PÖNIs BLOG (234): B. München in der „SZ“; BRENDAN FRASER als „THE WHALE“; ISABELLE HUPPERT; WOODY HARRELSON; TV-TIPPs; HARRY BELAFONTE

0.)    Wenn Bayern München doch mal einen schlechten Fußball-Weg eingeschlagen hat, murren die Verantwortlichen. Die „Süddeutsche Zeitung“ war auf der SPORT-Seite vom letzten Montag (24. April 2023/dem zweiten Tag nach der Münchner-Samstag-Bundesliga-Niederlage – 1:3 – gegen/bei Mainz 05) besonders witzig drauf. Mit zum Beispiel drei markanten Sätzen über die Mia-san-mia-Gruppen-Truppe, die in dieser Saison bislang 19 Mal an der Bundesliga-Spitze stand: A) = Es geht „darum, dass Verantwortliche gesucht werden für die Selbstverzwergung von Deutschlands vermeintlichem Immergewinner-Team zu einer Mannschaft, die sich nicht gegen eine Niederlage in Mainz wehrte“.     B) = „Sie zeigten die Körperspannung einer in der Sonne verdorrten Dattel. … Die Bayern … sie liefen herum wie eine Ansammlung von beleidigten Menschen. Jeder war möglicherweise auf seine Weise beleidigt, aber alle waren schlapp, mürrisch und einsam. Und sie spielten so, als sei Fußball eine Individualsportart wie Tontaubenschießen“.     C) = „Kahn reaktivierte seinen alten Torwartmodus und variierte in diversen Wutreden seinen Evergreen, wonach Spieler beim FC Bayern über sogenannte Eier verfügen müssten“ („Elf Mann, die auf dem Platz stehen und sich für die Ziele dieses Klubs den Arsch aufreißen müssen“). 

1.)    DAS FETTE UNIKUM. Titel = „THE WHALE“ von DARREN ARONOFSKY (Co-Produzent + R; USA 2021; B: Samuel D. Hunter, basierend auf seinem gleichnamigen Theaterstück/2012; K: Matthew Libatique; M: Rob Simonsen; 117 Minuten; deutscher Kino-Start: 27.04.2023). Selten so entsetzt. Gewesen. So eigentlich angewidert. Zugleich fasziniert. Gewesen. Innerlich empört. Zugleich begeistert. Viel neugierig. Aufgeregt. Angeregt. Mitunter fassungslos. Dabei. Habe gefühlt eine Million Filme gesehen. Erlebt. Beobachtet. Begeistert aufgenommen. Oder angewidert abgelehnt. Und jetzt DAS. Beziehungsweise: DER! Charlie. Dieser ekelhaft adipöse, rund 300 Kilogramm schwere Literaturprofessor „ohne Online-Face“. Dieser schwerst krankhafte Fettleibige. Der mühsam aus seinem Sessel kraucht. Oder durch seine Wohnung kriecht. Die Masse Mensch. Auf dem Weg zur Bestattung. Der „vorher“ aber noch ETWAS klären = erledigen möchte. DER unbedingt mit seiner 17-jährigen Tochter Ellie  (SADIE SINK) „Kontakt“ sucht. Nachdem er sich vor acht Jahren von ihr und ihrer Mutter verabschiedete. Einfach abhaute. Die Familie auflöste. Um künftig lieber mit seinem schwulen Liebhaber zusammenzuleben. Als dieser starb, begann Charlie (BRENDAN FRASER) aus elendiger Trauer mit zwanghaftem Essen. Fanatischem Futtern. Auf dass sein Körper „sich entwickelte“. Walfisch-artig. In d e r Art. Egal. Lautete sein Motto. Während seine Tochter bei der „schwierigen“ Mutter zu einer Wutperson heranblühte. Ohne jeglichen Daddy-Kontakt. DER inzwischen zu einem Online-Schreiblehrer mutierte. Ohne jemals die Webcam anzustellen. Weil er sich für sein Aussehen schämt. Nun aber nähern sich die letzten Tage. Den Vorschlag seiner Freundin und Betreuerin Liz (HONG CHAU), sich unverzüglich in ein Krankenhaus zu bewegen, lehnt Charlie kategorisch ab. Stattdessen beabsichtigt er, „Frieden“ mit seiner wütenden Tochter zu bewerkstelligen. Und mit diesem Tür-zu-Tür-Evangelisten-Jungen klarzukommen (TY SIMPKINS), der ihn ab und an aufsucht, um ihn religiöse Freude zu vermitteln, weil Charlie sich doch bald in einem besseren, sprich glücklicheren Dasein aufhalten darf. Charlie ist genervt.

