PÖNIs BLOG (252): „THE EQUALIZER 3“; LINO VENTURA-Klassiker; „SOPHIA, DER TOD UND ICH“; TV-TIPP; MUSIK

1.)     DER GERECHTE WUT-BÜRGER.  Titel = „THE EQUALIZER 3“ von ANTOINE FUQUA (Co-Produktion + R; USA 2022/2023; B: Richard Wenk; Co-Produktion u.a.: Denzel Washington; K: Robert Richardson; M: Marcelo Zarvos; 110 Minuten; deutscher Kino-Start: 31.08.2023). Wir haben gestandene amerikanische Rächer im Kino. Deren eigentliches Rentner-Dasein sie weiterhin mit knalligen Aktionen füllt. Neulich war zum Beispiel wieder einmal „John Wick“ alias KEANU REEVES zum wiederholten Male unterwegs, heuer ist es der taffe Senior Robert McCall – alias DENZEL WASHINGTON – , der sich zum dritten Mal aufmacht, um als „Ausgleicher“ für einigermaßen „Gerechtigkeit“ zu ballern.

Wir erinnern uns. Regisseur ANTOINE FUQUA setzte 2001 Denzel Washington mit „Training Day“ dermaßen in Schwung, dass dieser für seinen Part als Detective Sergeant der Drogenpolizei, der den „Krieg gegen das Verbrechen“ aktivierte, den „Oscar“ als „Bester Hauptdarsteller“ einheimste. Danach blieben Regisseur und Hauptakteur in Verbindung. Um 2014 mit „The Equalizer“ und 2018 mit „The Equalizer 2“ (s. Kino-KRITIK /2 PÖNIS) Kino-erfolgreich aufzutrumpfen. Ob jetzt wirklich die filmischen Kämpfe beendet sind, wird sich demnächst zeigen. Im Augenblick hält sich im Ja – Nein-Rhythmus die Argumentationswaage. Das Publikumsinteresse an „The Final Chapter“ (Zusatztitel) wird letztlich entscheiden.

Gegenwärtig spielt die Welt an (zu) vielen Stellen verrückt. Zeigt sich immens aggressiv. Das internationale KINO reagiert. Sprich: Mutige „Retter“ sind dort gefragt. Auch DIE im vorgerückten Alter. Wie DENZEL WASHINGTON, Jahrgang 1954. Der sich eigentlich vom Agenten-„Dienst“ zurückgezogen hat, um es sich in einem attraktiven süditalienischen Küstendorf namens Altomonte  gutgehen zu lassen. Eigentlich. Denn die Region wird gerade von einem gewalttätigen Mafia-Mob „erobert“. So dass Robert McCall sich verpflichtet sieht, einzuschreiten, sprich:  den kämpferischen Ritter der Landstraße wieder herauszulassen. Als wir ihm eingangs das erste Film-Mal begegnen, hat er bereits ziemlich viel Verbrechermüll gekillt. Doch damit ist die Gegend alles andere als „sauber“. Ganz im Gegenteil: die arrogante, widerliche sizilianische Mafiaekelbrühe macht sich gerade daran, hier eine Art stinkige familiäre Besetzermacht gewaltvoll auszuspielen. „Robert“ sieht zu, seine gesundheitlichen Wehwechen vom letzten Fight in einer Art REHA (mit Dotore-Unterstützung) auszukurieren, um dann der gepeinigten Gemeinde, in der er inzwischen Freunde/Innen gefunden hat, zu helfen. Beizustehen. Motto: Es gilt, die Angreifer mit aller Härte und Konsequenz auszuschalten. Zu beseitigen. Ein für allemal für eine ständige friedliche Lebenssicherheit zu sorgen. Wobei die Betonung von Ruhestand auch tatsächliche RUHE bedeutet. Beinhaltet.

Ein Action-Thriller. Als moderner Western. Spannend. Atmosphärisch. Hart. Dazu: Landschaftlich betörend. Äußerst unterhaltsam. Von „Die glorreichen Sieben“ zum: „Der überlegene Rächer“. DENZEL WASHINGTON räumt auf. Mit brutalen Aktionen, die ihre Wirkung nicht verfehlen. Um die größenwahnsinnige Gegenseite, die sich für unbesiegbar hält, aufzumischen. Mit Unterstützung der Agentin Emma Collins (DAKOTA FANNING), die ebenfalls einiges an Nackenschlägen auszuhalten hat. Einzustecken vermag. „The Equalizer 3“ ist zwischen überraschend gefährlich-sanft und geradezu unheimlich-düster, bitter in der aggressiven Radikalität, verteilt. Verbunden mit der kinematographischen Action-Botschaft, wir können es uns einfach nicht mehr leisten, uns nicht mehr zu wehren. WIR müssen handeln. Auch. Um in Frieden weiter zu leben. Endlich.

Was für eine coole Aussicht (= 4 PÖNIs).

