„ROBOCOP“ von José Padilha (USA 2012; B: Joshua Zetumer, Nick Schenk, basierend auf dem Drehbuch von Edward Neumeier und Michael Miner zum gleichnamigen Film von 1987/R: Paul Verhoeven; K: Lula Carvalho; M: Pedro Bromfman; 121 Minuten; Start D: 06.02.2014); hieß es im Original von Paul Verhoeven von 1987 noch „Detroit in naher Zukunft“ (s. Kino-KRITIK), wurde hier gleich ins Jahr 2028 gebeamt. In den USA ist das gesellschaftliche Nr.1-Thema: die enorme KRIMINALITÄT Der multinationale Mega-Konzern „OmniCorp“ ist globaler Marktführer für die Roboter-Technologie. Die vom Unternehmen hergestellten Drohnen werden weltweit erfolgreich im Kampf gegen das Verbrechen eingesetzt. „Kleine Aussetzer“ inbegriffen. In den USA ist man sich politisch noch nicht einig, inwieweit man diese Mechanik einsetzen soll. Währenddessen spricht sich im Fernsehen der prominente Moderator Pat Novak (SAMUEL L. JACKSON) vehement für die Benutzung dieser „technischen Hilfsmittel“, also für „OmniCorp“ als „ergänzende Polizei-Instanz“ aus. Der Anlass: Detroit ist „am Kippen“.
Der Polizei fällt es zunehmend schwerer, massiv gegen die „erfolgreichen“Syndikate vorzugehen. Als der Beamte Alex Murphy (JOEL KINNAMAN) bei einem Attentat schwer verletzt wird, sieht „OmniCorp“-Boss Raymond Sellars (MICHAEL KEATON) seine (Dollar-)Chance gekommen. Lässt von seinem Chefkonstrukteur Dr. Dennett Norton (GARY OLDMAN) den Restkörper von Murphy mit Maschinen-Metall „verbinden“ – und fertig ist der RoboCop. Der nun gelenkt und befehlsorientiert den Kriminellen als blutige Leder soll. Soll, denn mit diesem „Frankenstein“-Etwas kann man nicht total umspringen wie man es gerne hätte: Es stecken immer noch genügend Gefühlsreste in diesem Maschinenkörper, die nicht so ohne weiteres ab- beziehungsweise auszuschalten sind. Somit stellt RoboCop Alex den Milliarden-Profit von „OmniCorp“ gehörig in Frage. Obwohl er schon eine ganze Menge von den Bösewichtern, ganz im uramerikanischen Sinne, wegzuballern versteht. Also: Wie viel Überreste von MENSCH, sprich Seele, stecken noch in RoboCop und lassen ihn deshalb nicht gänzlich unter „amtliche“ Kontrolle kriegen???
Es wird viel gequatscht in diesem Action-Ding mit Polit- und Philosophie-Geschmack. Sollen wir, dürfen wir, wie weit überhaupt ist es vertretbar, sich staatlicherseits „so zu wehren“; was ist nur aus unserer friedlichen Welt geworden. In der Redeflussart. Dann flippt RoboCop tüchtig aus, damit auch die Action-Erwartungen befriedigt werden. Während der Dreharbeiten war zu vernehmen, dass der engagierte brasilianische Regisseur JOSÉ PADILHA, 46, bekannt geworden durch seinen brasilianischen Polizeifilm „Elite Squad“, der auf der Berlinale 2008 den „Goldenen Berlinale-Bären“ zugesprochen bekam, seine Ideen nicht so durchsetzen konnte wie er es vor hatte: „Von 10 Ideen werden 9 nicht akzeptiert und geschnitten. Es ist die Hölle hier“, lässt (US-)Wikipedia seinen namhaften brasilianische Regie-Kollegen Fernando Meirelles berichten, mit dem José Padilha während der Dreharbeiten telefonierte. Und so sieht und hört sich der Streifen auch an: Mal setzt er sich interessant denkend in Bewegung, dann wieder plump drauflos abknallend. Das spannende Thema, dass sich heute schon erhebliche Teile des US-Militärapparats in privater Industriehand und gierigen Aktionären befinden, wird als moralische wie politische Komponente angerissen. Insgesamt ein ordentlicher Zwitterfilm, der in seiner Wirkung mit zwiespältigen Emotionen aufwartet. In einer Art Hü & Hott-Atmosphäre. Mal sauer, mal packend. Oder umgekehrt. Aber nie einheitlich.
Und die Schauspieler: Der britische Star-Akteur GARY OLDMAN, 55, zuletzt überragend in „Dame, König, As, Spion“, gibt routiniert den besorgten Erfüllungsdoktor und „Frankenstein“-Erfinder. Multi-Firmen-Chef MICHAEL KEATON, 62, der sich früher gerne in Komödien aufhielt („Jack Frost“) und auch als „Batman“ zweimal engagiert war (1989, 1992), zeigt wenig Rollen-Spaß. Der aus Schweden stammende Titelheld JOEL KINNAMAN („Easy Money – Spür die Angst“) ist als RoboCop kaum zu erkennen. Bewegt sich halt mechanisch „nach Vorschrift“. Als Marsch – Marsch – Baller-Man. Mit schon mal Tränen in den Augen. SAMUEL L. JACKSON als TV-Mephisto ist (im Original) rhetorisch faszinierend. ABBIE CORNISH als besorgte Ehefrau-Blondine sieht nett aus.
Auf dem Nachspann erklingt – passend – einer meiner Lieblingssongs: „I Fought the Law“, in den 1960er Jahren ein Hit von „The Bobby Fuller Four“. Auf dem Soundtrack ist er nicht mit drauf, wer bzw. welche Gruppe ihn hier singt, war bis Redaktionsschluss nicht zu ermitteln. Jedenfalls – ein guter musikalischer Rausschmeißer aus einem mittel“ulkigen“ Drama mit Action (= eigentlich 2 ½, aber von mir aus auch 3 PÖNIs).
PS: Dank eines Hinweises kann die Musiklücke nun geschlossen werden. Die 1979 veröffentlichte Version von „I Fought the Law“ stammt von der britischen Band „The Clash“.