Meine Güte.  Was habe ich mich gewehrt, um diesen Film zu akzeptieren; um seinen widerlich-fetten Akteur Charlie NICHT MÖGEN „zu müssen“. Funktionierte NICHT. „The Whale“ ist wie ein riesiger Hammer. Der ohne Unterlass zuschlägt. Geistig wie verbal. Man möchte diesen gigantischen Fettkloß verbannen dürfen. Weil er doch so säuisch unanständig ausschaut. Aufbietet. Sich so gespenstisch bewegt, benimmt. So sagenhaft-schlimm-unappetitlich wirkt. Mit seinem enormem Bluthochdruck-Druck. Doch „Charlie“ lässt einen nicht los. ER ist phänomenal. Dargeboten. In Bewegung und Sprache. Mit seiner Empathie. Die wie ein Sog wirkt. Einen reinzieht in diese kammerspielartige Wohnungshandlung. Wegpeilen ist nicht möglich. Weil hier ein Darsteller zu einer absoluten Spitzenkraft mutiert: BRENDAN FRASER!  WIE DER täglich in diese sterbende Charly-Gestalt reinmaskiert wurde und Brendan Fraser daraus mit einer emotional wuchtigen Performance „pfeifend“ triumphiert, ist zu Recht mit dem diesjährigen Hauptdarsteller-„Oscar“ belobigt worden. Eine hundsgemeine, akustisch wie optisch aufwühlende, phänomenale Seelenkörperqual sonders-gleichen. Brendan Fraser killt jeden Film-Moment. Hier werden schauspielerische Erschöpfungsgrenzen ausgelotet. Motto: Wie ist das, wie schaut das bloß so erschreckend aus, wenn ein Mensch sich selbst bestraft, um eine große Schuld zu begleichen.

„The Whale“, obwohl im kleineren 4:3-Format gedreht und im Übrigen auch für die Maske mit einem „Oscar“-prämiert, wird zu den besten Filmen des Jahres 2023 zählen. Was uns zu DARREN ARONOFSKY führt. Dessen Filme von unterschiedlicher Qualität sind. 2009 kam „The Wrestler“ heraus, mit einem überragenden MICKEY ROURKE in der Titelrolle (s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs); 2011 folgte „Black Swan“ mit NATALIE PORTMAN (s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs); während 2017 „Mother!“ den Cineasten-Bach herunterplumpste (s. Kino-KRITIK /0 PÖNIs). Mit „THE WHALE“ treibt sich der am 12. Februar 1969 in Brooklyn, New York City geborene Autor und Regisseur wieder in cineastische Höhen. Sich in diesen Film zu begeben funktioniert immens. Ist ein grandioser, faszinierend-heftiger kinematografischer Gewinn (= 5 PÖNIs).

2.)    DIE RESOLUTE POLIT-FIGHTERIN. Titel = „DIE GEWERKSCHAFTERIN“ von Jean-Paul Salomé (Co-B + R; Fr/D 2021; Co-B: Fadette Drouard; nach dem Roman „La Syndicaliste“ von  Caroline Michel Aguirre/2019; K: Julien Hirsch; M: Bruno Coulais; 122 Minuten; deutscher Kino-Start: 27.04.2023). Zur Zeit auffallend  –  starke Frauen, starke Filme. Siehe u.a.: CATE BLANCHETT in „TÁR“;  PAULA BEER in „Roter Himmel“;  OLIVIA COLMAN in Empire of Light“;  und jetzt ISABELLE HUPPERT in „La Syndicaliste“ (Originaltitel). „DIE GEWERKSCHAFTERIN“ erzählt von wahren Begebenheiten im Leben der französischen Gewerkschafterin Maureen Kearney, die Opfer eines furchtbaren Überfalls und einer anschließenden Schmutzkampagne wurde, als sie 2012 die Machenschaften der französischen Atomindustrie aufdecken wollte.

