PÖNIs BLOG (228): ISABELLE HUPPERT; WILLEM DAFOE; „DAS BLAU DES KAFTANS“; „LUTHER“-Nö; „BROKER“; „Der Pfau“; TV-TIPP; DIONNE WARWICK

Isabelle Huppert (Fotoquelle: Georges Biard, Isabelle Huppert Cannes 2018, CC BY-SA 4.0)

0.)   Am letzten DONNERSTAG, 16. März 2023 feierte SIE, die französische Film-Lady, ihren 70. Geburtstag: ISABELLE HUPPERT. Ab den 1970er-Jahren etablierte sie sich als Star im französischen Kino und auch des internationalen Kinos. Dabei geht von IHR etwas Unnahbares, Strenges aus. Ihr maskenhaftes Mienenspiel, das gleichzeitig grenzenlose Verzweiflung und Trauer vermittelt, gilt als ihr Markenzeichen. Verbunden mit dem häuslichen Prädikat: „Kühle Intellektuelle“. „Man fühlt kaum je mit ihr, aber sie lässt einen nur schwer los“, hieß es mal in der hiesigen FAZ. In komplexen und eigensinnigen Charakteren verstecke sich Kraft, Verzweiflung, Farbe und Verderben und etwas von ihrer Aura, erklärte sie 2011 in einem „ZEIT“-Interview, warum sie insbesondere das anspruchsvolle europäische Kino so schätzt. Isabelle Huppert ist über die vielen Cineasten-Jahre mit Preisen und Auszeichnungen überschüttet worden. Als ich in meinem Archiv nach einigen Kritik-Hymnen von ihr suchte, stieß ich zuerst auf eines meiner Lieblingswerke aus den Siebzigern, mit dem ich bis heute mit ihr verbunden bin: „DIE SPITZENKLÖPPLERIN“ von Claude Goretta aus dem Jahr 1977 (= 5 PÖNIs). Danach sprudelten Titel wie „EINE FRAUENSACHE“ von Claude Chabrol aus dem Jahr 1988 (s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs); „ELLE“ von Paul Verhoeven aus dem Jahr 2015 (s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs) oder „EIN CHANSON FÜR DICH“ von Bavo Defurne aus dem Jahr 2016 (s. Kino-KRITIK /3 PÖNIs) oder „DIE KLAVIERSPIELERIN“ von Michael Haneke aus dem Jahr 2001(= 4 PÖNIs) und „Das Tor zum Himmel – HEAVEN’S GATE“ von Michael Cimino aus dem Jahr 1980 (= 5 PÖNIs). Madame Huppert  –  es ist ein Genuss, eine Eleganz, ein Vergnügen, eine Faszination ihnen weiterhin auf der Leinwand begegnen zu dürfen. Nachträglich  –  HERZLICHE GEBURTSTAGS-GLÜCKWÜNSCHE!

1.)   Ein CINEASTISCHER WUMMS! Titel = „INSIDE“ von Vasilis Katsoupis (Executive Producers + R; Griechenland, D/Belgien 2022; B: Ben Hopkins; D: WILLEM DAFOE/deutsche Stimme: Reiner Schöne; K: Steven Annis; M: Frederik Van de Moortel; 105 Minuten; deutscher Kino-Start: 16.03.2023). Meine tolle Güte  – was für eine Kraft, was für ein bedrückendes Spannungsgefühl, was für ein Ideenreichtum, was für eine cineastische Ungeheuerlichkeit, was für ein kinematografisches Erlebnis !!!

Ich war Kind. Kindisch. Es gab Störungen mit meiner Mutter. DIE kam eines Tages auf die Erziehungsidee, mich in unseren Hauskeller einzusperren. Und da stand ich nun dort. In der Dunkelheit. Mit Schiss. Knapp 3 Stunden. Bis sich meine Mutter an mich erinnerte. Und es ihr einfiel, mich von dort „zu erlösen“. Ein für mich unvergessenes Lebenserlebnis.

Wenn DU ins Kino gehst und dort in den Film eintauchst, erlebst Du Vergangenes. Erlebtes. Manchmal. Ein Satz: Energie ist ewiges Entzücken.

