0.) Der amerikanisch-deutsche Streifen heißt „Berlin Nobody“, wurde von der Sir Ridley Scott-Tochter Jordan Scott inszeniert und bekam in der „SZ“ am 30.7.24 anlässlich des Kinostarts die Kritik-Überschrift: „Warten auf den Abspann“. Danach lautete dort der Überschrift-Einstieg für diesen neuen Kinofilm: „Der Thriller ist so schlecht, dass sich selbst eine schlampig programmierte KI dafür schämen würde“.
1.) ÜBERRAGEND. Titel = „TATAMI“ von Zar Amir Ebrahimi = Co-R; und sie spielt zugleich die Trainerin der Hauptfigur Leila Hosseini; sowie Guy Nattiv = hier: Co-Regie, Co-Drehbuch und Co-Produktion =; Georgien/USA 2022; Co-B: Elham Erfani; K: Todd Marin: drehte in Schwarzweiß und im Format 4:3; M: Dascha Dauenhauer = SIE hatte mit Guy Nattiv bereits für die Filmbiografie „GOLDA“ zusammengearbeitet, der immer noch in den Kinos läuft; 104 Minuten; deutscher Kino-Start: 01.08.2024).
GUY NATTIV nannte den Film aus Respekt für Judo und das Ursprungsland des Kampfsportes Tatami, da hier die gleichnamigen Matten aus Reisstroh verwendet werden.
Es handelt sich um den sechsten Spielfilm des israelischen Regisseurs GUY NATTIV, dessen Kurzfilm „Skin“ 2018 einen „Oscar“ für den „besten Kurzfilm“ bekam. Aus diesem Kurzfilm entwickelte er ein gleichnamiges Spielfilmdrama, das im Oktober 2019 hierzulande im Kino vorgestellt wurde (s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs), um danach im hiesigen Heimkino präsentiert zu werden. Für die Co-Regisseurin und Schauspielerin ZAR AMIR EBRAHII, die im Iran geboren wurde und in Teheran aufwuchs, stellt „TATAMI“ ihr Co-Regiedebüt dar. Der Film ist von einem tatsächlichen Ereignis inspiriert, das sich 2018 in der Nippon-Budokan-Arena in Tokio zugetragen hat. Der iranische Judoka Saeid Mollaei, der bei der Weltmeisterschaft seines Landes antrat, wurde von seinen Betreuern angewiesen, eine Verletzung vorzutäuschen, um sich so keinem israelischen Judoka stellen zu müssen. Auch wenn Mollaei bislang derlei Anweisungen befolgte, weigerte er sich dieses Mal, kämpfte trotzdem und lief über. Der Film „Tatami“ erzählt die Geschichte noch einmal, allerdings mit einer Protagonistin. Nattiv, der gemeinsam mit der in Paris lebenden Iranerin Elham Erfani auch das Drehbuch schrieb, erklärte: „Dieser Vorfall löste (einige Jahre später) eine Bewegung unter iranischen Sportlerinnen aus“.
Ein hochspannender politischer Sport-Thriller. Die junge und ehrgeizige iranische Judoka Leila Hosseini (ARIENNE MANDI) reist gemeinsam mit ihrer engagierten Trainerin Maryam Ghanbari (ZAR AMIR EBRAHIMI) zu den Judo-Weltmeisterschaften nach Tiflis. Ihr größter Traum: die erste Goldmedaille für den Iran nach Hause zu bringen. Als sich im Verlauf des Wettkampfs herausstellt, dass sie auf eine Konkurrentin aus Israel treffen könnte, wird das Teheraner Regime – vor Ort und Zuhause – nervös. Um die Schmach einer möglichen Niederlage zu verhindern, wird Leila ein Ultimatum gestellt: Sie soll eine Verletzung vortäuschen und aus dem Wettbewerb aussteigen. Sollte sie sich widersetzen und weiterkämpfen, würde sie ab sofort als Staatsverräterin betrachtet beziehungsweise „bewertet“ werden. Leila muss eine schwerwiegende Entscheidung treffen, die nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Familie im Iran und ihre Trainerin betrifft, deren Freiheit und Sicherheit ebenfalls auf dem (Polit-)Spiel stehen.
Directors Note: In den letzten Jahrzehnten hat die iranische Regierung alles in ihrer Macht Stehende getan, um zu verhindern, dass sich Iraner und Israelis bei internationalen Veranstaltungen treffen, ohne Rücksicht darauf, wie die Menschen tatsächlich fühlen. Wir haben dennoch einen Weg gefunden. Wir haben uns zwei Stunden von Tel Aviv und Teheran entfernt getroffen, in Tiflis, Georgien, um die Geschichte mutiger iranischer Sportlerinnen zu erzählen, die ihr Leben für die Freiheit riskieren. Israelische und iranische Künstler:innen wurden auf diese Weise künstlerische Brüder und Schwestern und stellten fest, dass wir uns doch so nah sind und so viel gemeinsam haben, wenn wir Kunst, Ästhetik und Kino miteinander teilen ….. Möge diese künstlerische und filmische Zusammenarbeit eine Hommage sein an diese Künstler:innen und Sportler:innen und alle Menschen, die sich bemühen, den blinden Hass und die gegenseitige Zerstörung zu überwinden, und aller Widrigkeiten zum Trotz eine gemeinsame Zukunft aufbauen (ZAR AMIR EBRAHIMI & GUY NATTIV).
