DER RUF DER WALE

DER RUF DER WALE“ von Ken Kwapis (USA 2010/2011; 107 Minuten; Start D: 16.02.2012); natürlich, das ist bekannt – das reale Leben schreibt die wahren KINO-Geschichten. Wie hier, wo die Drehbuch-Autoren Jack Amiel + Michael Begler das 1989 erschienene Buch „Freeing the Whales: How the Media Created the World’s Greatest Non-Event“ von Thomas Rose adaptierten. Der Tatsachen-Report blickt im Winter von 1988 auf Barrow, die nördlichste Stadt der USA. In Alaska. Saukalt ist es hier. Deshalb möchte TV-Berichterstatter Adam Carlson (JOHN KRASINSKI) möglichst schnell wieder weg von hier. In wärmere Gefilde. Ein Routine-Beitrag von ihm, eine Art „Füll-Kurzfilm“ über drei hier im Eis eingeschlossene Grauwale, offensichtlich Eltern mit ihrem Nachwuchs, stößt landesweit auf riesiges Interesse. Sorgt für breites Aufsehen. Bekommt ein unerwartetes Echo. Eigentlich nur „nebenbei“ in den Nachrichten zum Schluss, als „Rausschmeißer“, gedacht, löst er einen wahren Vulkan an unterschiedlichen Reaktionen aus.

Plötzlich steht das Schicksal von Fred, Wilma und Baby Bamm-Bamm, wie die Meeressäuger in ihrem kleinen Eisloch genannt werden, im Mittelpunkt des nationalen Interesses. Zumal die ständige Gefahr besteht, dass dieses lebenserhaltende Eisloch auch noch zufriert. Was den Tod der Tiere zur Folge hätte. Was wiederum dem Chef eines Öl-Konzerns eigentlich gut ins geschäftliche Konzept passen würde. Schließlich soll hier bald profitabel nach Öl gebohrt werden. Weil es sich aber in der Öffentlichkeit besser verkauft, mutiert der smarte Manager-Typ (TED DANSON), auch auf Drängen von „ganz oben“ – Präsident Ronald Reagan lässt für den Demnächst-Wahlkampf schön grüßen – , zum bekennenden Umweltschützer. Was die sture, quirlige wie daueraufgeregte Greenpeace-Aktivistin Rachel Kramer (DREW BARRYMORE) aber nicht davon abhält, auch ihm hier genau auf die helfenden Finger zu schauen. Eine beispiellose Hilfsaktion läuft an, mit waghalsigen Aktionen, auch seitens des zunächst „mürrischen“ Militärs, an denen zuletzt sogar ein sowjetischer Eisbrecher beteiligt wird. Was 1988 (noch) keine Selbstverständlichkeit ist. Begleitet von immer mehr Reportern, kauzigen Helfern und den „irritierten“ Einheimischen, die Walfleisch ja als Nahrung „benutzen“. Und bei denen zunehmend auch private „Scharmützel“ eine zusätzliche emotionale Rolle spielen (und sich „tatsächlich“ auch „so“ ereignet haben, wie das Dokumentarmaterial im Nachspann belegt). Während ein „poppiger“ 11jähriger Inuit-Boy, Nathan (Ahmaogak Sweeney), allmählich sich und seine Sippe besser zu begreifen versteht.

Ein guter gutgemeinter Film. Der davon handelt, wie einen Augenblick lang „Waffenstillstand“ und Solidarität herrscht. Wegen dreier „verzweifelter“ Tiere. Bei völlig unterschiedlicher Interessenlage. Von wegen Business, Bilder, der auslaufende Kalte Krieg, US-präsidiale Imageverbesserung und ehrlichem Engagement. Ein Wettlauf gegen die eisige Zeit beginnt. Mehr und mehr tun sich sämtliche Beteiligten zusammen. Ziehen sozusagen wie bildlich an einem Strang. Und wenn die Helfer schließlich eine Spur von Atemlöchern in das Eis sägen, damit die Wale auf ihrem Rückweg die benötigte Luft an der Oberfläche bekommen können, bleibt kein Auge ganz trocken. Unterstützt vom „gefühlvollen“ Score von CLIFF EDELMAN („Free Willy 3“), der das „Hollywood Studio Symphonie Orchestra“ selbst dirigierte. Die stimmungsvollen Vokalparts stammen von Lisbeth Scott („Avatar“, „The Sixth Sense“).

„BIG MIRACLE“, „Großes Wunder“, heißt der Film im Original, den Regisseur Ken Kwapis („Lizenz zum Heiraten“/2007) als einen imponierenden, cleveren, als einen sehr atmosphärischen, spannenden Familienfilm authentisch, also im 1980er Jahre-Stil, inszeniert hat. Übrigens komplett vor Ort, in Alaska. In der Umgebung der geschäftigen Stadt Anchorage. Anchorage ist eine moderne Region mit 300.000 Einwohnern und liegt zentral an der südlichen Küste von Alaska. Hier „entstand“ der weitaus „kältere“ Ort Barrow, wo ein Drehen unmöglich war, neu. Mit grandiosen visuellen Spezialeffekten und eindeutiger tierischer „Vorteilsnahme“: Helfen ist immer besser als ignorieren. Tut sogar gut. RICHTIG gut. Manchmal hat der Mensch halt ein gutes Gespür für „das Richtige“. Für einen kurzen positiven Moment. Dann herrscht sicherlich wieder Alltag (= 3 ½ PÖNIs).

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