Hachiko, ein Akita-Hund, wurde am 10. November 1923 in Odate in der Präfektur Akita geboren. 1924 nahm ihn sein Besitzer, ein Universitätsprofessor, mit nach Tokio. Von da an holte der Hund jeden Tag sein Herrchen vom Bahnhof Shibuya ab. Auch als der Professor während einer Vorlesung verstarb, wartete sein Hund jeden Tag am Bahnhof auf dessen Rückkehr. Sein ganzes Leben lang. Für den treuen Hachiko, inzwischen durch Veröffentlichungen in ganz Japan bekannt, wurde im Jahr 1934 am Bahnhof Shibuya eine Bronzestatue errichtet. Am 8. März 1935 verstarb Hachiko. Der westliche Bahnhofsausgang, der Warteplatz von Hachiko, heißt heute offiziell „Hachiko Exit“. 2009 verfilmte der schwedische Hollywood-Regisseur Lasse Hallström die Geschichte dieses Hundes: „Hachiko: A Dog’s Story“, deutscher Kino-Titel: „HACHIKO – Eine wunderbare Freundschaft“. Richard Gere spielte darin das Herrchen von Hachiko (s. Kino-KRITIK).
Auch im staubigen Australien haben sie vor einiger Zeit, 1980, einem besonderen Hund, „IHREM Hund“, ein Denkmal errichtet. Warum, weshalb, wieso erzählt ein australischer Spielfilm, der Zuhause ein Kino-Hit war. Es dort inzwischen in die Riege der 10 beliebtesten australischen Filme aller Zeiten geschafft hat, hierzulande erstmals im Berlinale-Programm 2011, innerhalb der Sektion „Generation 14plus“, vorgestellt wurde und jetzt auf DVD deutsche Premiere hat:
„RED DOG – Ein Held auf vier Pfoten“ von Kriv Stenders (Australien 2010; B: Daniel Taplitz, nach dem gleichn. Roman von Louis de Bernières/2001; K: Geoffrey Hall; M: Cezary Skubiszewski; 89 Minuten; dtsch. DVD-Veröffentlichung: 21.08.2012).
Irgendwann 1971 taucht er auf. Im westaustralischen Dampier. In der Region Pilbara. Einer staubigen Gegend. In der Männer aus vielen Gegenden der Welt nach Erz bohrten. Gutes Geld als Bergleute, Stahlkocher, Raupenfahrer verdienten. Und sich im einzigen Pub abends (gerne „robust“) trafen. Bei Jack & Maureen. Die IHN als erste entdeckten, den herrenlosen rotbraunen Hund. Mitten auf der Landstraße. Ihn mitnahmen und aufgrund seiner rötlichen Fellfarbe, die durch den Staub des Outbacks noch verstärkt wurde, „Red“ nannten. Den zutraulichen Mischlingshund, ein Kelpie/Cattle Dog-Mix. Der zum Liebling der Region werden sollte. Der die Herzen der Kerle „auftaute“. Deren Schicksale mit-beeinflusste. So fand der Italiener Vanno (ARTHUR ANGEL), der die Anderen mit seinen ewigen Geschichten aus seiner „tollen“ Heimatecke, den Abruzzen, nervte, endlich einen geduldigen Zuhörer. Und sogar eine Ehefrau. Dank Red. Dem kräftigen, gutmütigen Peeto (JOHN BATCHELOR) leistete Red Gesellschaft beim heimlichen Stricken. Und Musik-Hören. Und Einzelgänger Jocko (ROHAN NICHOL) verhalf er sogar, über seine Depressionen hinwegzukommen. In John Grant aber, den Busfahrer (JOSH LUCAS), fand Red „seinen“ Herrn. Die Zwei wurden zu besten Kumpels. Der Beifahrersitz war fortan immer pfotig besetzt. Auch als dessen Liebe Nancy (RACHAEL TAYLOR) „hinzukam“. Doch dann verunglückte John bei einem Unfall. Tödlich. Red wartete lange vergebens, bis er sich selbst auf die Suche nach seinem Herrn machte. Sich auf eine lange, weite Wanderschaft begab. Durch das Land. Und „darüber hinaus“. Zum „Wanderer von Pilbara“ wurde. Um danach wieder zurückzukehren. Zu Nancy. Nach Dampier. Zu „seiner“ Gemeinde. Seiner Sippe. Wo Ende der Siebziger Fernfahrer Tom (LUKE FORD) auftaucht und die Geschichten dieses außergewöhnlichen Charakter-Hundes erzählt bekommt. Weil alle sich im Pub versammeln. Wo „Red Dog“ nebenan um sein Leben kämpft. Offensichtlich hat er ausgelegtes Strychnin gefressen.