„Ich lebe lieber im Exil als mit Heuchelei, Lügen und Ungerechtigkeiten“.
Wenn Sie sich in diesem Jahr einen Film anzuschauen gedenken, dann sollte es dieser großartige politische Judo-Thriller „TATAMI“ sein. Unbedingt (= 5 PÖNIs).
2.) KÖSTLICH. Titel = „WAS WILL DER LAMA MIT DEM GEWEHR?“ von Pawo Choyning Dorji (B + R; Bhutan, USA, Fr, Taiwan 2022; K: Jigme Tenzing; M: Frédéric Alvarez; 107 Minuten; deutscher Kino-Start: 01.08.2024). ===== „Sag mal, wer ist dieser Held?“ „Er heißt James Bond, glaube ich. Aber alle nennen ihn 007!“ =======
Die ganze Welt erstickt in Chaos und Krieg. Die ganze Welt? Aber nein. In BHUTAN, einem kleinen buddhistischen Königreich in Himalaya, ist die Welt noch in Ordnung. Bis der König auf die Idee kommt, sein Volk glücklich machen zu wollen, indem er ihnen zuerst Zugang zu Internet und Fernsehen gibt und dann auch noch die Demokratie einführt. „Wir sind doch schon glücklich“, denken die Menschen verwirrt. Sie sollen begreifen wie Wahlkampf funktioniert, während nebenan ein so genannter „007“ im wackelnden TV rumschießt. Dem alten, hochverehrten Lama reicht es. Er beauftragt einen jungen Mönchen, ein „wichtiges“ Gewehr heranzuschaffen und kündigt eine baldige Zeremonie bei Vollmond an. Die Spannung ist riesig … Aber was will der Lama mit dem Gewehr?
Und, zudem, es taucht auch ein Amerikaner auf, der unbedingt – auch ein, also d a s Gewehr benötigt. Und bereit ist, dafür viel Geld zu bezahlen. Der eifrige Mönch Tashi, der besonnene Lama und der Business-Ami und noch ein paar neugierige Mitläufer sorgen für eifrige wie hübsche Stimmung.
Für seinen ersten Spielfilm „LUNANA – DAS GLÜCK LIEGT IM HIMALAYA“ wurde der Autoren-Regisseur PAWO CHOYNING DORJI 2019 für einen „Oscar“ in der Kategorie „Bester internationaler Film“ nominiert. Auch für „The Monk And The Gun“ (Originaltitel) wurde von Bhutan für den Academy Award eingereicht. Mit viel Humor weckt das Team eine tiefe wie lächelnde Sehnsucht nach dem Schlichten, dem einfach Schönen. Nach einem Leben, in dem sich die Menschen wieder wirklich verbunden fühlen und all das Konstruierte in unserer Welt wahrlich nicht brauchen, um glücklich und erfüllt zu leben. Verstärkt wird diese Anmutung durch die folkloristischen Klänge des Komponisten Frédéric Alvarez, der die immer wieder leise musikalische Farbtupfer zum burlesken Geschehen hinzufügt. Ausnahme. Man fährt in einem alten Auto und setzt laute moderne „Töne“ hinzu.
Ach so ja, In einer simplen Gaststätte wird „schwarzes Wasser“ serviert. Also eine Cola. Bevor die erste Testwahl mitspielt. Was für die Wahlleiterin Tshering Yangden harte Überzeugungsarbeit bedeutet. Und natürlich auch immer mit der diskreten Frage einherläuft – Was will der Lama nun wirklich mit dem Gewehr beziehungsweise mit denn dann gleich zweien???
Am 24. März 2008 fanden in Bhutan die ersten demokratischen Wahlen statt , und sie vollendeten einen beispiellos friedlichen Übergangsprozess. Seither hat sich das Land der Welt geöffnet und sich modernisiert, während es weiterhin seinen Platz sucht in einer Welt des steten Wandels.
Ein wunderbarer weltlicher Satire- und Denk- und wunderbarer Empfindungs-Stoff. Zum Viel-Mögen (= 4 1/2 PÖNIs).
