SCHLOSS & SIEGEL

SCHLOSS & SIEGEL“ von Heidi Ulmke (Co-B+R; D 1987; 81 Minuten; Start D: 05.03.1987).

Eine Liebe in Deutschland. Im Knast. Sie sitzt wegen eines Rauschgiftdelikts in Hessen ein, er kann sich wegen Steuerhinterziehung in Bayern ausruhen. Der Knastalltag ist grau und trüb und wenn da es nicht und wenn es da nicht die üblichen Reiberein untereinander gäbe und das ständige phantasievolle Bemühen, dem Wachpersonal eins auszuwischen und mit “Verbotenem“ zu spielen, hätten empfindsame Gemüter so ihre Schwierigkeiten. Ein paar skurrile Figuren sorgen bei ihr wie bei ihm für Heiterkeit und Aufmunterung, aber letztlich ist doch der Alltag der Alltag, ein einziges trübes Einerlei, in dem natürlich auch erotische Wünsche keinen Platz finden. Sex im Knast, da walten die Vorschriften vor. Aber wie entstehen trotzdem Kontakte?

Babsi schmeißt einfach eines schönen Tages einen „Lonely Hearts“-Hilfeschrei-Zettel in die gebügelten Hosen, die Michael verpasst kriegt. So entsteht ein langer brieflicher Kontakt. Der Versuch, sich näherzukommen, scheitert an bürokratischen Hemmnissen und engstirnigen Beamten, die sich wie Väter über ihre nicht volljährigen Kinder aufführen und dafür kein Verständnis haben. Dennoch bleibt der clevere Michael am Ball, vertieft sich in die rechtlichen Möglichkeiten und erreicht tatsächlich eines schönen Tages eine Zusammenführung. Die dauert erst einmal, weil es eine lange Strecke zu bewältigen gilt mit zahlreichen Unterbrechungen und Zwischenaufenthalten. Doch dann ist der große Augenblick da. Babsie und Michael, eine Momentliebe nimmt Formen an.

Die Story basiert auf Erfahrungen der englischen, in Deutschland lebenden Pop-Sängerin Geraldine Blecker, die ihre Knasterfahrungen in das Drehbuch und in die authentische Darstellung einer Nebenrolle einbrachte. Heidi Ulmke, Co-Autorin und Regisseurin, ist gelernte Krankengymnastin und Sozialpädagogin, kommt vom Fernsehen her, wo sie seit 1981 als Regieassistentin oder Skriptmitarbeiterin bei verschiedenen Produktionen mitwirkte (u.a. „Kassensturz“ von Rolf Sieber oder “Flußfahrt mit Huhn“ von Arend Aghte). Ihr Debüt sieht sich dann auch eher wie ein Fernsehspiel als ein Kinofilm an. Die Dialoge und Gebärden werden oftmals zu klobig, zu unbeholfen, zu unsinnlich eingesetzt. Viel zu viele Erklärungen müssen für Ideenmangel und Phantasielosigkeit herhalten. Wo Witz und Esprit Dinge auflösen, sie entzerren und aus diesem Stuben-Mief und der Gefängnis-Enge befreien könnten, herrscht Hilflosigkeit vor. Was ihrer Story und ihrem Film hilft, ist nicht die sich offensichtlich arg überschätzende ‘Künstlerin‘ Geraldine Blecker, die blass bleibt, sondern die beiden interessanten Protagonisten Christiane Carstens und Karl Heinz Maslo, die als einzige professionelle Qualitäten zu bescheinigen ist und die auch sehr bemüht sind, ihre Love Story mit Hindernissen glaubhaft über die oft wenig komischen, strapaziösen Unterhaltungsrunden zu kriegen (= 2 ½ PÖNIs).

 

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