Natürlich Rührung. Viel Rührung. Aber – SCHÖNE Rührung. Berührung. Nach dem Motto: „Manchmal suchst du dir einen Hund aus, manchmal ist es umgekehrt“. Der Film „Red Dog“ ist so etwas wie eine wunderbare filmische Erholung. Inmitten dieser ständig „unnormalen“, also problemüberbeladenen, actionüberbeladenen, sinneüberbordenden Streifen. Die so gerne „zum Lernen“, „zum Denken“, zum Diskutieren auffordern. Wollen. Oder als Volldampf-Kracher daherkommen. Dieser Film fordert dagegen NUR „zum Fühlen“ auf. Mit Mit-Fühlen. Um eine Kreatur, die Menschen gut tut. Tat. „Mehr“ ist nicht. Gibt’s auch nicht. Wem das filmisch „zu wenig“ ist, okay. Mir hat DAS gerade mal – riesig – gefallen. Emotional angesprochen zu werden. Und dabei nicht blöd. Sondern human. Mit kitschlosem, augenzwinkerndem tierisch-menschlichem Humor. Und fein simpel: Ein Hund wird zum „Friedensstifter“ unter rauen Menschen. Löst deren Biestigkeit. Einsamkeit. Klotzigkeit. Grobmotorik. Stellt „zwischenmenschlich-hündische“, also humane Verbindungen her. Was für ein gutes Gefühl. Was für ein herrliches Gefühls-Movie!
„Red Dog“ starb am 21. November 1979. Nach seinem Tod errichte man dort, im Dampier, eine drei Tonnen schwere Bronzestatue. Auf seiner Plakette steht geschrieben: „Red Dog. The Pilbara-Wanderer. Erected by the many friends made during his travels“. 1983 veröffentlichte Nancy Gillespie unter dem Titel „Red Dog“ eine Sammlung von Anekdoten und Gedichten von Menschen aus der Pilbara-Region, um das Leben des Hundes aufzuzeichnen. Ende der 90er Jahre wurde der britische Schriftsteller und leidenschaftliche Katzenbesitzer Louis de Bernières („Corellis Mandoline“) auf die Geschichten um Red Dog aufmerksam. Er begann zu recherchieren, ließ sich Anekdoten von Menschen berichten, die den Hund aus den 70er Jahren kannten, informierte sich durch Presseausschnitte, las mehrere Bücher sowie eine Gedichtsammlung, in denen „Red Dog“ vorkam. 2001 erschien sein hundertseitiger Roman „Red Dog“ („Ich hoffe, meine Katze findet niemals heraus, dass ich eine Geschichte geschrieben habe, um das Leben eines Hundes zu feiern“). Ein Jahr später wurde er unter dem Titel „Der rote Hund“ bei uns veröffentlicht.
Regisseur KRIV STENDERS, 1964 im australischen Brisbane geboren, ist Absolvent der „Australian Film Television & Radio School“. Die ersten beiden Kinospielfilme des auch als Werbefilmer tätigen Regisseurs waren „The Illustrated Family Doctor“ und „Blacktown“ und liefen auf internationalen Festivals. Mit der mit 8 Millionen Australischen Dollars budgetierten „Red Dog“-Produktion avancierte Kriv Stenders in seiner Heimat zum Filmemacher-Darling. Wie auch sein vierbeiniger Hunde-Star namens KOKO, ein fünfjähriger roter Kelpie, der zu 85% den „Red Dog“-Star spielte.
„RED DOG“, deutscher DVD-Kleinuntertitel: „Ein Held auf vier Pfoten“, ist ein filmtierischer Herz-Hammer (= 4 1/2 PÖNIs).
Anbieter: „Ascot Elite Home Entertainment“