PÖNIs BLOG (265): 1 A: JEAN DUJARDIN; Witwer mit „LAST DANCE“; Doof: „Reif für die Insel“; TV-TIPP; PETER CORNELIUS

0.)     Manchmal laufen die neuen Kinofilme an einem vorbei. So gerade geschehen mit dem neuen DISNEY-Schmaus „WISH“. Es ist die 62. Produktion der „Meisterwerk“-Reihe von Disney. Ich bekam soeben einen Rüffel vom BLOG-Kollegen Mario Müller. Fühle mich schuldig. Versprochen  – wird nächste Kino-BLOG-Woche nachgeholt. (Hoffe ich).

1.)     STIMMIG EDEL. LÄUFT GUT. Titel = „AUF DEM WEG“ von Denis Imbert (Co-B + R; Fr 2021; Co-B: Patrick Asté, bekannt als: Diastéme; lose nach der Erzählung „Auf versunkenen Wegen“ des französischen Reiseschriftstellers Sylvain Tesson; K: Magali Silvestre de Sacy; M: Wouter Dewit; 93 Minuten; deutscher Kino-Start: 30.11.2023). Du bist DU. Ein Erfolgsmensch. Was immer DU anpackst, klappt. Bis auf das eine Mal. Du trittst daneben und musst brutal feststellen: „Diesen Sturz bereue ich noch lange, denn bis dahin war mein Körper eine Maschine, die es mir erlaubt hatte, auf der Überholspur zu leben. Acht Meter reichten, um 50 Jahre zu altern“. Zu den Fakten, die den Film begründen   –  im Jahr 2012 stürzte der Allrounder Sylvain Tesson nach einer Partynacht vom Dach eines Hauses, verletzte sich dabei schwer und trug eine Gesichtslähmung davon. Im Rahmen des Genesungsprozesses durchwanderte er Frankreich von der Provence bis zur Normandie (am Mont-Saint-Michel vorbei und seiner grandiosen Bucht): „1300 km zu mir“. Diese Reise beschreibt Sylvain Tesson in „Sur les chemins noirs“. Unter diesem Originaltitel ist der Film mit über eine Million Kinozuschauern in Frankreich ein großer Erfolg.

Wir müssen über JEAN DUJARDIN reden. Denken. Schreiben. IHN hofieren. Den wir auch hierzulande kennen- und schätzen. Dujardin begeisterte auch uns einst mit der Rolle eines scheiternden Stummfilmdarstellers in „The Artist“ (s. Kino-KRITIK /5 PÖNIs). 2012 erhielt er als erster französischer Schauspieler dafür den „Oscar“ als „Bester Hauptdarsteller“, während der Film insgesamt mit 5 „Oscars“, darunter als „Bester Film“, belobigt wurde. Weitere Auszeichnungen waren u. a. der Darstellerpreis der 64. Filmfestspiele von Cannes“, ein British Academy Film Award sowie der „César“.

„Oscar“-Hero Dujardin erfindet sich HIER in der Rolle des prominenten Reiseschriftstellers Pierre Girard und besticht als komplexer Charakterdarsteller vor majestätischen Landschaften Frankreichs. Nach seinem fürchterlichen Unfall beschließt Pierre Girard gegen den Rat seiner Ärzte und Familie, Frankreich zu Fuß zu durchqueren. Auf dem langen Weg macht der wandernde Solist Zufallsbekanntschaften, läuft einen Teil des Weges mit seinem besten Freund Arnaud (JONATHAN ZACCAI) und mit seiner jüngeren Schwester Céline (IZIA HIGELIN). Und nochmal  –  frei nach der Lebensgeschichte und dem darauf basierenden Bestseller „Auf versunkenen Wegen“ des französischen Autors Sylvain Tesson (auch bekannt durch seinen faszinierenden gleichnamigen Film „Der Schneeleopard“ (s. BLOG 177 /vom 13.März 2022/s. Romanlektüre  sowie s. Kino-KRITIK /5 PÖNIs). „AUF DEM WEG“ bedeutet einem zuversichtlichen Kinofilm über das Unterwegssein zu begleiten, der zugleich eine Ode an die Kraft und an die Schönheit der Natur ist sowie auch eine ermutigende Geschichte ist über das Leben zum Weiterkommen („Wenn die Angst an deine Tür klopft und du den Mut hast, aufzumachen, wirst du feststellen, dass niemand davorsteht“).

Und wieder passiert es gerade: Ein KINOfilm tut richtig gut. Ist eingebunden mit Ideen für mögliche eigene neue bewegungsfreudige Lebensgestaltungen  (= 4 1/2 PÖNIs).