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2.)     L I N O. Titel = „DER MÖRDER KAM UM MITTERNACHT“ von ÉDOUARD MOLINARO (Co-B + R; Fr/Italien 1958; Co-B: Gérard Oury; Alain Poiré; André Tabet; Georges Tabet; nach dem Roman „Un Témoin Dans La Ville“/“Ein Zeuge in der Stadt“ von BOILEAU-NARCEJAC/Pseudonym für Pierre Boileau und Thomas Narcejac; K: Henri Decae; M: Barney Wilen; 85 Minuten; DVD-HEIMKINO-Erscheinung in D: 14.05.2021; in schwarz-weiß). Ich verehre IHN: Angiolino Giuseppe Pasquale Ventura. Geboren am 14. Juli 1919 in Parma, Italien  ;  gestorben am 22. Oktober 1987 in Saint-Cloud, Frankreich. Künstlername: LINO VENTURA; hier: Hauptdarsteller. 

„Der Mörder kam um Mitternacht“ war sein 20. Spielfilm-Act. Da ich in diesen Tagen beim HEIMKINO nichts Besprechungslohnenswertes fand, fischte ich mir aus dem Regalarchiv diesen mir unbekannten Film. Ergebnis  –  es bzw. ER lohnt sich! Sehr sogar. Zumal ich den Ehrgeiz habe, mir von meinen definitiven Lieblingsschauspielern ALLES anzusehen, was es von Ihnen gibt. Lino Ventura ist also IMMER angesagt. Stets annonciert.

Aber auch: Man muss sogleich stutzen, am Anfang: Der französische Regisseur und Autor Édouard Molinaro und ein Kriminalfilm? DER hat doch meistens Komödien-Favoriten wir „Die Verführerin“ (1964/ mit Brigitte Bardot und Anthony Perkins) sowie „Jagd auf Männer“ (1964/mit Jean-Paul Belmondo), „Oscar“ (1967/mit Louis de Funés) oder „Die Filzlaus“ (1973/mit Lino Ventura als Killer und Jacques Brel als verhinderter Selbstmörder) geschaffen. Der wohl bekannteste Film des Komödienspezialisten ist der Travestiefilm „Ein Käfig voller Narren“ (1978/mit Michael Serrault und Ugo Tognazzi), für den Molinaro zweifach für den „Oscar“ nominiert war („Beste Regie“ / „Bestes adaptiertes Drehbuch“) und den „Golden Globe“ in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ bekam. Und „So-Einer“ dreht einen  Film Noir?

Allerdings  – bis der Krimi , packendes, faszinierendes Spannungspotenzial entwickelt, sind auch immer mal wieder kleine komische „Volks“-Motive zwischendurch eingebunden, sozusagen als Pariser Milieu-Schaum, bevor es dann in der letzten halben Stunde frontal richtig abgeht. Mit L I N O als Pariser „Schurke“. Ancelin. Der dann – NICHT von Cowboys auf Pferden, sondern von einheimischen Taxis “ gejagt wird, seit er enttarnt wurde. Denn:

Ein Industrieller, Pierre Verdier, ist ein schlimmer Bürger-Herr. Entledigt sich doch tatsächlich seiner Geliebten, Jeanne, indem er sie aus einem fahrenden Zug stößt. Er wird wegen Mordes angeklagt, doch die Beweislast ist mager und lässt keine Verurteilung durch den Richter zu, obwohl dieser fest von der Schuld des Angeklagten überzeugt ist. Ancelin, der Ehemann der aus dem Zug geschmissenen Jeanne, weiß die Wahrheit. Eines Abends begibt er sich zu Verdier in dessen Haus und erhängt ihn so, dass alles auf Selbstmord schließen lässt. Verdier hatte jedoch kurz davor, als er heimkam, ein Funktaxi bestellt. Als Ancelin nach der Tötung das Haus von Verdier verlässt, sieht ihn der Taxifahrer Lambert (FRANCO FABRIZI) und ist nun der einzige Zeuge, der Ancelin belasten könnte. Eine Art Zweikampf beginnt sich auf den Pariser Boulevards zu entwickeln. Wobei Lambert sich lieber mehr um seine neue Freundin kümmert als sich etwa Gedanken über eine mögliche Zeugenfunktion zu machen. Währenddessen bricht bei Ancelin mehr und mehr Hektik aus. Die Pariser Nacht beginnt für die Insider zu dampfen.

„Radio-Taxi“, so der zweite deutsche Titel, ist ein Schwarz-Weiß-Thriller, der Milieu, Figuren, die flackernden Noir-Kameras in den Autos, anonymes Treiben und Nebenschauplätze prickelnd vereint. Immer näher an uns herantaucht dabei der aufgewühlte und verletzte LINO, greift in das Geschehen ein und vermag sich geschickt wie entsetzt zu wehren und zu tarnen. Der Countdown ist schließlich am Bois de Boulogne reserviert.

