RANGO

RANGO“ von Gore Verbinski (USA 2010; 100 Minuten; Start D: 03.03.2011); reimt sich nicht zufällig auf DJANGO; auf jenen italienisch-spanischen Italo-Western-Klassiker von Sergio Corbucci aus dem Jahr 1966, in dem Franco Nero als wortkarger Antiheld Django einen Sarg durch das dreckige Grenzgebiet USA/Mexiko schleppt, in dem sich ein riesiges Maschinengewehr befindet, mit dem er alles Übel ausradiert. „Rango“ ist auch so ein Western-Held. Allerdings eher unfreiwillig. Zudem – zunächst ist „Rango“ erst einmal ein anonymes winziges CHAMÄLEON. Eine Echse innerhalb der Familie der Reptilien. Chamäleon stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „ERDLÖWE“. Und so fühlt sich unser giftgrünes „Teil“ auch tatsächlich. Als eigentlicher Held, geboren, um ebensolche „Taten“ zu begehen. Doch tatsächlich ist ES in einem häuslichen Terrarium eingesperrt, mit einem „überschaubaren“ täglichen Langeweile-Dasein. Dann jedoch kommt der Tag mit DEM Ereignis, an dem sich alles ändern soll. Denn bei einem Autounfall auf dem Highway (bestimmt ist es der 69er), fliegt unser „Chamä“ aus dem „Käfig“ heraus und kann endlich auf RICHTIGE Abenteuerjagd gehen. Landet in einem Kaff, das sicherlich auch nicht zufällig DIRT, also „Dreck“, heißt. Wo sich absonderliches Viehzeugs versammelt hat wie – gerechtigkeitsfanatische Rancher, verschlagene Banditen, ein korrupter feister Bürgermeister, angsteinflößende Revolverfuzzis, toughe Kinderchen, robuste wie zärtliche Frauen, nervöse, „verunsicherte“ Gesetzesvertreter.

Also das ganze schöne Westernpersonal-Programm. Aber – nicht in menschlicher Auslese, sondern in tierischer: Sowohl als fiese Schildkröte im Rollstuhl wie auch als Eidechse, Maus, Gürteltier, Klapperschlange, Präriehunde (als Bankräuber), Eule, Hühner, Raubvogel und weiterem, bisweilen ungewöhnlichem Getier (wie eine mysteriöse Kohorte von Rollasseln). Und nun kann die verschmitzte, tierische „Spiel mir das Lied vom Tod“-Show neu beginnen bzw. abgehen. Denn in der Region ist das Wasser „futsch“. Die Leute haben mächtigen Durst. Und sind zornig. Wollen endlich die Überlebenstropfen wieder zurück („Chinatown“ von Roman Polanski lässt erinnernd winken). Da kommt ihnen „Rango“ gerade recht. Gibt er sich doch als „außergewöhnlicher Kraftkerl“ zu erkennen, der jedem Problem gewachsen ist. Der schmächtige Typ im Hawaiihemd, der sich eigentlich auf der Flucht vor einem gierigen Habicht befand, wird schnurstracks zum Sheriff befördert (der Vorgänger hat es wie schon dessen zahlreiche Vorgänger nicht lange „gemacht“). Ein Himmelfahrtskommando. Eine echte Herausforderung. Für den kleenen Rango. Dessen aufregender Nun-Weg fortan musikalisch pointiert begleitet und urig kommentiert wird von Moritatensängern (wie einst schon im Jane Fonda-/Lee Marvin-Western-Klassiker „Cat Ballou“/1964), hier als Uhu-Quartett mit Mariachi-Kauderwelsch, prächtig bunt ausgestattet mit riesigen Sombreros.

Ein Animations-Jux. Im Doll- und Doller-Format. Nach einem gescheiten Drehbuch von immerhin JOHN LOGAN („Gladiator“). Am Computer phantasievoll digital gebastelt. Im „ILM“-Trick-Hause vom Meister George Lucas. Deshalb natürlich auch mit ironischen Action-Verweisen auf den (nun irdischen) „Krieg der Sterne“. Sowie reihenweisen Motiven auf WESTERN rauf und runter. Und schließlich mit dem klassischen „High Noon – 12 Uhrr mittags“-Gary Cooper-Showdown-Höhepunkt-Finale. Auf der staubigen, menschenleeren Strasse.
Wow. Was für ein Fun-Cinemascope-Western! (Auch ohne 3 D). SO urig-tricky noch nie dagewesen. Originell wie amüsant.

In Szene gesetzt vom Blockbuster-Hit-Macher GORE VERBINSKI (46), dessen 3 „Fluch der Karibik“-Abenteuer um den charismatischen „Hippie“-Captain Jack Sparrow alias Johnny Depp (203/2006/2007) weltweit fast 2 Milliarden Dollar an den Kinokassen einbrachten. Und mit einem brillanten Clint Eastwood-Ghost-Imitator namens „Spirit of the West“ versehen (mit der Originalstimme von Timothy Olyphant), mit dem der pfiffige Spunt Rango herzig zu tun bekommt.
Apropos Stimmen, die lurchige Originalstimme des heldenhaften, fixen Mini-Typen Rango stammt von JOHNNY DEPP (und wird synchronisiert von seiner ständigen deutschen Stimme DAVID NATHAN). Weitere honorige Original-Spaß-Stimmen stammen von Abigail Breslin (Priscilla, die verliebte Wüstenmaus), Alfred Molina („Roadkill“, das Gürteltier), Bill Nighy (Jake, die Klapperschlange/MICHAEL KESSLER) und Ray Winstone (Bad Bill, die Krustenechse). „Oscar“-Komponist HANS ZIMMER („König der Löwen“) hat dazu einen zünftigen Staub“-Sound mit mexikanischem Flair kreiert.
„Rango“ kann sich also prächtig sehen und ebenso vergnüglich hören lassen (= 4 PÖNIs).

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