ROBERT ALTMAN´S LAST RADIO SHOW

ROBERT ALTMAN´S LAST RADIO SHOW“ von ROBERT ALTMAN (USA 2006; 105 Minuten; Start D: 12.04.2007); ist der 37. und letzte Spielfilm, da er am 20. November 2006 im Alter von 81 Jahren starb. Altman war einer der GANZ GROßEN unabhängigen Regisseure/Autoren/Produzenten im amerikanischen Kino. Errang Ruhm und Ehre durch Filme wie „M.A.S.H.“ (1970/“Goldene Palme“ in Cannes als „Bester Film); „Nashville“ (1975/“Oscar“-Nominierung); „Buffalo Bill und die Indianer“ (1976/“Goldener Berlinale-Bär“); „The Player“ (1992/“Goldene Palme“ in Cannes als „Bester Regisseur“); „Short Cuts“ (1993/“Goldener Löwe“ von Venedig als „Bester Film“); „Gosford Park“ (2001). 2006 wurde er mit dem „Ehren-Oscar“ für sein Lebenswerk bedacht. Sein letzter Film – Originaltitel: „A Prairie Home Companion“ – lief im Wettbewerb der Vorjahres-Berlinale, wurde dort begeistert aufgenommen, erhielt aber keinen Jury-Preis. Durch seinen Tod wurde der Film nun zu einer Art „künstlerischem Vermächtnis“.

Dabei zielt er auf eine Live-Radio-Show, die es tatsächlich (auch heute noch) gibt: Seit der Premiere am 6. Juli 1974 hat „A Prairie Home Companion“ Millionen Zuhörer, die Woche für Woche wegen der charakteristischen Mischung aus Musik/Humor/Anekdoten einschalten. Gegenwärtig wird die Zweistunden-Sendung, die im Mittleren Westen Amerikas/in St. Paul in Minnesota produziert wird, von mehr als 550 amerikanischen Radiostationen ausgestrahlt und hat ein „regelmäßiges Publikum“ von mehr als 4,3 Millionen Zuhörern. 2004 hat die amerikanische „Libary of Congress“ die erste Ausstrahlung in das NATIONALE KULTURARCHIV aufgenommen.

Star der Sendung ist ihr Gründer, der 63jährige Autor und Moderator GARRISON KEILLOR. Der ist hier Herz + Motor zugleich. Und hatte eines Tages die Idee, einen Film über diesen phänomenalen Langzeit-Äther-Erfolg zu machen, schrieb ein Drehbuch und kam mit Robert Altman in Kontakt. Der Film „A Prairie Home Companion“ entstand im Sommer 2005 im Zeitraum von 5 Wochen vor Ort in St. Paul. Die Dreharbeiten erfolgten im „Fitzgerald Theatre“, wo Keillors Show seit 1978 auch stattfindet. Dabei wurde die Show im Film live vor Publikum aufgenommen. Die Bühnenarbeiter im Theater gingen dabei ihren gewohnten Tätigkeiten nach und arbeiteten Seite an Seite mit Altmans Produktionsteam. Und: GARRISON KEILLOR spielt sich auch noch selbst und wird hier zum „heimlichen Star“: Gibt einen lakonisch-„komischen“ Moderator, der sein Publikum seit über 30 Jahren mit herrlich unmelancholischen Ansagen, fiktiv-absurden Werbeblöcken und groteskem amerikanischen wie norwegischen Volksliedgut köstlich unterhält. Doch nun, so die fiktive Story des Films, ist bald alles vorbei: Die letzte Show/Sendung winkt, das Theater wird abgerissen, weicht profitablerem Parkplatz-Beton. Der „Vollstrecker aus Texas“ steht schon vor der Tür.

Was Altman nun DARAUS inszeniert/veranstaltet, ist stimmungsvoller „Schwanengesang“ pur und per Detail nicht zu beschreiben. In knapp 100 Minuten entwickelt er eine Art vergnüglich-melancholisches Traumspiel, in dem zwischen Bühne + Backstage die Großen und kleinen Fragen des Lebens anekdotenhaft/episodenhaft abgehandelt werden. Motto: Jedem noch so traurigen Abschied wohnt immer auch eine Prise Humor inne/jeder Schmerz beinhaltet immer auch einen augenzwinkernden Scherz/einen weisen Joke.

Wie immer bei Altman konnte er auch für seinen letzten Film auf eine Riege erstklassiger „Oscar“-Stars bauen, denen es sichtliches Vergnügen bereit, prächtig-wehmütige ENSEMBLE-Arbeit zu leisten: Zum Beispiel MERYL STREEP gerade als Mode-Satan in „Der Teufel trägt Prada“ gefeiert, jetzt mit Hillbilly-Sängerinnen-Charme; LILY TOMLIN als ihre mit-musizierende Schwester; während WOODY HARRELSON und JOHN C. REILLY als Bilderbuch-Cowboys ihren Bühnen-Affen prächtig Zucker geben; desweiteren sichten wir mit GROßEm Vergnügen KEVIN KLINE, TOMMY LEE JONES, LINDSAY LOHAN und VIRGINIA MADSEN.

Kein unbedingt gewohnt-„scharfer“ (Amerika-)Abschied von Robert Altman, sondern eher einer mit viel Lächeln und augenzwinkernder Wehmut. Mit respektlosem Charme-Vergnügen menschelnd und hemmungslos altmodisch wärmend, dabei aber schon wieder so etwas wie erfrischend-subversiv-„hip“. SO ETWAS konnte nur ROBERT ALTMAN herbeizaubern: Melancholie von Verklärung freizuhalten und dabei zugleich herznah und kopfvoll klasse-unterhalten (= 4 PÖNIs).

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