Die schnittigen Bilderkompositionen, das Ensemble mit seinen kompositorischen Exoten, die zahlreichen Schwitzperlen auf den Hautflächen und LINO VENTURA als federführender Verbrecher, der mehr und mehr seine Kontrolle zu verlieren scheint, sorgen für einen honorigen Film-Klassiker, mit viel Schwarz-Weißem-Atmo-Geschmack.  Ein raffinierter Nachhol-„Live“-Streifen, der sich anzuschauen lohnt (= 4 PÖNIs).    P.S.: Im ‚Lexikon des Internationalen Films‘ heißt es wirbelnd:  „Spannender Kriminalfilm mit bemerkenswerter Gestaltung von Licht und Schatten“. 

3.)     SEELEN-RABATZ. Titel = „SOPHIA, DER TOD UND ICH“ von Charly Hübner (D 2022; B: Lena May Graf; Nils Beckmann; Wenka von Mikulicz; nach dem gleichn. Roman von Thees Uhlmann/2015; K: Martin Farkas; M: Jörg Gollasch; Nora Steiner; Madlaina Pollina; 98 Minuten; deutscher Kino-Start: 31.08.2023). Kann schon mal passieren. Es klingelt bei dir an der Wohnungstür und siehe da und staune  –  der Tod (MARC HOSEMANN) steht da, so einfach ‚rum, und erklärt dem überraschten Reiner (DIMITRIJ SCHAAD), dass er in drei Minuten sterben wird. Einfach so. Eine Verkettung irrwitziger Umstände, bei denen Reiners Ex-Freundin Sophia (ANNA MARIA MÜHE) eine lautheftige wie entscheidende Rolle spielt, verhindert jedoch das prompte, vorhergesagte Ableben. Stattdessen finden sie sich auf einer ziemlich chaotischen Reise wieder, die zunächst zu Reiners Mutter (JOHANNA GASTDORF) und schließlich zu Reiners kleinen Sohn Johnny führt. Mit dabei, klar doch, der Tod, der das irdische Leben zunehmend zu genießen scheint. Verkompliziert wird alles durch einen zweiten Tod (CARLO LJUBEK), der die Killermission vollenden soll. Also eigentlich. Ganz offensichtlich ist das – ursprüngliche- Geschehen dem scheinbar allmächtigen G. JOSEF OSTENDORF) und seinem Erzengel Michaela (LINA BECKMANN) entglitten. Kann ja schon mal pöassieren…..

Einmal taucht, ganz kurz, eine weiße Katze auf. Da wusste ich, so viel vermag hier eigentlich nicht schief-laufen. Und das ist dann auch so. Einige hübsche Pointen lassen grüßen, etwa wenn mal die Zeugen Jehovas an der Wohnungstür in lakonischer Ausdauer werben (wollen), oder wenn mit einem polnischen Zug in die norddeutsche Mamma-Provinz mit einem lässigen „Das ist dann nun ma so“ gesaust wird. In diesem ultimativen Roadmovie. Einen Esel sehen, erleben, wir auch. Der Film ist zum Ironie-trockenen Empfinden. Allerdings müssen sich die Männer-hier auch sagen lassen, oder zeigen lassen, WIE MAN HUMORIG PUSTET. Heißt: ANNA MARIA MÜHE und vor allem LINA „Erzengel“ BECKMANN stecken die Kerle fetzig in den Gag-Sack zum nächsten Luftholen (= 3 PÖNIs).

4.)     TV-TIPP = Am MONTAG, 4. September bietet ARTE ab 20.15 Uhr ein Meisterwerk mit  „AMERICAN BEAUTY“   an:  Aus dem Jahr 2000. Wo dieser Debütfilm von SAM MENDES nicht nur  5 „OSCAR“-Trophäen abräumte (u.a. Bester Film,  Beste Regie.  Bester Hauptdarsteller Kevin Spacey), sondern auch weltweite Begeisterung auslöste. Meinen Zettel-Notizen entnehme ich u.a.  – komisch, süffisant, jederzeit pointiert ohne aufdringlich; wahnsinnig-plausibel und auch glänzend gespielt!   Eine Wiederholung präsentiert  ARTE  am Donnerstag-danach, am 7.9., ab 14.10 Uhr!

5.)     MUSIK:   ER muss sich am Knie operieren lassen. Teilt Udo gerade mit. Wir denken an IHN, wünschen schnelles Gelingen, damit er  bald wieder auf den Bühnen singen und hüpfen kann. ALLES GUTE, Udo. Mein Lieblingssong in dieser Woche kommt natürlich von DIR und heißt natürlich:  „ICH MACH MEIN DING“.  Wenn nicht DU, wer sonst…..!!!!! Klasse.

HEY, MACHT EURE D I N G S,    und zwar heftig…..

Dufte Grüße aus der Hauptstadt
PÖNI Pönack

email:   kontakt@poenack.de

 

 

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