Du bist engagiert. In einem Atomkonzern. Areva. Als Repräsentantin der Gewerkschaft CFDT. In Paris. Setzt dich vor allem für die Interessen von Unmengen von Arbeitnehmer/Innen ein. Was der männlichen Oberschicht gegen den Strich geht. Wo man zweifelhafte Machenschaften pflegt. Und als die Chefetage personell neu-besetzt wird, verändert sich auch die Firmen-Position. Ein Whistleblower stellt Maureen Kearney Dokumente zur Verfügung, aus denen die Firmen-Absicht hervorgeht, mit China demnächst lukrative Geschäfte abwickeln zu wollen. Wodurch viele französische Arbeitsplätze gefährdet-sein würden. Bedeutet zunächst: Achtung, Befehl – wir akzeptieren künftig keine Widersprüche; WIR bestimmen nun die politische wie finanzielle Richtung; und vor allen Dingen lassen wir uns schon gar nichts von Frauen sagen. Deren Engagements sind nicht mehr gewollt, schließlich sind Frauen zweitrangig. Und wenn diese DIES nicht zu akzeptieren bereit sind und weiter von wegen Machtmissbrauch und Korruption wettern, müssen „härtere Töne“ angeschlagen werden. Wortwörtlich – angeschlagen. Maureen Kearney, die taffe Gewerkschafterin, will sich nicht nur nicht bedingungslos den Anordnungen „von Oben“ beugen noch ist sie bereit, klein beizugeben. Ganz im Gegenteil. Doch je mehr sie sich engagiert, um so mehr wird sie attackiert. Erst „nur“ telefonisch, mit vermeintlichen üblen Ankündigungen, dann über eklige Gewalt-Drohungen, und schließlich: Maureen Kearney wird gefesselt und traumatisiert in ihrer eigenen Wohnung aufgefunden. Einen Tag vor dem vereinbarten Treffen mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande. Vom Täter fehlt jede Spur, und sie vermag sich nur bruchstückhaft erinnern. Die – zumeist männlichen – Ermittler arbeiten unter Hochdruck, denn Maureen war als Gewerkschafterin dubiosen Abkommen in der einheimischen Atomindustrie auf der Spur, die auch einflussreiche Entscheidungsträger belasten würde. Außerdem sind möglicherweise viele Pariser Arbeitsplätze auf der Kippe. Immens viel Geld und Macht werden mehr und deutlicher sichtbar. Und dann tauchen plötzlich neue Indizien auf, die den Überfall auf Madame in Frage stellen. Nun wird immer lauter, dass Maureen Kearney dies alles organisiert, sprich gelenkt haben könnte. Maureen wird vom Opfer zur Verdächtigen. Was einigen männlichen „Schachfiguren“ gut in den komfortablen Geschäftskram passt.

Männer sind kompetent(er). Klar doch. Quatsch. Was sich anfangs als spannendes Politdrama bewegt, entwickelt sich zu einem packenden, dreckigen Thriller-Duell. Thema: Wie eine engagierte Frau ausgetrickst, verfolgt und abgeurteilt werden soll. Und auch wird. ISABELLE HUPPERT als Maureen Kearney und ihr Aufbäumen gegen eine Männerdomäne. Lange ist sie in dem störrischen Glauben, dass es sämtlichen Beteiligten nur um  Gerechtigkeits-Erreichen geht. Bis sie feststellen muss, dass man sie, die Unbequeme, tatsächlich aus dem Weg räumen will. Bis sie aggressiv attackiert wird („Ich höre nicht auf, bis ich sie drangekriegt hab'“).  Weil es um viel mehr geht. Isabelle Huppert ist der Volltreffer in diesem politischen Spannungsfilm. Dem es gelingt, aktuelle französische Geschehnisse von empört bis wütend aufzubereiten. Zusammenfassend aufzuklären. Wenn man zum Beispiel SIE an die Zielwand knallt und Madame trotzdem nicht resignieren will.

Gescheit. Clever. Klasse HUPPERT-haft. Unterhaltsam als Kopf-Polit-Wut-Gesellschaftsknüller (= 4 PÖNIs).

