenannte Fördersumme zwischen 10.000,- + 100.000 EURO; zuletzt bekam der X-Verleih 100.000,-EURO als Verleihförderung für den Michael Haneke-Film „Liebe“);

2.) vom DEUTSCHEN FILMFÖRDERFONDS (DFFF) = 1.192 Millionen EURO;

3.) von der FFA = 300.000,- EURO Verleihförderung sowie 300.000,- EURO sogenannte Medialeistungen sowie die „offene“ Referenzförderung, die jährlich im Nachhinein veröffentlicht wird.

Wichtig zu wissen – durch die sanktionierten Zuschüsse entsteht für Produktion, Verleih und Filmemacher KEINERLEI Verpflichtung, der Fachpresse vorab seinen Film zeigen zu müssen. Das Presse-RECHT fasst hier (noch?) nicht.

Der Hamburger Filmkritiker Oliver Noelle gehört zu den wenigen Kollegen, die den Film vorab sehen durften. In der Zweiwochen-Zeitschrift „TV Digital“, Nr.20 vom 14.9.2012, heißt es in seiner Kritik über „Schutzengel“ u.a.: „Deutsche können keine Actionfilme – dieses Vorurteil will Til Schweiger mit seinem mutigen Projekt widerlegen. Doch daraus wurde leider ein Actionthriller, der zwar optisch gelungen ist, aber viel zu lang, mit Musik überfrachtet und fast ganz ohne Action daherkommt“.

Ich sage, was ich immer sage, wenn ein neues „großes“ Kinowerk nicht vorab der Presse präsentiert wurde: In der Regel handelt es sich dabei um Scheißfilme. Denn SIE wissen schon, was sie tun. Oder nicht? (= keine Bewertung möglich).

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