PÖNIS BLOG 284 (19.04.2024): ECKART DUX; Jawohl: „ES SIND DIE KLEINEN DINGE“; „CIVIL WAR“; „Evil Does Not Exist“; DAVID BOWIE

Eckart Dux, 2018 (Fotoquelle: Massengeschmack.tv)

 

1.)     Wir kannten ihn. Gut. Sehr gut. Allerdings mehr als vielseitigen Sprecher denn als ständigen Bühnen- bzw. Leinwand-Schauspieler: ECKART HERMANN „Ecki“ DUX. Seines Zeichens Schauspieler, Hörbuch- und Hörspielsprecher sowie – vor allem – SYNCHRONSPECHER. Geboren am 19. Dezember 1926 in Berlin; verstorben am 9. April 2024 in Sassenburg. Nach Anfängen bei der DEFA, zum Beispiel in dem erfolgreichen Märchenfilm „Das singende, klingende Bäumchen“ (1957/DEFA; 1958/BRD), arbeitete er ausschließlich in Westdeutschland. In den 1960er- und -1970er-Jahren war Eckart Dux vielfach beim Fernsehen beschäftigt. Im Durbridge-Klassiker „Das Halstuch“ (1962) spielte er einen jungen Polizeibeamten, ein Rollenfach, das ihn in seiner Rolle als Kriminalobermeister Schlüter in den NDR-Vorabendserien „Polizeifunk ruft“ und „Hamburg Transit“ von 1966 bis 1974 bundesweit bekannt machte. Seit 1948 war Eckart Dux umfangreich in der Synchronisation tätig und zählte im Alter zusammen mit Jürgen Thormann zu den dienstältesten deutschen Sprechern. In den 1950er- und 1960er-Jahren war er die Standardstimme von AUDIE MURPHY, von 1957 bis 1991 die Standardstimme von ANTHONY PERKINS, den er unter anderem im Hitchcock-Klassiker „PSYCHO“ sprach. Eckart Dux synchronisierte bekannte amerikanische Darsteller wie VAN JOHNSON, STEVE MARTIN, FRED ASTAIRE sowie den Hauptakteur GEORGE PEPPARD in der Actionserie „Das A-Team“. Nach dem Tod von Joachim Höppner im Jahr 2006 übernahm Dux die Synchronisation von IAN McKELLEN (Gandalf) in Peter Jacksons Hobbit-Trilogie (2012-2014). Und so weiter, und so fort. ECKART DUX war über die Sprachjahre ununterbrochen tätig. Ihn nun nicht mehr hören zu können, ist traurig. Aber ich nehme an, dass er dort, wo er sich jetzt „aufhält“, weiterhin eine Sprachmenge zu tun hat. Alles Gute „Ecki“ DUX.

2.)     WARMHERZIG: ZUM PRIMA-MÖGEN. Titel = „ES SIND DIE KLEINEN DINGE“ von Mélanie Auffret (Co-B + R; Fr 2022; Co-B: Michael Souhaité; K: Laurent Dailland; M: Julien Glabs; 91 Minuten; deutscher Kino-Start: 18.04.2024). Die Franzosen. In Sachen Komödien geschätzt, SEHR gemocht, außerordentlich beliebt. Und hier mit MICHEL BLANC als kessem Oldie und mit der bezaubernden JULIA PIATON als engagierte Dorf-Lenkerin mit zwei listigen Stars clever besetzt. Aber der atmosphärischen Reihe nach. Mit ihren Verpflichtungen als Lehrerin und als Bürgermeisterin der idyllischen bretonischen 400-Seelen-Gemeinde Kerguen ist Alice Le Guennic (JULIA PIATON /“Monsieur Claude und seine Töchter“) voll ausgelastet. Doch dann mischt sich der eigenwillige wie griesgrämige 65jährige Émile Menoux in die Geschehnisse ein, denn er ist Analphabet, verkündet dies jetzt und beschließt, endlich lesen und schreiben zu lernen. Also setzt er sich in Alices Schülerklasse, was dort natürlich zu ungeahnten „Vorkommnissen“ führt. Was aber auch dem Nachwuchs durchaus zu gefallen beginnt. Schließlich breitet sich eine Art Spaß-„Stimmung“ aus in dem beschaulichen, ländlichen Milieu. Wo plötzlich augenzwinkernd durchgeatmet wird.

