DIE PURPURNEN FLÜSSE

PÖNIs: (4/5)

Wenn es darum geht, Hollywood in Sachen Genre, also Unterhaltungs-Kino Paroli zu bieten, ist allein Frankreich in Europa beispielhaft. Neulich, in der rasanten Komödie “Taxi Taxi“, wusste ein Team um den Regisseur Gérard Krawczyk und den Produzenten Luc Besson mit brillanten Action-Motiven zu überzeugen. Jetzt, mit dem neuen Thriller:

„DIE PURPURNEN FLÜSSE“ von Mathieu Kassovitz (B + R; nach dem gleichn. Roman von Jean-Christophe Grangé/1997; Fr 2000; K: Thierry Arbogast; M: Bruno Coulais; 106 Minuten; deutscher Kino-Start: 19.04.2001); wird das bessere Spannungskino wiederbelebt.

Im Mittelpunkt dabei: JEAN RENO. Ein Star, der sich inzwischen auch im internationalen Kino einen guten Ruf als Prima-Solo-Cowboy erworben hat. Der in Casablanca geborene 52-jährige Jean Reno gilt seit seinem erstklassigen Auftritt in “Léon – Der Profi“ als sympathischer Melancholiker unter den namhaften Leinwand-Helden. Wie auch hier in “Die purpurnen Flüsse“. Wo Reno den maulfaulen Kommissar Niémans spielt. Eine Legende aus Paris. Der immer dann in Erscheinung tritt, wenn es sich um besonders spektakuläre wie komplizierte Kriminalfälle handelt. In den französischen Alpen, unweit von Grenoble, wird an einem Felsvorsprung eine übel zugerichtete Leiche gefunden.

Der Tote war ein Eigenbrötler. Und: Bibliothekar an der örtlichen Universität. Einer Elite-Universität mit “Macken“, wie Niémans bald schon feststellt. Die Ermittlungen im Uni-Milieu erweisen sich als schwierig. Man hat sich hier „abgeschottet“. Will in Ruhe gelassen werden. „Störungen“ sind unerwünscht. Auch beim arroganten Rektor. Einzig die junge Gletscherforscherin Fanny (NADIA FARÈS) vermag erste Anhaltspunkte zu geben. Gleichzeitig ist natürlich auch SIE Verdächtige. Zur selben Zeit, in einem 300 Kilometer entfernten Dorf. Ein junger Polizei-Leutnant (VINCENT CASSEL) untersucht eine nächtliche Friedhofsschändung und den Einbruch in einer Schule. Was zunächst wie ein Routine-Vorgang aussieht, entpuppt sich bald als weitaus “mehr“. Und bringt beide Ermittler zusammen: den ebenso eigenwilligen wie unterforderten Provinz-Schnüffler und den mürrischen Jäger aus der Großstadt. Beide aber sind in der Folgezeit aufeinander angewiesen, denn es passieren weitere Morde.

Der neue französische Thriller “Die purpurnen Flüsse“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Jean-Christophe Grangé. Der 1997 erschien und zum internationalen Krimi-Bestseller avancierte. Er ist in einem elitären Mikrokosmos angesiedelt, in dem sich wahnhafte Ideen entwickeln.

Der Regisseur von “Die purpurnen Flüsse“ ist MATHIEU KASSOVITZ. Der 34-jährige errang 1993 mit seinem 2. Kinofilm “Hass“ viel Aufsehen, als er dort von 3 Jugendlichen in einem konfliktreichen Pariser Vorort erzählte. Hier setzt Mathieu Kassovitz auf die düstere Psycho-Atmosphäre eines prickelnden Krimis: sozusagen “Das Schweigen der Lämmer“ in der unschuldigen Landschaft der Alpen. Wobei Hand- und Trick-Arbeit präzise ist und die Typen exakt getroffen sind. “Die purpurnen Flüsse“ entwickelt einen aufregenden Spannungsbogen. Während Jean Reno sich durchaus als vortrefflicher Lino-Ventura-Nachfolger erweist. Der als störrischer Aufklärer routiniert und polternd seinen unappetitlichen Weg stiefelt.

Wer im Kino “NUR“ gute Spannungsunterhaltung sucht, wird bei “Die purpurnen Flüsse“ bestens bedient (= 4 PÖNIs).

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