Auf dem Frankfurter Flughafen schlägt ein Mann einen anderen nieder. Sein Name: Aaron Reichenbach. Er ist ein Jude, der den Mörder seiner Schwester nach über 40 Jahren “bestrafen“ will. Es ist die eine Geschichte des Films „DER ROSENGARTEN“ von Fons Rademakers (Niederlande 1989; B: Artur Brauner; 112 Minuten; Start D: 15.01.1990).
Diese Geschichte wird leider nur sehr bemüht, fernsehspielhaft und auch nicht immer plausibel erzählt. Die zweite aber, die das Motiv der Tat erklärt, besitzt authentischen, dokumentarischen Charakter und geht unter die Haut: Kinder. Erst medizinische Versuchsopfer, dann der Tod durch den Strang.
In der letzten halben Stunde, wenn sich der Film nur noch auf diese schlimmen historischen Fakten und Gräueltaten konzentriert, berührt er, schlägt er zu, ist eine berechtigte Anklage und Mahnung. Und in der letzten Sequenz nähert sich “Der Rosengarten“ dann mit bösen, sarkastischen Untertönen an eine unglaubliche deutsche Rechtspraxis. Denn auch in Wirklichkeit wurde der für die Kindermorde am Bullenhuser Damm in Hamburg verantwortliche SS-Kommandant aus Altersgründen für verhandlungsunfähig erklärt und strafrechtlich nicht weiter verfolgt.
Das erste Verfahren gegen ihn wurde 1967 mit folgender Begründung eingestellt: Die Ermittlungen haben nicht mit der erforderlichen Sicherheit ergeben, dass sich die Kinder über Gebühr lange quälen mussten, bevor sie starben. Ihnen ist also über die Vernichtung ihres Lebens hinaus kein weiteres Leid zugefügt worden. Und im Nachspann heißt es außerdem: Der Staatsanwalt, der diese Erklärung abgab, ist noch in Amt. Zitat Ende. Das macht wütend und sprachlos zugleich. Zu erwähnen ist noch, dass im Ensemble so exzellente Schauspieler wie Maximilian Schell, Liv Ullmann, Peter Fonda, Jan Niklas und Kurt Hübner mitwirken.
Ein sehr unbequemer, ein diskutabler Stoff: “Der Rosengarten“ von Fons Rademakers (= 3 PÖNIs).