PÖNIs BLOG (6): SO36

Foto: Georg Slickers (https://bit.ly/2OD9gYO)

1.) Pöni-PRIVAT: Wir schreiben Pfingst-Sonntag, den 7. Juni 1981. Von wegen: Fröhliche Westberliner Zeiten. Gemeinsam mit zwei Kumpels machte ich mich aus dem gutbürgerlichen Berlin-Bezirk Charlottenburg auf den abendlichen Weg ins „verruchte“ Kreuzberg. Mitten hinein in die „Scene“. Zur Oranienstraße 190, nahe dem Heinrichplatz. Dort befand (und befindet sich auch heute noch) der – netter Name – „Musik-Club“ SO36 (kurz: das „Esso 36“), so benannt nach dem (damaligen) gleichnamigen Postzustellbezirk Berlin SO36.

Zur Historie: Als Veranstaltungsort für „moderne Musik für zerstörte Menschen“, wie es später einmal heißen wird, nahm das SO36 am 11./12. August 1978 mit dem zweitägigen „Mauerbaufestival“ seinen Betrieb auf. Zum ironischen Gedenken an den Bau der Berliner Mauer ab 13. August 1961. Am letzten Wochenende war also 40jähriges SO36-Jubiläum. Unvergessen in den Annalen ist der Eröffnungsabend, als David Bowie und Iggy Pop im Mercedes Coupé vorfuhren. Bowie im beige-farbenen Anzug, während Iggy später an der Bar umkippte. Aber zurück zu jenem sonnigen Pfingst-Abend 1981. Das SO 36 war als „spezieller Musik-Club“ inzwischen SEHR angesagt. Und ich wollte endlich auch mal an der livehaftigen Stimmung-dort „kosten“. Zumal eine Düsseldorfer Band angesagt war, die ich immer schon mal von nah sehen und erleben wollte: Die Deutsch Amerikanische Freundschaft, kurz DAF. Mit Sänger Gabi Delgado-López. Die Gruppe hatte gerade ihr Album „Alles ist gut“ herausgebracht und sorgte darauf mit ihrem Song „Tanz den Mussolini“ (und den Text-Zeilen: „Tanz den Adolf Hitler“ ; „Tanz den Jesus Christus“) für heftige Provokationen und Aufreger. Wir also rechtzeitig dort, 19 Uhr Einlass, so weit wie möglich nach vorne stürmen, dann stehen und warten. Um 20 Uhr sollte es losgehen, aber es dauerte bis nach 21 Uhr, ehe sich die Herren Musiker endlich auf die Bühne bequemten. Es war proppevoll, man konnte sich nur stehend minimal „bewegen“, und die Luft war voll mit diesem süßen „Malzbier-Duft“ von Hasch & Schweiß. Gegen 22 Uhr, wir hatten gerade den „Mussolini“ stehend abgehottet, fiel ich um. Musste dabei aber zwangsläufig „stehen bleiben“. Einfach so. Der Kreislauf spielte verrückt. Man trug mich nach draußen, wo ich zu mir kam und erst einmal abkotzte. Danach kurze Erholungspause, dann wieder zurück, um nunmehr von ganz weit hinten die weitere „Musikalität“ mitzuhören. Jedenfalls – ein unvergesslicher Abend. In meiner nicht enden wollenden einstigen Pubertär-Lust.

Apropos: Das heutige Kollektiv „Sub Opus 36 e.V.“ hat neulich ein Buch über seine eigene Geschichte herausgebracht. Über dieses legendäre Kreuzberger Punk-Rock-Biotop-selig, wo Bands wie „Die Ärzte“ oder „U.K. Subs“ aus England oder „Die tödliche Doris“ auftraten, Dennis Hopper hier mal drehte und die legendäre Punk-Ikone „Ratten-Jenny“ schon mal mit Biergläsern schmiss. „Es ist die Geschichte eines sehr erfolgreichen gelebten Wahnsinns, immer an der Grenze zum Fiasko“ („Süddeutsche Zeitung“). Gratulation an die Bis-heute-Durchhalter: Die Legende lebt. Weiter. 

2.) Pönis-LITERATUR: Habe es ausgelesen und bin angetan: Vom Buch „DIE BIENEN“ von Laline Paull. Flora 717 ist eine Säuberungsbiene aus der untersten Kaste im Bienenkorb. Flora 717 aber ist mit Fähigkeiten ausgestattet, die ihren Rang weit überschreiten, so dass sie schnell aufsteigt und sogar an der Seite der Königin leben darf. Doch dann passiert ihr ein Malheur. Was ihr Leben drastisch verändert. Von jetzt auf gleich. „Ein ungewöhnlich ergreifendes Bienenmärchen, halb Aschenputtel, halb Abenteuergeschichte – purer Lesespaß“, twitterte die Literaturkritikerin Margaret Atwood . Es ist d a s Thema in diesen Tagen: BIENEN. Nicht nur in der Natur, sondern auch zum Lesen.

Wünsche eine störungsfreie Woche. Gute Grüße aus Berlin: Hans-Ulrich PÖNI Pönack

 

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