AUCH D A S JETZT! Bin von Anfang an, also seit dem 29. November 1970 („Taxi nach Leipzig“), SEHR interessierter „TATORT“-Krimi-Fan. An diesem SONNTAG (29.9.24) läuft unter dem Titel „ES GRÜNT SO GRÜN, WENN FRANKFURTS BERGE BLÜH’N“ die ARD-Spannungsfolge 1274. Und plötzlich taucht – bei mir – dazu die Frage auf, wer eigentlich ist die unbekannte, aber ständige „Einlauffigur“ im Vorspann? Machen wir es kurz : HORST LETTENMAYER heißt der unbekannte „Läufer“/Flitzer. Geboren am 31. Juli 1941 in Biberach an der Riß; verstorben am 20. Juli 2024 in Dachau. Er war aktiv als, zum Beispiel, Schauspieler und Synchronsprecher. 1970 drehte Horst Lettenmayer mit einem Filmteam am Flughafen München-Riem die bis heute verwendete „reißerische“ Eröffnungssequenz der Reihe, wobei nur seine Augen und seine Beine beziehungsweise Füße zu sehen sind. Er erhielt für diesen „Job“ einmalig 400,- DM Honorar. (P.S.: 1989 wirkte er in der Rolle des Gewerkschafters und Mordopfers Günther Broegger in „Tatort: Der Pott“ an der Seite von Götz George und Eberhard Feik mit). 1979 beendete Horst Lettenmayer seine Tätigkeit als Bühnenschauspieler und absolvierte anschließend an der Technischen Universität München ein Studium der Elektrotechnik. In den 1990er-Jahren macht er sich in Dachau mit der Betec Licht AG selbständig, einem Unternehmen für Beleuchtungstechnik. Die Firma stattet unter anderem die Internationalen Filmfestspiele von Cannes mit Lampen aus und hält ein Patent auf eine Bilderleuchte, die von Horst Lettenmayer selbst entwickelt wurde. Ziemlich spät nehme ich IHN jetzt „zur Kenntnis“ mit dem Erlebnis, dass „T A T O R T“ nunmehr ab Filmsekunde Eins sozusagen „zählt“.
1.) GEWALTIG. FICTION. IRRE. TOLL. Titel = „MEGALOPOLIS“ von FRANCIS FORD COPPOLA (B + Co-Produktion + R; USA 2022/2023; K: Mihai Malaimare Junior; M: Osvaldo Golijov; 138 Minuten; deutscher Kino-Start: 26.09.2024). Bin im Kino. Ein neuer „Coppola“ steht auf dem Pressevorführungsplan. Nehme danach zur Kenntnis, dass von der Mehrzahl der Kolleg:Innen starke, gewaltige wie „gute“ Verrisse „kommen“. Details werden, mitunter „genüsslich“, zelebriert. (Ich merke, dass ich mich auf einem Entschuldigungstrip befinde … , weil ich mich zu rechtfertigen beabsichtige, einen – wie immer gearteten Coppola-Film zu attackieren … will ich aber nicht … aber, was will ich eigentlich mit diesem „Zelluloid“?!?).
Ich bin ungebrochener, also dauerhafter Fan, Bewunderer, Verehrer (in welcher Reihenfolge auch immer) dieses Werk-Genies, dieses vielfachen „Oscar“-Preisträgers und zweifachen Cannes-Gewinners. Und weigere mich „irgendwie „neutral“ zu sein, zu denken, zu werten (…Reihenfolge…). Zumal ich ahne, dass mir „MEGALOPOLIS“ „öfters“ über den Filmweg laufen und massenhaft Interpretationen dieses Spektakels fordern wird. Dieser Coppola-Film befindet sich in einem sagenhaften Zeit- und dauerhaften Erklärungswandel. Widme mich „nüchtern“ den phantasiereichen, gigantischen, überdimensionalen Mega-Inhalten. New York City, Der Nabel der Welt. Das Zentrum der Weltmacht. Unangreifbar, unverletzlich. Ist extrem verschuldet. Benötigt, baldmöglichst, die Auffrischungsspritzen. Korruption und Gier haben die Metropole ausgehöhlt. Die kolossalen Bauten, die sich gen Himmel recken, bröckeln. Personal, Figuren, nennen sich, ganz klassisch, Cesar, Cicero, Crassus oder Clodio. ER gibt nicht auf. Träumt besitzergreifend vom Weltmarkt New Rome: Cäsar Catilina (ADAM DRIVER). Der Nobelpreisträger und genialer Erfinder des Zauberstoffs Megalo hat eine Vision. Motto: ES wird bergauf gehen, eine bessere Zukunft winkt bald für alle Menschen. Doch ein Feind lauert hasserfüllt: Bürgermeistere Franklyn Cicero (GIANCARLO ESPOSITO), der unbedingt auf Machterhalt und Fortbestand der alten Eliten kämpft. Der alte weiße Oldie. So was. In der Art. Auch wenn er damit das Schicksal seiner Stadt besiegeln würde. Zwischen den Oberhäuptern bewegt sich die schöne Julia (NATHALIE EMMANUEL), Tochter des Bürgermeisters, Geliebte des Erfinders. Sie sucht nach dem Lebenssinn und verliebt sich in Cäsar. Der Fight jedenfalls startet. Um Julias Seele. Um die Seele der Megalopolis.