3.) FRANZÖSISCHER CHARME. Titel = „LIEBESBRIEFE AUS NIZZA“ von Ivan Calbérac (B + R; Fr 2023; K: Philippe Guilbert; M: Laurent Aknin; 95 Minuten; deutscher Kino-Start: 01.08.2024). Alt. Alte. Oldies. Dieses Paar ist geeicht. Glaubt man. Dann aber entdeckt Monsieur, Francois Marsault (ANDRÉ DUSSOLLIER), einige uralte Liebesbriefe auf dem Dachboden seines Hauses. Und ist perplex. Und dann sauer. Vergrätzt. Denn hat doch jemand vor rund vier Jahrzehnten tatsächlich kommentierte Briefpost an seine Gattin Annie (SABINE AZÉMA) gesandt. Mit schmucken wortreichen erotischen Ergüssen. Als zwar pensionierter, aber doch ewiger Militär sinnt Monsieur nach Rache. Was seiner Frau eigentlich ziemlich wurscht ist, zunächst, aber dann fährt sie doch mit Gatten gen Nizza, wo der Casanova von Annodunnemal aufgespürt und von Francois „zurechtgebogen“ werden soll. Natürlich kommt alles (Geplante) anders.
Eigentlich sind „solche“ Sperenzien eher durchläufig. Anders hier. Der Autoren-Regisseur Ivan Calbérac („Frühstück bei Monsieur Henri“/2015) weiß Pointen zu setzen, auf dass Langeweile wegrückt. Unter der Sonne der Cote d’Azur entspinnt sich ein unruhiges Rachevergnügen, in dem sich Spitzenkräfte des französischen Boulevards (u.a. auch THIERRY LHIERMITTE) mit reichlich Situationskomik eindecken. Um witzig auszuteilen. Und für Screwball-Spielfreude zu sorgen. Von wegen – es lebe die Nachbarschaft von Monsieur Claude. Bei dieser listig-lustigen French-Wohlfühlkomödie. Mit reichlich Familienanschluss und alten Militärkontakten. Und Nacktbaden-Geschmack (= 3 1/2 PÖNIs).
4.) THRILLER. KILLER. MONSTER. Titel = „TRAP: NO WAY OUT“ von M. NIGHT SHYAMALAN (B + Produktion + R; USA 2023; K: Sayombbhu Mukdeeprom; M: Herdis Stefánsdóttir; 125 Minuten; deutscher Kino-Start: 01.08.2024). Wer mit einem As wie „The Sixth Sense“ seine Filmemacher-Laufbahn startet, steht danach unter Generalbeobachtung. Alles, was sich bei ihm regt, bewegt, bekommt Probleme. So findet es sich auch bei der neuesten Spannungsausgabe von M. Night Shymalan. Wo ein Serienmörder – genannt und bekannt als „The Butcher“ – gelistet ist und von der Polizei gejagt wird. Dabei handelt es sich um einen üblen Papa. Cooper (JOSH HARTNETT). Alias „The Butcher“. Der mit seiner Teenager-Tochter Riley (ARIEL DONOGHUE) ein Popkonzert am Nachmittag besucht. Dort müssen sie feststellen, dass sie ab sofort im Zentrum eines düsteren und unheilvollen Ereignisses stehen. Denn bei IHM handelt es sich um den schlimmen ultrabrutalen gesuchten Mörderburschen. Und diese ganze gigantische Veranstaltung um Pop-Star Lady Raven (SALEKA SHYAMALAN) in der prallgefüllten Arena dient nur dazu, ihn endlich polizeilich einzufangen. Während ER also „aufgeregt“ nach Möglichkeiten sucht, hier irgendwie heil herauszukommen, genießt Riley den lauten Trubel mit viel Power.
Während in der ersten Halbzeit dieser Horrorshow mit düsteren Pointen „knallt“, wird es danach eher radauisch. Ein Garderobenwärter hat „The Butcher“ erklärt, warum hier so viele Bullen herumstreifen. Von wegen wer was wieso … ist hier aktiv. Die Falle breitet sich. Es thrillert drauflos. Und Josh Hartnett sieht – ohne reudige Maske – etwas wie der jugendliche Charles Bronson aus. Spiel mir das Lied vom Tod (= 2 1/2 PÖNIs).
5.) MUSIK: „SAN ANDREAS“ hieß ein amerikanischer Katastrophenfilm von Brad Peyton, der am 28. Mai 2015 in den deutschen Kinos anlief. Der Streifen war Schrott (s. Kino-KRITIK/2 PÖNIs), aber einer seiner Songs gehört zu den Gewinnern. Dabei handelt es sich um den 1965er-Hit „California Dreamin'“ von The Mamas & The Papas, nun aber gecovert von der Australierin SIA. Sie, die am 18. Dezember 1975 als Sia Kate Isobelle Furler in Adelaide geboren wurde, ist eine australische Sängerin und macht aus dem einstigen Folkhit ein orchestrales Stück, das so besser zu einer Hollywood-Produktion dieser wüsten Art passt. Meine Nummer 1 in dieser Woche:
Gute Film- und Rock-Tage: PÖNI Pönack
eMail: kontakt@poenack.de