2.)     ZEIT ZUM TANZEN. (Und für KATZEN-LIEBE.) Titel = „LAST DANCE“ von Delphine Lehericey (B + R; Belgien/Schweiz 2022; K: Hichame Alaouie; M: Nicolas Rabaeus; 84 Minuten; deutscher Kino-Start: 30.11.2023). Der lebensaktive Rentner Germain (FRANCOIS BERLÉAND) genießt sein Leben im Ruhestand. Während er sich der Lektüre von Proust widmet, tanzt seine Frau Lise (DOMINIQUE REYMOND) in einem zeitgenössischen Tanz-Ensemble. Doch plötzlich stirbt Lise. Aus Sorge um sein Wohlergehen mischen sich seine Kinder in Germains Alltag ein und stellen damit seinen Tages- wie Lebenslauf auf den Kopf. Ihre ständigen Besuche, überprüfende Anrufe und organisierten Mahlzeiten nerven ihn. Dabei will er nur selbstbestimmt weiterleben. Wenn da nur nicht „die Gören“ andauernd „stören“. Würden. Beim Opa-Behindern. Von wegen – „Opa“ und seine „heimlichen“ Aktivitäten. Er löst nämlich ein Versprechen ein, das er seiner Frau einst gab – er tritt dem Tanzensemble bei, in dem SIE aktiv war. Seinen Kindern aber verrät er von seinem neuen Freizeitverhalten nichts. Was DIE natürlich verunsichert. Bei ihren zeitlichen Recherchen. Ermittlungen.

Man kann, besser man könnte es sich im Alter bequem machen, wenn das die Kinder akzeptieren würden. Da dies nicht geschieht, muss man es sich heimlich „bequem“ machen. Bei dem zentralen Element der Tanzproben in „LAST DANCE“ kann man  La Ribot und ihrer Kompagnie selbst beim Schauspielern zuschauen. Der Film verläuft mitunter kiebig, hakt in der Mitte durchaus atmosphärisch und träufelt schon mal pointenreich durch. Beim „Locarno Film Festival 2022“ gewann „LAST DANCE“ den Publikumspreis. Und die (vielfach zerfütterte) schwarze Katze – mit Dann-Anhang – schnurrt auch schon mal nett (= 3 PÖNIs).

3.)     SCHRECKLICH. Titel = „REIF FÜR DIE INSEL“ von Marc Fitoussi (B + R; Fr/Griechenland/Belgien 2022; K: Antoine Roch; M: Movky; 111 Minuten; deutscher Kino-Start: 30.11.2023).  Passiert selten. Aber passiert. Schon mal. Ich sitze in einem Film, der mir absolut, definitiv nicht gefällt. Ganz im Gegenteil – er ist, und ich werde es auch: s t i n k i g. Erst zwei, dann schließlich drei Frauen, die sich das letzte Mal vor 30 Jahren gesehen haben, nerven sich und uns-auch mit Wiedersehens-Attitüden. Also  – die Vergangenheit soll reaktiviert werden. Auf einer griechischen Insel. Was natürlich nicht klappt. Also – keine Unterhaltung möglich, weil: DIE EINE quatscht und lacht und labert ununterbrochen, ist eine dermaßen unangenehme Lacherin;     DIE ANDERE ist verklemmt, verkrampft, will alles „korrekt“ veranstalten und wirkt auf den Keks gehend;      EINE DRITTE (immerhin: die alters-blondierte KRISTIN SCOTT THOMAS) krampft nur-mit-herum.

Also: So was von gelangweilt. Langweilig. Peinlich  (= 0 PÖNIs).

4.)     TV-TIPP:  An diesem SONNTAG-Abend, 3.12., trumpft der RBB ab 22.20 Uhr mit einem 85minütigen Filmknüller auf. Motto: Wenn KABARETT und FILM sich vermischen. „WIR KELLERKINDER“ ist ein in Schwarzweiß gedrehter BRD-Spielfilm von und mit WOLFGANG NEUSS aus dem Jahr 1960, der sich satirisch mit der Zeit des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit in Deutschland beschäftigt und dabei den Versuch unternimmt, „Kabarett filmbar zu machen“. Die Hauptrollen sind neben Wolfgang Neuss mit Karin Baal, Ingrid van Bergen, Jo Herbst und Wolfgang Gruner sowie mit Jo Furtner als Toilettenmann im Hofbräuhaus besetzt. Die Empfehlung gilt.

5.)     MUSIK =  Ein Song von IHM, dem österreichischen Liedermacher PETER CORNELIUS,  gerät nie aus der Erinnerung: „REIF FÜR DIE INSEL“ aus dem Jahr 1982. Befindet sich, als geflügeltes Wort, immer auf dem Absprung, mal wieder gespielt zu werden. In dieser Woche ist es mein Lieblingsfavorit:

Lasst uns also reifen.

Beste Grüße
PÖNI Pönack

kontakt@poenack.de

P.S.:  KÖLN steht an diesem SONNTAG ab 20.15 Uhr im ARD-„Tatort“-Blickpunkt. Die geschätzten Ermittler KLAUS J. BEHRENDT (Max Ballauf) und DIETMAR BÄR (Freddy Schenk) bemühen sich im Krimi-Fall „DES ANDEREN LAST“ für (Auf-)Klärung zu sorgen. Meine TV-KRITIK folgt nach der Erstausstrahlung. Auf den bekannten Kanälen.

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