ROCKETMAN

PÖNIs: (4,5/5)

„ROCKETMAN“ von Dexter Fletcher (GB/USA 2018; B: Lee Hall; K: George Richmond, M: Matthew Margeson; 121 Minuten; deutscher Kino-Start: 30.05.2019); welche „umständlichen“ Wege gehst du? Um Erfolg zu haben? Um anerkannt zu werden? Um überhaupt – deinen Lebens-Sinn zu erkunden? ELTON JOHN, bürgerlich: Reginald Kenneth Dwight, geboren am 25. März 1947 als Sohn „desinteressierter“ Eltern, fand Glücks-Unterstützung durch seine Großmutter Ivy (GEMMA JONES), die ihn in ganz jungen Jahren zum Klavierspielen ermunterte. Musik als Ventil für entgangene Zuneigung. Aufmerksamkeit. Berührung. Überhaupt: Liebe. Als Weg-Weiser auf der Suche nach: Anerkennung.

Die 70er Jahre Pop-Ikonen stemmen derzeit das Mainstream-Kino. Neulich, überragend, „Bohemian Rhapsody“ um „Queen“-Front-Man Freddie Mercury (s. Kino-KRITIK), jetzt: Mr. Elton John. Dem es „anfangs“, sagen wir mal, nur begrenzt gut geht. Der Vater (STEVEN MACKINTOSH) lehnt jede Art und Form von Nähe ab; die Mutter (BRYCE DALLAS HOWARD) – eine dumme Liese. Der Song „I Want Love“ (von 2001) und seine (späte) Be-Deutung. Die energisch-liebevolle Großmutter und sein gigantisches Talent für Musik, für das Klavierspielen, bringen ihn auf den Weg. Führen ihn zum schließlich unaufhaltsamen Erfolg. Diverse Abstürze inbegriffen.

Am Film-Anfang – der Gang in die Selbsthilfegruppe. In voller Glitzerpracht. Der Typ ist „innen“ am Ende. Eine Bilanz ist dringend fällig. Gepaart mit = in Verbindung mit: vielen Rückblicken. Die alles andere als nur schmeichelhaft ausfallen. Von wegen: die Kehrseite des Ruhms. Du bist Oben, bist angesagt, immens beliebt, aber zu welchem Preis? Doch da sind diese Songs, die zu Hits mutieren und weltweit zu emotionalen Glücks-Formeln aufsteigen. Dich, „Poor Boy“, sehr reich werden lassen. Und dieser Trubel hört nicht auf. Diese „Alle mögen dich“-Hitze. Die Begegnung mit dem virtuosen Lied-Texter-Genie Bernie Taupin (JAMIE BELL; einst als Außenseiter „Billy Elliot“ sagenhaft/s. Kino-KRITIK) war und bleibt der Schlüssel, der die Erfolgstüren öffnet. „Rocketman“, der Klassiker von 1972, setzt sich in Bewegung. 450 Millionen Tonträger wird Elton John bis heute verkaufen.

Es ist erstaunlich, dass und vor allem WIE diese Biopics der besten Pop-Rampensäue die extrem-dunklen Erfahrungswelten ihrer Helden mit-einbeziehen: „Ich bin Alkoholiker, drogenabhängig, sexsüchtig und kaufsüchtig“. Und: Elton John ist schwul. Zu einer Zeit, wo dies noch unter allen Gesellschaftsumständen verschwiegen werden muss. Die Öffentlichkeit ist „noch nicht soweit“. Doch Regisseur Dexter Fletcher, der schon die „Bohemian Rhapsody“ so fröhlich wie porentief in Schwung brachte, setzt auf das bewährte Mittel: die atmosphärische Show. Eben noch miese Tieflaune, mit hemmenden Seelenschmerzen, schon bebt das Jukebox-Musical. Tobt die Elton John-Hit-Musik. Verbunden mit exzellent choreografierten Schwung-Nummern, sich mal als superbe „Broadway-Show“ präsentierend, ausbreitend, mal mit unbändiger Solo-Kraft performt. Mit wilden, schrillen Kostümen und exzentrischen Brillen. Was für eine Therapie!

DIE durch IHN super-gelingt: TARON EGERTON. In den beiden „Kingsman“-Agenten-Movies (2014/2017) schon eine ironische Leuchte und 2016 als „Eddie the Eagle“ (s. Kino-KRITIK) eine „olympische“ Wucht. Der 29-jährige fetzt genau SO bewegungsintensiv, hemmungslos-lustvoll und selber die Hits seines Idols klasse-schmetternd wie kürzlich der dafür mit einem „Oscar“ belobigte Rami Malek als Freddie Mercury. (Der allerdings bei dessen Songs nur die Lippen „faszinierend“ bewegte.) Taron Egerton kriecht überzeugend wie begeisternd hinein in diesen Pop-Giganten-Maestro mit all seinen Facetten. Schüben. Exzentrisch-phänomenalen Auftritten. Bei seinem furiosen Elton John-Taumel. Ist sowohl schüchtern wie ausgelassen UND eben auch als Sänger eine krasse Energie-Wucht.

Das Kino hat erneut einen Hit: „ROCKETMAN“, der Film kann sich fantastisch sehen UND hören lassen (= 4 1/2 PÖNIs).

P.S.: Pardon aber – Kollegen/Innen monieren, dass der Film nicht „wahr“ sei. Leute. Wen interessiert’s hier? Wir sind im U-KINO. Da ist sowieso nichts wahr. Sondern, wenn es gut läuft, wie hier: MAGIE! Fantastischer Zinnober! IT’s Show & Time.

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