Und das Dorfleben in „Aufruhr“ gerät. Weil ein oberer Amtsvertreter einschreitet und feststellt, dass hier die Schüler-Anzahl zu gering ist. So dass die Dorfschule vor der Schließung steht.  Was solidarisches Handeln aktiviert. Denn schnell wird klar, was sich alles bewegen lässt, wenn viele gemeinsam an einem Strang ziehen, also ein paar überaus pfiffige Einfälle in Bewegung kommen . . . also ausprobiert werden dürfen.

Die Filmemacherin MÉLANIE AUFFRET eroberte in Frankreich mit rund einer Million Kinobesucher die Herzen des Publikums im Sturm. Köstlich besetzt mit dem legendären, luftig-aufsässigen  MICHEL BLANC („Sie sind ein schöner Mann“) und der charmanten JULIA PIATON („Monsieur Claude und seine Töchter“) erzählt „Les Petites Victoires“ einfühlsam und mit liebevollem Blick von einem kleinen Dorf in der Bretagne, das sich mit viel Elan zur Wehr setzt, um nicht von der Bürokratie überrollt zu werden. Tatsächlich, es sind diese kleinen regionalen Dinge, die das beherzte Plädoyer für Gemeinschaft und Solidarität und Freundschaft so stimmig machen, weil  – sich ein filmisches Kleinod entwickelt, das Funken sensibel wie doppelbödig-liebevoll sprüht! Einfach schön! Merci! (= 4 1/2 PÖNIs).

3.)     Ein Film haut um. Emotional. Gedanklich. Von wegen reichlich Realismus-Power. Titel = „CIVIL WAR“ von ALEX GARLAND (B + R; GB/USA 2022; K: Rob Hardy; M: Geoff Barrow; Ben Salisbury; 109 Minuten; deutscher Kino-Start: 18.04.2024). Das Schlimme vorweg – man bekommt von Anfang an den Eindruck, hier spielen – tatsächlich – Fakten eine Rolle. Obwohl die Geschehnisse irrwitzig-gemein erscheinen. Ausgangslage – demnächst-heute. Eigentlich – sehr nah schon. Fast heute. „CIVIL WAR“ als Momentaufnahme einer einst undenkbaren Entwicklung. Soll heißen: Die USA in baldiger Gegenwart. Das Land ist von einem Bürgerkrieg zerrissen. In Washington probt der Präsident eine dritte Amtszeit aus. Will sich mit dem US-Militär gegen die mächtig aggressiven Streitkräfte von Texas und Kalifornien behaupten. Das VEREINIGTE Amerika existiert längst nicht mehr. Texas und Kalifornien haben sich zu den Western Forces zusammengetan, um den Präsidenten abzulösen. Auszuschalten. „Abzuwickeln“.

Wohin wir blicken, bewegt sich: Chaos-Stimmung. Es ist unfassbar. Grausam. Schizophren. Gewalt-pervers. Eben – ein ganz normaler Krieg. Den Autoren-Regisseur ALEX GARLAND haben wir 2015 über seinen phantastischen Fantasy-Fiction-Denk-Hit „EX_MACHINA“ kennen- und schätzen-gelernt (s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs). Was er hier zelebriert, geht an die Substanz. Mit entsetzlich beeindruckenden Bildern schüttet er ein zerrüttetes Amerika auf die große Leinwand aus. Nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise durch ein kaputtes Amerika. Das eine Gruppe von Journalisten „durchforstet“, um eine Berichterstattung am realen Laufen zu halten. Die Kriegsjournalisten Lee (KIRSTEN DUNST, Joel (WAGNER MOURA), Jessie (CAILEE SPAENY) und Sammy (STEPHEN McKINLEY HENDERSON) haben es eilig, wollen in Washington – als erste – den Präsidenten interviewen und bemühen sich unterwegs um Sach-klare Bilder. Die dokumentieren sollen, wie ein gänzlich unvorbereitetes Land zum Leichen-Country mutiert. Während die intensiven Bilder eine düstere Zukunftsvision versprechen, mit eigentlich undenkbaren Folgen. Das Lexikon des Internationalen Films bezeichnet den aufwühlenden Film als „komplexe, mitunter auch verstörende Dystopie, die sich kritisch mit dem Zusammenhang zwischen Krieg und Berichterstattung und dem US-amerikanischen Imperialismus auseinandersetzt“. „CIVIL WAR“ ist ein Film, der zahlreiche üble, elende, blutende Spuren hinterlässt und wütend schmerzt. EINE SCHRECKENSVISION JUST VOR DER US-WAHL IM NOVEMBER“ notierte Kritiker-Kollege Peter Zander am letzten Dienstag in der „Berliner Morgenpost“ (= 4 1/2 PÖNIs).

