„SCHÄNDUNG“ von Mikkel Norgaard (Dänemark/D/Schweden 2013/2014; B: Nikolaj Arcel, Rasmus Heisterberg; nach dem gleichnamigen Roman von Jussi Adler-Olsen/2008; K: Eric Kress; M: Johan Söderqvist; 119 Minuten; deutscher Kino-Start: 15.01.2015); vor einem Jahr schlug das neueste Kino-Spannungsprodukt aus Skandinavien hervorragend ein – „Erbarmen“, basierend auf dem ersten (von derzeit fünf) Romanen des dänischen Krimi-Bestseller-Autoren JUSSI ADLER-OLSEN (s. Kino-KRITIK).
Mit diesem „speziellen“, weil dauer-missmutigen Hackfressen-Ermittler Carl Morck (adäquat präsentiert von NIKOLAJ LIE KAAS) und seinem gelassenen syrisch-stämmigen Kumpan-Kollegen Hafez el-Assad (ebenso markant: FARES FARES). In ihrem zweiten Fall müssen sie tief in der Vergangenheit buddeln, um den Doppelmord an einem Geschwisterpaar im Jahr 1994 heute aufklären zu können. Dabei stoßen sie in das elitäre Luxus-Milieu von Privatschulen vor, in denen die Kinder reicher Feudalherrschaften mit ihren Adlaten ihr „eigenes Treiben“ lustvoll genüsslich wie sadistisch veranstalteten. Mörderisch ausübten. Schließlich glaubten sie, als über jeden Verdacht erhabene obere Milieu-Bürger nicht zur Rechenschaft gezogen werden zu können. Was – bislang – stimmte. Doch jetzt stechen zwei Haudegen in das kriminelle Wespennest von einst und heute, die die Gesetzeslage SEHR weit auszudehnen wissen und denen Vorgesetzten-Anweisungen am Selbigen vorbeigehen. Haben sie erst einmal eine Spur erschnüffelt, lassen sie nicht mehr locker. Auf Prügel und Schießereien komm ‘raus. Im Namen des Rechts kratzen und wüten sie am gemein-schönen, feudal- dänischen Gesellschaftslack.
Der Plot ist diesmal nicht so spannend wie beim ersten Film, weil sich schon bald die Fakten offenbaren. DIE von damals sind heute als Gutsherren, Schlösser-Besitzer, Hotel-Tycoons und Star-Anwälte gesellschaftlich hochrangig angesehen und mit enormem Geld ausgestattet. Gelten eigentlich als unantastbar, haben ganz offensichtlich auch heute noch und weiterhin viel Dreck am Stecken – und Verbindungen – und bemühen sich vehement, die Schnüffeleien über das „Damals“ zu behindern bzw. zu verhindern. Während Morck & Assad natürlich nicht klein bei- oder gar aufgeben, um hinter die Wahrheit zu gelangen. Vorrangig gilt es, eine Hauptbeteiligte von einst zu ermitteln, die heute irgendwo auf der Straße hausiert und nun für alle Beteiligten außerordentlich „wichtig“ geworden ist.
„Schändung“, Originaltitel: „Die Fasanentöter“, irritiert durch eine Vielzahl von Figuren, die in der ersten halben Stunde eingeführt werden, das Presseheft spricht von gleich 18 Charakteren. Zudem wirkt die verkorkste Hauptfigur, Schnöserich-Polizist Carl Morck, noch mehr „unanständiger“, aggressiver, für Gespräche mit wem auch immer unnahbarer. Dies geht einem bisweilen auf den Krimi-Keks, weil dieses ständige Ausflippen irgendwann = zwangsläufig zu Reiz-Ermüdung führt. Führen muss. Weniger Menschenfeind-Dampf wäre sicherlich mehr. Spaß und Spannung.
„Schändung“ geht als düsterer skandinavischer Krimi nur unterhaltungs-solide durch. Fall 3, „Erlösung“, sollte demnächst wieder mehr, also origineller „knallen“ (= 2 ½ PÖNIs).