PÖNIs: (4/5)
SKLAVINNEN. Titel = „RABIA – DER VERLORENE TRAUM“ von Mareike Engelhardt (Co-B + R; Belgien/Fr/D 2022-2023; Co-B: Samuel Doux; K: Agnés Godard; M: David Chalmin; 95 Minuten; deutscher Kino-Start: 23.01.2025).
=== Vorwort: Von 2013 an errichtet eine djihadistische Terrororganisation ein totalitäres Regime auf Gebieten in Syrien und im Irak. Um die Bevölkerung zu vergrößern und einen Fortbestand zu sichern, rekrutiert der „Islamische Staat“ Tausende junger Frauen aus aller Welt als Bräute für seine Kämpfer. Dieser Film erzählt ihre Geschichte. ===
Vorwort zwei: „RABIA“, also DIE WUT“, erzählt vom Schicksal zweier junger Frauen, die glaubten im Islamischen Staat Respekt und Anerkennung, vielleicht sogar privates Glück zu finden und die für diesen Irrtum einen hohen Preis zahlten. Inspiriert von wahren Begebenheiten stellt MAREIKE ENGELHARDT in ihrem Regiedebüt die Frage nach dem „Warum?“
Von dem Versprechen, ein besseres Leben führen zu können, verlassen die 19-jährige Französin Jessica (MEGAN NORTHAM), eine Krankenschwester, und ihre beste Freundin Laila (NATACHA KRIEF) Paris, um sich in Syrien dem Islamischen Staat anzuschließen. In Raqqa angekommen, werden Pässe. Handys, Schmuck und Kleidung konfisziert und die Frauen in eine „Madafa“ geführt, in ein Haus, das für zukünftige Ehefrauen von IS-Kämpfern bestimmt ist. Gemeinsam mit Frauen aus verschiedenen Ländern unterwerfen sie sich strengen Regeln, beten, und huldigen den Kämpfern sowie deren vermeintliche Siege. Doch als der Mann, dem Jessica und Laila als Ehefrauen versprochen waren, im Kampf fällt, ändert sich ihr Schicksal abrupt. Die charismatische Madame (LUBNA AZABAL), die das Haus mit eiserner Hand leitet, hat Jessica, die inzwischen den Namen Rabia trägt („Wut“), ins Visier als ihre mögliche Nachfolgerin genommen. Während der Druck auf sie wächst, muss Rabia sich entscheiden, welches Leben für sie bestimmt ist, „sie führen will“. Fakt – sie wechselt die Seiten.
Synopsis: Das aufwühlende Schicksal der beiden jungen Frauen steht exemplarisch für viele, die vom westlichen Alltag frustriert auf die islamische Propaganda mit „charmanten Kämpfern“ im Netz hereinfielen. Bilder von Blumen, Kochrezepte und romantische Herzchen kaschierten die menschenverachtende Ideologie der Terrororganisation und vermitteln den Mädchen ein positives Selbstwertgefühl. Vor Ort mussten sie dann als Gebärmaschinen und Sexobjekte dienen. Dieses aufrüttelnde Drama greift ein brisantes Thema unserer Zeit auf: Die UN schätzt, dass sich seit 2013 mehr als 42.000 Personen aus 110 Ländern dem Islamischen Staat in der irakisch-syrischen Zone angeschlossen haben. Fast 25.000 Kinder wurden dort geboren. Rückholversuche scheitern an der Politik der Regierungen ihrer Herkunftsländer oder an der Weigerung der Mütter, Syrien zu verlassen. Der IS profiliert davon. Eine neue Dschihadisten-Generation wächst heran. HIER: Frauen lassen sich verführen, bis einige von ihnen das Monster, welches das System aus ihnen „hergestellt“ hat, nicht mehr ertragen können. Berichte und Informationen um die Mechanismen eines religiös grundierten Unterdrückungssystem kreisen. „Mit düsteren Bildern, überzeugenden Darstellerinnen und in einer erschütternden Abwärtsspirale lässt dieser Film jede Hoffnung fahren“ (Film-Dienst).
Aufwühlend, erschreckend, wie aus Enttäuschung in extremen Hass umschlägt. Regie führte MAREIKE ENGELHARDT, die über Jahre unzählige Interviews mit jungen Frauen führte, die aus Syrien zurückgekehrt sind. „RABIA – Der verlorene Traum“ wurde in Frankreich und Jordanien gedreht. Ihr Film wurde auf zahlreichen Festivals aufgeführt und ausgezeichnet. Er wirkt enorm als ein erschütterndes, reales Kammerspiel des Grauens, das sich im aufgewühlten Kopf und in der politischen Seele entsetzt vertieft; auch schlimm umgekehrt (= 4 PÖNIs). Ein Muss-Film ist zu konstatieren.