In den Hauptrollen des Ensemblefilms sind – unter vielen anderen – zu sehen JON VOIGHT; LAURENCE FISHBURNE; TALIA SHIRE; JASON SCHWARTZMAN; SHIA LaBEOUF und auch Dustin Hoffman und Grace VanderWaal. Na klar, der KINO-RAUSCH. Überwältigend, monumentaler denn je, mit sensationellen Effekten und Mengen von cineastischen Rätseln. Die hineinragen werden in die neugierigen, wissbegierigen, dampfenden Generationen. „MEGALOPOLIS“ ist ein wuchtiges, überdimensionales, extrem ausuferndes und dabei extrem spinnertes Ideen-Abenteuer-Movie mit wunderbar viel wahnsinnigem Bestand.
Unterhaltungsentertainment. Der unglaublichen Superlative. Für heute und für Viel-Auch-Morgen-Gültig. Zum Immer-Mal-Wieder spitzenbeklopptem, klasse-emphatischem, wirbeligem, tief-eindringendem, visionärem Zuschauen.
Meine Güte, was bin ich vernarrt in dieses irre Kino (= 4 PÖNIs).
2.) EMPATHISCHES ELEMENT. Mit SOUNDTRACK-plus. Titel = „ELEMENT OF CRIME – Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin“ von CHARLY HÜBNER (D 2022; K: Casey Campbell; Schnitt: Christoph Brunner; M: von der besonderen Band (= d. Autor); 90 Minuten; deutscher Kino-Start: 01.10.2024). Dieser Dokumentarfilm-HIT erzählt die Geschichte und Gegenwart einer ganz besonderen Band – ELEMENT OF CRIME. Regisseur CHARLY HÜBNER folgt mit viel Einfühlungsvermögen und über seinen angemessen-spitzbübischen Humor den Fünf-Tage-Trip der „bekanntesten unbekannten“ Band des deutschen Sprachraums auf einer Tournee durch Berlin, die eigens für diesen Film organisiert wurde. Der neugierig-machende, gefühlintensive Streifen führt das Publikum an Spielorte, die in ihrer Unterschiedlichkeit, von klein zu groß, von Club zu Open-Air, stellvertretend für die Entwicklung der Band über mittlerweile fast vier Jahrzehnte stehen.
SVEN REGENER / Element of Crime: „Ein Film über uns und dann auch noch auf Tournee, das hat etwas von Tierfilm und wir dann die Tiere, da muss man auf einen guten Regisseur hoffen, und das ist Charly Hübner“.
Filmemacher CHARLY HÜBNER: „Als man mich fragte, war für mich sofort klar, die Band mit der Kamera auf dieser speziellen Tour zu begleiten: Backstage, on stage, an heißen Tagen und Nächten, beim Proben und ihren Erzählungen, wie alles begann in der kalten Frontstadt Westberlin. Denn so vertraut mir ihre Songs auch sind, so wenig weiß man über sie. Und man möchte schon erleben, wie und warum sie denn so sind – die ‚Elements‘, die seit Jahrzehnten ihr Publikum immer wieder begeistern“.
Passt – hören, zuhören, musikalisch prima-einzuvernehmen. Und dabei lustvoll-fühlend-mitdenken / mit-swingen sogar (= 4 PÖNIs).
0) Korntal, eine beschauliche Kleinstadt in Baden-Württemberg, war Schauplatzeiner der größten Missbrauchsskandale der Evangelischen Kirche in Deutschland. Ab den 1950er Jahren wurden in den dortigen Heimen der pietistischen Brüdergemeinde Hunderte Kinder missbraucht, sie mussten Zwangsarbeit, körperliche Züchtigung und sexualisierte Gewalt über sich ergehen lassen. 2013 wurde der Skandal öffentlich. Bis heute haben mehr als 150 ehemalige Heimkinder ihr Schweigen gebrochen, mehr als 80 Täter:innen konnten ermittelt werden. Julia Charakter gibt in „Die Kinder aus Korntal“ Betroffenen Raum, ihre Geschichten zu erzählen. „Dem Film gelingt es, durch eine präzise Recherche der Filmemacherin und die erschütternden Aussagen der Protagonis:innen, das komplexe Bild seines systemischen, nicht enden wollenden Missbrauchs nachzuzeichnen“, heißt es in der Jury- Begründung des DEFA-Förderpreises, mit dem der Film beim DOK Leipzig ausgezeichnet wurde. Jetzt ist „DIE KINDER AUS KORNTAL“ im Kino zu sehen. Julia Charakter stellt ihren Film in den nächsten zwei Wochen auf einer Kinotour persönlich vor (SALZGEBER – Post).