4.)     UM- UND UNWELT. Möglich. Titel = „EVIL DOES NOT EXIST“ („Das Böse existiert nicht“) von Ryusuke Hamaguchi (B + R; Japan 2022; K: Yoshio Kitagawa; M: Eiko Ishibashi; 106 Minuten; deutscher Kino-Start: 18.04.2024). Takumi und seine Tochter Hana leben im Dorf Mizubiki in der Nähe von Tokio. Sie führen ein bescheidenes Leben im Einklang mit der Natur und schätzen die Abgeschiedenheit. Der Frieden wird allerdings gestört, als sich ein Unternehmen aus Tokio Pläne zum Bau einer Glamping-Anlage in unmittelbarer Nähe vorstellt. Schnell wird klar, dass der Luxus-Campingplatz schwerwiegende Folgen für das ökologische Gleichgewicht der Region und das Leben der Dorfbewohner mit sich bringen wird. Um die Wogen zu glätten, schickt das Unternehmen zwei Vertreter nach Mizubiki. Doch statt in einer Lösung, mündet der Konflikt in einer Situation mit tiefgreifenden Auswirkungen – für alle.

Als Vater und Tochter stehen die Newcomer HITOSHI OMIKA und die 9-jährige RYO NISHIKAWA als seine Tochter Hana vor der Kamera.

Nach seinem „Oscar“-prämieten Film „Drive My Car“ (2022) gelingt es dem Autoren-Regisseur eine poetische Parabel über die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Natur. Mit diesem subtil und präzise erzählten Film beweist Ryusuke Hamaguchi einer der gegenwärtig spannendsten Stimmen des Independent-Kinos zu sein. Seine Weltpremiere feierte der Film bei den 80. Filmfestspielen von Venedig, wo er mit dem „Silbernen Bären“ (Preis der Grand Jury) ausgezeichnet wurde. In ihrer Begründung schrieb die Fipresci-Jury, es handele sich um einen zutiefst mitfühlenden Film (…) von ungewöhnlicher Schönheit, komplexer Charakterisierung und einem süßen, triumphalen und rätselhaften Schluss“  (= 4 PÖNIs).

5.)     MUSIK:  Der Song knallt. „CAT PEOPLE (Putting Out Fire)“ nahm  DAVID BOWIE  als Titelsong zum Paul Schrader-Movie „CAT PEOPLE“ auf. Bowie engagierte sich für den Track, nachdem Regisseur Paul Schrade ihn wegen einer Zusammenarbeit kontaktiert hatte. Das Lied wurde im Juli 1981 in den Mountain Studios in Montreux, Schweiz aufgenommen. Bowie schrieb den Text, der den Film widerspiegelte, während der italienische Produzent Giorgio Moroder die Musik komponierte. Der bundesdeutsche Kino-Start war am 26. August 1982.  Ich stieß neulich auf den erotischen Horrorfilm mit dem packenden Bowie-Gesang und fand ihn reif für meine Nummer One in dieser Woche:

6.)     TV-TIPP = Am SONNTAG-Abend (21.4.) steht auf dem ARD-Programm mal wieder eine Krimi-Folge der exzellenten Reihe POLIZEIRUF 110. Mit dem reizvollen Titel „DER DICKE LIEBT“.   Als Kommissare ermitteln Henry Koitzsch (PETER KURTH) und Michael Lehmann (PETER SCHNEIDER). Riecht nach spannender 20.15 Uhr-Unterhaltung aus Halle. Nach der Ausstrahlung folgt meine TV-KRITIK. Auf den bekannten Kanälen.

Wünsche gute Tage und grüße gerne:    PÖNI Pönack

kontakt@poenack.de

 

 

 

 

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