BLACK SWAN

PÖNIs: (4/5)

„BLACK SWAN“ von Darren Aronofsky (USA 2010; B: Andres Heinz, Mark Heyman; K: Matthew Libatique; M: Clint Mansell; 108 Minuten; deutscher Kino-Start: 20.01.2011); als nächstes Projekt hat der am 12. Februar 1969 in New York geborene „diplomierte“ Filmemacher (Abschluss mit einem Master in Regie am American Film Institute; zuvor studierte er an der Harvard Universität Anthropologie, Film und Animation) vor, „The Wolverine“ mit Hugh Jackman zum weiteren Leinwand-Leben zu bringen. Als „ganz eigenständige“ Geschichte und nicht als „X-Men“-Fortsetzungsarie. Dafür hat er kürzlich, so die US-Fachzeitschrift „Variety“, einen mehrjährigen Vertrag mit dem Fox-Studio abgeschlossen. Vorbei ist es also mit der schönen Unabhängigkeit, die sich für Darren Aronofsky bisher mehr als gelohnt hat. Denn auch für dieses, für gerade einmal 13 Millionen Dollar unabhängig hergestellte Werk, fanden und finden sich überall „kultige“ Lobeshymnen, seit „Black Swan“ Anfang September letzten Jahres das 67. Venedig-Festival triumphal eröffnete. Es war übrigens bereits der 3. glanzvolle Venedig-Auftritt mit seinem erst 5. Film, denn zuvor räumte er 2008 mit dem grandiosen Mickey-Rourke-Comeback als/in „The Wrestler“ dort schon den Hauptpreis, den „Goldenen Löwen“, ab. Angefangen hat filmisch alles 1998 mit „Pi – Der Film“, dem Mathematiker-Trip auf der Suche nach der Weltformel (Regie-Preis beim „Sundance Festival“). Gefolgt vom „Harte Kost“-Sucht-Drama „Requiem for a Dream“ (2000) sowie dem ambitionierten Fantasy-Puzzle „The Fountain“ (2006). Dann stieg Mickey Rourke als „The Wrestler“ vielbestaunt in den Ring, und nun ist es die 29-jährige NATALIE PORTMAN, bekannt als Padmé Amidala, Ehefrau des Jedi-Ritters Anakin Skywalker in den 3 „Star Wars“-Anfangsfilmen von 1999 bis 2005, die soeben mit dem „Golden Globe“ als „Beste Hauptdarstellerin“ für ihren „Schwarzen Schwan“ ausgezeichnet wurde (den als „Beste Nebendarstellerin“ hatte sie 2005 für den Mike Nichols‘ Film „Hautnah“ eingeheimst).

Natalie Portman, 1981 in Israel geboren, spricht mehrere Sprachen (Englisch, Hebräisch, Arabisch, Französisch); Harvard-Abschluss in Psychologie; bekennende Vegetarierin. Die zierliche Akteurin trainierte neun Monate an sechs Wochentagen für vier Stunden, um in diesen außergewöhnlichen Part ‘reinzufinden. In die Rolle der jungen Nina. Einer aufstrebenden Ballerina im New York City Ballet. Die noch bei ihrer „ehrgeizigen“ Mama-Glucke, einer dominanten Ex-Ballerina (BARBARA HERSHEY), wohnt und besessen für DEN Auftritt ihres Bühnen-Lebens ackert: die „doppelte“ Schwanenkönigin in Tschaikowskis „Schwanensee“. Also sowohl die „weiße“ Gute, wie auch die düstere „Schwarze“. Jahrelange Disziplin und Askese sollen sich nun auszahlen. Aber: Nina, die ewig Zaudernde, Zögerliche, Unsichere, Verunsicherte, vermag offensichtlich nicht, diese schwarze Seele ebenso 100%ig zu füllen, auszudrücken, wie den „guten Tanz-Vogel“. Viel zu kopflastig beschwert, attestiert ihr der künstlerische Chef des renommierten Hauses, Thomas Leroy (VINCENT CASSEL). Und lässt trotzdem von ihr nicht ab. Provoziert sie. Sie möge sich doch endlich aus ihrem verklemmten Körper-Korsett befreien. Und Nina kämpft. Fightet. Noch härter, noch vehementer, noch schmerzhafter, noch blutiger. Und „verwandelt“ sich zunehmend. Halluziniert. Oder auch nicht? Entdeckt ihre „ganz andere“ Seite. Entpuppt sich als weibliche „Dr. Jekyll/Mr. Hyde“-Furie. Mit nun auch sexuellen Obsessionen. Als körperliche Endlich-Befreiung. Was die „verstörte Mutter“ in Rage versetzt. Doch für Nina gilt es, eine vermeintlich perfektere Konkurrentin egal wie „aus dem Ring“ zu schlagen. Dafür ist sie bereit, alles zu tun. ALLES. Oder?

Ballett, das ist doch „eigentlich“ der Inbegriff von totaler Schönheit. Von Perfektion. Und absoluter Reinheit. Darren Aronofsky verweist dagegen auf blutende Füße, ausgekugelte Schultern, ramponierte Nerven. Auf den zerstörerischen Bewegungs-Dauerkampf. Äußerlich wie innerlich. Physisch wie psychisch. Als eine Art Ich-„Wrestling“ im Oberhaus der Kultur. „Beide nutzen ihre Körper für ihre Kunst, schinden sich über Jahrzehnte – und tragen komische Kostüme“. Und begibt sich hinein ins schizophrene Getümmel. Mit horroreskem Charme. Denn um definitive Perfektion zu erreichen, übernimmt nun auch im wahren Leben die dunkle Seele von Nina eindeutig die Oberhand. Für einen faustischen Crash-Pakt: Erfolg für Zerstörung. Und Nina tanzt. IHREN Lebens-Tanz.

„Black Swan“ atmet. Spannend. Aufregend. Dämonisch. Als bestes Psycho-Verführkino. Mit extremem Thriller-Charme. Suggestiv, packend, verstörend. Seelen-bombastisch, Milieu-außergewöhnlich, pulpig-faszinierend. Darstellerisch begeisternd. Die Portman ist sensationell. Dampft, zuckt aus allen Poren. Geht unter die Gefühlshaut. Ist schrecklich schön. Wird aber auch vom ebenso prächtigen Ensemble sagenhaft begleitet, unterstützt. Im wahrsten Sinne – wunderbar-irre diese wölfische Ballett-Performance. À la „Wenn der Schwan zweimal klingelt“. Mit motivischen Gedanken an Genre-Klassiker wie „Die roten Schuhe“ von Michael Powell & Emeric Pressburger (1948); „Rosemaries Baby“ von Roman Polanski (1967) und „Carrie – Des Satans jüngste Tochter“ von Brian De Palma (1976).

„Black Swan“ ist eines jener Movies, die man fortan nicht mehr aus dem Gedächtnis bekommen wird… besitzt jetzt schon Klassiker-Kult-Feeling (= 4 PÖNIs).

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