Zum 100. Geburtstag von RUDOLPH VALENTINO (Kalenderblatt für
“DeutschlandRadio Berlin/HörenSagen“/06. 05.1995)
Rudolfo Alfonso Raffaelo Filibert Guglielmi Di Valentina D‘Antonguolla wurde am 6. Mai 1895 in Castellneta in Apulien geboren. Sein Vater war Tierarzt, die Mutter französischer Herkunft und Tochter eines Arztes. Die Kindheit verbrachte Valentino in seinem italienischen Geburtsort. Nach dem Tod des Vaters tritt er in die Militär-Akademie in Peruggia ein und wechselt danach in die Königliche Landwirtschaftliche Akademie. Er hat wenig Geld, und deshalb beschließt er, nach Amerika zu fahren, um dort sein Glück zu suchen. Am 23. Dezember 1913 geht er in Brooklyn, New York an Land.
Er arbeitet als Aushilfe und Gärtner, während er Englisch lernt. Er beginnt als Eintänzer in einem größeren Restaurant aufzutreten. Sein Stil und seine tadellosen Manieren beeindrucken. Die Schautänzerin Bonnie Glass engagiert ihn als Partner. Sie treten in den großen Theatern, Restaurants und Kaffeehäusern von New York auf und zeigen den Amerikanern den Tango. Als Bonnie sich zurückzieht, findet Valentino in Joan Sawyer eine neue Partnerin. Außerdem arbeitet er gelegentlich als Tanzkomparse und Chorsänger in einer Wandertruppe. 1917 erreicht Valentin Hollywood. Zunächst jobbt er als Komparse und Schautänzer.
Valentino stellt sich in den Filmstudios vor und wird als Statist für den Film “Alimony“ engagiert. In den nächsten beiden Jahren wird er in insgesamt 10 Filmen “im Hintergrund“ mitwirken.
Nach kurzer Bekanntschaft heiratet Rudolph Valentino am 5. November 1919 das Starlet Jean Acker. Einen Monat später geben beide bereits offiziell ihre Trennung bekannt. 1920 empfiehlt ihn die Drehbuch-Autorin June Mathis dem Regisseur Rex Ingram. Rex Ingram gibt ihm die Hauptrolle für das Melodram “Die 4 apokalyptische Reiter“. Als der Film im März 1921 in die Kinos kommt, feiert man Valentino als kommenden Star. Alla Nazimova, eine für ihre Ibsen-Interpretationen berühmte russische Schauspielerin, wird auf ihn aufmerksam. Dieser stammt übrigens wie auch die anderen aus dem Ken-Russell-Film “Valentino“ von 1976 mit dem russischen Star-Tänzer Rudolf Nurejew in der Titelrolle. Zurück ins Jahr 1921.
Die Nazimova und Valentino spielen die Hauptrollen in “Camille“, einer modernen Fassung der “Kameliendame“ nach Alexandre Dumas. Wegen finanzieller Streitereien wechselt Valentino vom Metro-Studio zu Paramount. Dort erhält er die Hauptrolle für den Film “Der Scheich“. Diese exotische Filmfigur typisiert Valentino fortan. Mit seiner lasziven Erotik löst er hysterisches Entzücken aus: Valentino avanciert zum ersten männlichen Sexsymbol der Filmgeschichte. Ob als Stierkämpfer, Pirat oder Russenprinz…er nimmt einen konkurrenzlosen Platz in den Wunschträumen zahlloser Frauen ein. Das skandalträchtige Privatleben des Stars ändert daran ebenso wenig wie die Pressekampagne gegen die ‘Verweichlichung des amerikanischen Mannes‘ oder der Schimpfname “rosa Puderquaste“: Eine Prägung neidischer Männer.
Am 13. Mai 1922 heiratet er die Filmarchitektin Natascha Rambova,
eine enge Freundin von Alla Nazimova. Nach verschiedenen künstlerischen und finanziellen Auseinandersetzungen mit der Paramount begeben sich beide auf eine Werbetournee durch die Vereinigten Staaten. Er tanzt jeden Abend als Gaucho kostümiert den Tango. Die Tournee wird zu einem Triumph. Paramount nimmt ihn daraufhin für eine Wochengage von 7.500 Dollar “zurück“ und lässt Mitspracherecht an den Drehbüchern zu. Von 1922 bis 1925 dreht er 8 Filme. Im November 1925 beantragt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Anschließend fährt er nach London und wird dort anläddlich der Premiere des Films “The Eagle“ von einer riesigen Menge begeistert. gefeiert. Er reist weiter nach Paris und Berlin und bereitet die Scheidung von Natascha Rambova vor. Sie wird im Prozess angeben, dass die Ehe nie vollzogen wurde. Einen ähnlichen Vorwurf gab es bereits im Prozess um die Scheidung von seiner ersten Frau. Im Februar 1926 beginnen die Dreharbeiten zu „Der Sohn des Scheich“, seinem letzten Film. Im Juli begibt sich Valentino auf eine zweimonatige, strapaziöse Premieren-Tournee.
Am 15. August 1926 wird Rudolph Valentino wegen eines gebrochenen Blinddarms und eines akuten Magengeschwürs ins Krankenhaus gebracht. Dort verschlimmert sich sein Zustand. Er stirbt am 23. August 1926, mittags um 12.10 Uhr im Alter von nur 31 Jahren. 5 Verehrerinnen folgen ihm in den Tod. Beim Begräbnis gibt es Ausschreitungen durchgedrehter Fans. Und Stummfilm-Vamp Pola Negri stürzt sich publicityträchtig in sein Grab.