DER RICHTER – RECHT ODER EHRE

DER RICHTER – RECHT ODER EHRE“ von David Dobkin (USA 2013; B: Nick Schenk, Bill Dubuque; K: Janusz Kaminski; M: Thomas Newman; 141 Minuten; Start D: 16.10.2014); ich mag hervorragende Schauspieler. Wenn diese verstehen, einen ganzen, langen Film alleine durch ihre Präsenz faszinierend zu füllen, ist das Prädikat „Erlebnis“ angebracht. Wie hier. Wo zwei außerordentlich gute „Actors“ den Abend alleine zu einem emotionalen und intelligenten Ereignis werden lassen. Will sagen – die Handlung ist lediglich Ausgangspunkt, leidlich spannend, beileibe nicht so wichtig und bedeutsam wie das Auftreten dieser zwei Darsteller-Giganten.

Hank Palmer ist Erfolgs-Anwalt in Chicago. Sein Motto: „Für Unschuldige bin ich zu teuer“. Alles läuft wie geschmiert, Hank hat sich, seine Karriere und sein gutes Leben glatt im Griff. Wir ahnen, bei solch einem furiosen Dauererfolgslauf sind nun, als wir Hank das erste Mal erleben, „Nickligkeiten“ annonciert. Weniger im Job, da macht ihm niemand etwas vor, sondern privat. Die junge Ehefrau hat ihn betrogen, es schnüffelt nach Scheidung, das Duell um die herzige Tochter Lauren (EMMA TREMBLAY) ist eröffnet. Zudem, also zugleich muss er gerade jetzt in die eigene Familie tief eintauchen. Anlass: Seine Mutter ist gestorben, die Reise in das Kaff Carlinville in Indiana wird zu einem Anspannungs-Trip in Sachen Seele und Zwist. Schließlich ist Hanks Verhältnis zu seinem Vater, einem örtlichen Richter, völlig zerstört. Seit Ewigkeiten haben die beiden „Holzköpfe“ kein Wort mehr miteinander gewechselt. Völlige Ignoranz. Auch jetzt. Hank will so schnell wie möglich wieder weg, als „die Show“ beginnt. Joseph Palmer, der juristische Patriarch der Region, hat „Aussetzer“. Anzeichen einer beginnenden Demenz. Und: Der knochige Alte wird beschuldigt, auf der Straße einen Mann (den er einst verurteilte) überfahren und dann Fahrerflucht begangen zu haben. Der Sohn macht sich nun daran, seinen Vater zu verteidigen. Was sich alles andere als „pflegeleicht“ erweist. Ganz im Gegenteil. Da beharken sich Zwei, die fortan eigentlich zusammenhalten sollten. Und tauchen dabei noch einmal – „nebenbei“ – porentief in die eigene Sippengeschichte ein. Um endlich einiges abzuarbeiten. Und vieles aufzuräumen. Endlich klarzustellen.

Weniger die Story. DIE hält nicht DAS, was sie verspricht. Ist in ihrer Sinn- und Gefühls-Lage uneinheitlich. Pendelt unentschlossen zwischen Sentimentalität, zynischen Humor-Spitzen und familiärem Kuddelmuddel mal hin, mal zurück. Erreicht weder ausreichend Reiz-Tiefe noch atmosphärische Spannungs-Neugier. Während der Kriminal-Fall von schlichtem Naturell ist. Mehr routiniertes Konstrukt denn prickelnde Suspense.

Es sind diese beiden Schauspieler-Hochkaräter, die hier das Sagen und Führen haben. Und für bärenstarke Seelen-Performance sorgen: ROBERT DOWNEY Jr., 48, seit Jahren einer der angesagtesten Darsteller und derzeit auch der am höchsten bezahlteste Hollywood-Hero (3 x „Iron Man“; 2 x „Sherlock Holmes“), und d e r große alte Charakter-Mime des amerikanischen Kinos, „Oscar“-Preisträger ROBERT DUVALL („Der Pate“, „Apocalypse Now“), inzwischen (zu Dreharbeiten) 82. Zwei körpersprachliche Ausdrucks-Giganten. In jedweder – lauten oder leisen – Bewegung. Denen gehört hier das Film-Feld, die große Bühne. Charismatisch, süffisant, bissig. Downey Jr., mal nicht als Schema-Held, sondern als Dynamo-Typ mit zunehmenden Selbstzweifeln, und Robert Duvall als einmal mehr Charakter-Knochen par excellence dominieren mit enormer Unterhaltungswucht. Und haben mit Begleitern wie Vera Farmiga („Up in the Air“), Vincent D’Onofrio (TV-Serie: „Criminal Intent“) und Billy Bob Thornton („Sling Blade“) namhafte Stichwort-Unterstützer (= 3 PÖNIs).

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