3.) ENTDECKUNG. Titel = „ROHBAU“ von Tuna Kaptan (= „Förderpreis Neues Deutsches Kino“ auf den 57. Hofer Filmtagen 2023; D 2022; B: Fentje Hanke; K: Ben Bernhard; M: Chiara Strickland; 86 Minuten; mit deutschen Untertiteln; deutscher Kino-Start: 26.09.2024). Die Baustelle eines Luxusbauprojektes bei Nacht: Der ehrgeizige Bauleiter Lutz hat illegale Bauarbeiter angeheuert, um Kosten zu sparen. Doch es kommt zu einem tragischen Unfall. Am nächsten Tag wird ein Treffen mit Investor:innen plötzlich durch die 14jährige Irsa gestört, die nach ihrem Vater sucht. Während Lutz die Chance wittert, sich für ein millionenschweres Projekt zu profilieren, treibt Irsas Verzweiflung sie immer wieder zu ihm. Um sie von seiner Baustelle fernzuhalten, entscheidet er sich, sie aus Deutschland wegzubringen. Auf ihrer gemeinsamen Reise entwickelt sich eine Verbindung, geprägt von Nähe und Distanz, Schuld und Verantwortung. Der erste abendfüllende Spielfilm des Münchners Tuna Kaptan macht neugierig (3 1/2 PÖNIs).
4.) NA JA. Eher Nö. Titel = „CHIEF OF STATION“ von Jesse V. Johnson (USA 2022/23; B: George Mahaffey; K: Jonathan Hall; M: Sean Murray; deutscher HEIMKINO-Capelight-Start: 26.09.2024). Mischmasch-Movie. Mit viel Handy-Gerede, während Hauptakteur AARON ECKHART („I, Frankenstein“) beim CIA als Ben Malloy „, als Stationsleiter, ein erfülltes Leben“ füllt. Bis seine Frau in Budapest in einem Café bei einem Attentat ums Leben kommt. Ab jetzt beglaubigen wir ein schizophrenes Gekloppe. Mit Folter-„Charme“, bei dem unser FBI-Typ zwar reichlich Prügel empfängt, aber keine Verletzungen davonträgt. Merke: US-Amts- und Anzugträger vermögen patriotisch einzustecken. Und wenn beim eifrigen duellieren andauernd-dazu von den Beteiligten heftig gegrunzt wird, dauert die Haue-Show halt länger. Worum es geht? Na um hauseigenen Verrat. Durch den obersten Vize-Boss auch noch. Was für ein übler, korrupter Oldie-Typ.
Während der auf sympathisch getrimmte Aaron-Ben von der polnischen Agentin Krystyna (OLGA KURYLENKO) (Überlebens-)Hilfe erhält
Irgendwie „fließt“ der Action-Krimi dümmlich vor sich hin, und Aaron Eckhart hat als Ben Malloy vor allen Dingen, wenn er nicht herum-faselt, sich um seinen Sohn Nick zu kümmern. Der einen frisch diplomierten IT-Ingenieur mimt, was nicht sehr glaubwürdig erscheint. Balla-Balla; Fäuste-Matches; viele Tote, die aber auch überleben zu verstehen; das übliche Gut-Doof-Gequatsche; ein überflüssiger Streifen ist das allemal. Na Ja, vielleicht was, um einen mürrischen TV-Abend durchrollen zu lassen. (= 1 1/2 PÖNIs).
5.) Doppel-Text: Anfang MAI 2024 war in unseren Lichtspielhäusern ein rhythmischer, bezaubernder Animationsfilm zu sehen. Beziehungsweise zu hören. Der hieß „ROBOT DREAMS“, war eine spanisch-französische Co-Produktion und „Oscar“-nominiert (s. HEIMKINO-Kritik /5 PÖNIs). Kriegt für diese wunderbare Auch-Musikalität den obersten Nummer 1-Posten auf meiner wöchentliche Empfehlungsliste: mit Ohrwurm-Garantie !
Von SALVADOR DALI stammt dieser Spruch: Jeder sollte Schrullen haben. Schrullen sind ein hervorragender Schutz gegen Vermassung.
Damit grüße Icke