3.)    AMI-REMAKE. Titel = „CHAMPIONS“ von Bobby Farrelly (USA 2021; B: Mark Rizzo; nach dem spanischen Film „Wir sind Champions“ von Javier Fesser/2018 /s. Kino-KRITIK 4 PÖNIs; K: C. Kim Miles; M: Michael FrantI; 125 Minuten; deutscher Kino-Start: 27.04.2023). Eine typische WOODY HARRELSON-Figur. Ist Basketballtrainer Marcus Marakovich. Der hat sich mit seinem hitzigen, vorlauten Temperament fast ins Abseits geschossen. Wird vom Gericht zum Ableisten von Sozialstunden verurteilt. Eine Gruppe junger Menschen mit Behinderungen zu trainieren, ist eigentlich das Letzte, wonach ihm der Sinn steht. Nachdem die ersten Wochen vorüber sind und Marcus von einem Problem ins nächste schlittert, merkt er (endlich), dass man als Team mehr zu erreichen vermag als man sich vorgestellt hat. Schließlich hat jedes Dreamteam mal klein angefangen …Bobby Farrelly, der sonst mit seinem Bruder Peter dreht und beide durch bunte Späße wie „Dumm und Dümmer“ (1994) und „Verrückt nach Mary“ (1998) oder „Alles erlaubt – Eine Woche ohne Regeln“ (2011)  erfolgreich und populär wurden, schuf hier sein erstes Soloprogramm. Als Feelgood-Komödie, deren Inhalt sich wie bekannt fortpflanzt, aber mit einem meckernden Woody Harrelson auftrumpft, der selbst so einige Lebenslektionen anerkennen muss. Während seine jungen Begleiter ihn energisch und witzig-kess begleiten. Flockig unterhaltend (= 3 PÖNIs).

4.)   TV-TIPPs: Zwei hitzige Gefechte. 3 SAT stellt den SAMSTAG/29. April unter das Thema: Literatur-Filme. Mit dabei, ab 13.30 Uhr: „DER UNTERTAN“ von Wolfgang Staudte (DDR 1951). Mit einem überragenden WERNER PETERS. Ist einer der besten deutsch-deutschen Nachkriegsfilme überhaupt. Unbedingt empfehlenswert!
ARD ONE zeigt am DIENSTAG, 2. Mai ab 22.35 Uhr den US-Politthriller „KILL THE MESSENGER“, in dem „Schweinereien“ der Reagan-Regierung aus den Achtziger Jahren „behandelt“ werden (s. KINO-KRITIK /4 1/2 PÖNI). Mit JEREMY RENNER.

5.)    H A R R Y  B E L A F O N T E. Mit 96 Jahren ist er am letzten Dienstag, den 25. April, im Alter von 96 Jahren gestorben. Er war Sänger, Schauspieler und Entertainer, und er wurde auch für sein politisches und soziales Engagement als Bürgerrechtler und UNICEF-Botschafter bekannt. Der BANANA BOAT SONG ist ein altes jamaikanisches Volkslied, dessen bekannteste Version von HARRY BELAFONTE gesungen wurde. Die Auskoppelung dieses Liedes als Single – vom Harry Belafontes-Album „Calypso“ – erfolgte im Dezember 1956. Sie avancierte zum dritten Single-Millionenseller für Belafonte. Überhaupt – Harry Belafonte wurde zum König des Calypso, einem afrokaribischen Musikstil. Er war ein Wegbereiter für schwarze Künstler in den USA. Mitte der Fünfziger Jahre gewann Harry Belafonte als erster männlicher schwarzer Schauspieler den renommierten Theater- und Musical-Preis „TONY“. Auf seinen Tourneen hat der Künstler damals noch unbekannte Interpreten wie beispielsweise Nana Mouskouri präsentiert und so zu deren Popularität beigetragen. Sein Bühnenprogramm enthielt u.a. internationale Folklore über Musical bis zur Swingmusik, was sich auch im kommerziellen Erfolg seiner Platten niederschlug: Mit über 150 Millionen verkauften Tonträgern lässt sich seine Karriere mit der von Frank Sinatra vergleichen. Natürlich ist ER zuständig für den BESTEN SONG in dieser Woche:

Good Bye Harry Belafonte.   Liebe Abschiedsgrüße

PÖNI Pönack

P.S.:  Am SONNTAG (30.4.) ist ab 20.15 Uhr bei der ARD „Tatort“-Krimi-Zeit. Die Schweiz ist diesmal Jagd-Veranstalter. Bislang kamen von dort viele Schmonzetten. Vielleicht kann ja diesmal „Seilschaft“ überzeugen.  Schreibe gleich danach die Kritik.  

email:   kontakt@poenack.de

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