Schicksal ist ein mieser Verräter Kritik

DAS SCHICKSAL IST EIN MIESER VERRÄTER“ von Josh Boone (USA 2013; B: Scott Neustadter, Michael H. Weber, nach dem gleichnamigen Roman von John Green; K: Ben Richardson; M: Mike Mogis, Nate Walcott; 125 Minuten; Start D: 12.06.2014); stellt dir vor, du bist 16, hast das ganze Leben vor dir und die Diagnose lautet: Krebs. Erst die Schilddrüse traktierend, dann in die Lunge „wandernd“.

Hazel, die gerade ihren 33. Halbgeburtstag gefeiert hat, spricht aber auf ein experimentelles Medikament gut an und „darf“ noch leben. Fühlt sich aber, mit der sie ständig „begleitenden“ Sauerstoffflasche, wie eine wandelnde, tickende Zeitbombe. Warum ich dies so leicht und nicht, wie eigentlich doch angemessen, tieftragisch erzähle?: Weil Hazel selbst mit einer sarkastischen Seelen-Wut pointiert daherkommt. In ihrem sprachlichen wie körperlichen Ausdruck. Wenn sie unbedingt noch erfahren möchte, was aus den Figuren ihres Lieblingsromans „Ein herrschaftliches Leiden“ geworden ist. Doch der von ihr diesbezüglich angeschriebene, zurückgezogen in Amsterdam lebende Autor Peter Van Houten (WILLEM DAFOE) antwortet ihr einfach nicht. Als ihre fürsorgliche Mutter (LAURA DERN) sie in eine Selbsthilfegruppe schickt, lernt Hazel den 18jährigen Augustus kennen. Der ehemalige Sportler hat durch Knochenkrebs ein Bein verloren. Ist aber optimistisch, dass es „DAS war“. Mit diesem „Scheiß Krebs“. Aus Freundschaft wird Liebe, obwohl SIE DIE eigentlich nicht (mehr) zulassen wollte. Von wegen der wenigen Zeit, die ihr noch wahrscheinlich bleibt. Doch nun sind sie auf einmal zwei Rebellen. In Sachen Gefühle erleben und Lebens-Tage erhalten. Und Amsterdam-Hoffnungen.

Eine Love-Story. Die wahrhaft rührt. BE-rührt. Weil sie so gar nichts mit dussliger Sentimentalität, einfältigen Klischees, fatalem Kitsch und falschen Tönen zu tun hat. Vielmehr elektrisiert die Geschichte von zwei erwachsenen „Frühchen“, die wie ihre Gleichaltrigen voll mit Neugier, Erfahrungshunger und Suche nach Glücksmomenten ausgestattet sind und sich dabei keine Blöße geben wollen, nur weil sie „blöd“-krank sind. Aber: SIE sind auch keine Happy End-Helden. Von wegen. Natürlich bilden Zweifel und Hass in ihren Gedanken und Bewegungen sehr viele emotionale Motive. Ebenso wie, als konsequentes Schutzschild, ihr sarkastisch- pointierter Humor. Der ihnen viel positive Kraft zum Weiteratmen vermittelt.

Die beiden Hauptdarsteller sind sensationell natürlich und glaubhaft. Hin- wie mitreißend. Bilden das total überzeugende Trumpf-As dieses außergewöhnlichen Beziehungsfilms. Ihre Charme-Chemie stimmt wunderbar – SHAILENE WOODLEY & ANSEL ELGORT kriegen DAS beeindruckend und erstaunlich glaubhaft-lakonisch hin, mit viel Frische und ohne altkluge Ausraster: diese emotionale Balance zwischen wahrhaftiger Natürlichkeit und cleverer Reife zu vermitteln; diese selbstverständliche Entschlossenheit und die begleitenden Verlust-Schmerzen diskret wie unangestrengt auszudrücken; diese intensive (Körper-)Sprache und ihre intelligente Unkorrektheit in hochemotionale wie sanfte philosophische Unterhaltungsbahnen zu lenken. So dass es weder zu Pathos- dick, noch zu doof oder gar zu tränig wird, sondern HERZ-ergreifend. Ist. Wirkt. Im besten Sinne von – Glück ist etwas, das man, wenn es einem begegnet, viel genießen darf und soll. So kurz es manchmal auch nur zu dauern vermag. Der Titel ist Programm.

Der 34jährige (unbekannte) Regisseur Josh Boone hat den 5. Roman des 36jährigen amerikanischen Bestseller-Autoren John Green, der im Vorjahr bei uns mit dem „Deutschen Jugendliteraturpreis“ ausgezeichnet wurde, liebe-voll und einfallsreich filmisch umgesetzt. Ummantelt mit einem erstklassigen Feel-Good-Soundtrack, zu dem Künstler wie Ed Sheeran, Birdy, Ray Lamontagne oder Lykke Li stimmungsangemessene Tracks beisteuern.

„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist kein Krankheits-, sondern ein Glücks-Film (= 4 PÖNIs).

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