Sein Name: NEMO. Nemo (WILLEM DAFOE) ist ein professioneller Einbrecher. Als Kunstdieb. Gilt als absolutes Genie in seinem Fach. Doch als er in das gigantische Luxus-Penthouse eines renommierten Kunstsammlers einbricht, passiert etwas Unerwartetes: Das Sicherheitssystem der Wohnung signalisiert Amok, verriegelt alle Ein- und Ausgänge; das Sicherheitssystem bricht zusammen. Nemo ist eingesperrt. Glaubt zunächst an Hilfe durch seine Komplizen. Draußen. Mit denen er eigentlich Gerätemäßig verbunden ist. Doch diese melden sich nicht mehr und tauchen auch nicht auf. Also beginnt Nemo auf die Sicherheitsleute des Hauses zu hoffen. Sogar nach dem abwesenden Hausherrn „sehnt“ er sich. Und selbst das Eintreffen der Polizei würde Nemo „begrüßen“. Doch vergebens – niemand erscheint. Kommt. Tage werden zu Wochen. Wochen werden zu Monaten. Die Kunstwerke, die er unter „normalen“ Umständen teuer „weggeben“ würde, sind mittenmal ohne jeglichen Nutzen. Nemo muss sein besonderes Klau-Talent und seinen Einfallsreichtum immer mehr nur noch auf eines konzentrieren: ÜBERLEBEN! Bedeutet zum Beispiel: Nahrung „zu erlangen“. Und „vernünftiges“ Ausscheiden. Möglich machen. Dieses luxuriöse Penthouse ist für Nemo zu einem goldenen Käfig geworden, zu einer einsamen komfortablen Insel, aber auch – zu einer Folterkammer. Aber auch-  zu einem Ort der Offenbarung …..  Mit zunehmendem Halluzinationen-Ballast.

„INSIDE“ ist ein einzigartiger, mitreißender, verblüffender Mix aus Psycho-Thriller und Survival-Drama an einem völlig unerwarteten Ort: Einem monströsen Luxus-Dachgeschoß inmitten der pulsierenden Metropole New York! Mit einem grandiosen WILLEM DAFOE („Der Leuchtturm“ / „Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit“) im packenden Vollrausch. Als „Held“, der hier körperlich und emotional und gesundheitlich über seine Grenzen powert.

„Inside“ trifft visuell und gedanklich voll die Zwölf (= 4 1/2 PÖNIs).

2.)   EMPATHIE. Im Poesie-Reigen. Titel = „DAS BLAU DES KAFTANS“ von Maryam Touzani (Co-B + R; Fr/Marokko/Belgien 2021; Co-B: Nabil Ayouch/auch Produktion; K: Virginie Surdej; M: Kristian Eidnes Andersen; 118 Minuten; deutscher Kino-Start: 16.03.2023). Halim (SALEH BAKRI) und Mina (LUBNA AZABAL) sind seit langer Zeit ein Ehepaar. Beide betreiben ein traditionelles Kaftangeschäft in der Medina der marokkanischen Stadt Salé. Das Paar lebt mit dem Geheimnis, dass Halim eigentlich homosexuell ist. Was gesellschaftliche Sanktionen bedeuten würde, wenn „die Straftat“ bekannt werden würde. Halim hat seine wahre Sexualität zu verschweigen gelernt. Dies ändert sich, als Mina erkrankt und der junge Lehrling Youssef  (AYOUB MISSIOUI) im Geschäft mitzuarbeiten beginnt. Ohne viele Worte beginnt eine Gemeinschaft zusammenzuarbeiten. Halim und Youssef teilen dieselbe aufrichtige Leidenschaft für das Nähen. Doch der Familienbetrieb scheint gefährdet, weil die Kundschaft weniger auf präzise Qualität und mehr auf modische Schnelligkeit Wert legt. Doch Halim ist ein „Maalem“, ein Schneidermeister, der das Handwerk wertschätzt. Dem das Handwerk als Kunst wichtiger ist als Billigware beziehungsweise „Fast Fashion“. Zudem beginnt das private sensible Gleichgewicht zwischen den drei Beteiligten in Wallung zu geraten. Und mit der Zeit bemerkt Mina, wie sehr sich Halim und Youssef sanft, „unbemerkt“, zu mögen beginnen. Und eine Gemeinschaft entsteht, bei der jeder versucht dem anderen zu helfen, sich den eigenen Ängsten zu stellen.

Der „zauberhafte“ Film erzählt dies nicht in vielen Worten, sondern über seine Bilderpracht. Statt Sprache die ergreifenden stummen Gesten. „Es ist ein kleines Wunder, wie Kamerafrau VIRGINIE SURDEJ die alltäglichen Szenen in Gemälde verwandelt, sie in warmes Licht taucht, die Gesichter streichelt und durch die Augen ins Innere blickt. In seiner Detailtreue verlässt sich der Film auf den Tanz der Blicke, auf die Choreographie leichter Berührungen und die Koloratur der Tonlagen ….. Nur eine solch sorgfältig ausgeklügelte Kameraarbeit und Lichtdramaturgie kann es mit dem Niveau der Nähkunst aufnahmen, die vom Aussterben bedroht ist und für die der Film ein eindrückliches Requiem komponiert. Verwoben sind hier gleich drei Hommagen: an die Liebe, die Toleranz und das Loslassen. Eine bewegende Verbeugung vor den ganz großen Themen des Menschseins, gekleidet in die stille Größe einfacher Leute“ (von https://www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/das-blau-des-kaftans-2022 von Andreas Köhnemann).

„DAS BLAU DES KAFTANS“ ist meisterhaftes, weil intelligentes, poetisches Gut-Tun-Kino (= 4 1/2 PÖNIs).

3.)   BLÖDSINN. BLINDWÜTIG. BANAL. Titel = „LUTHER: THE FALLEN SUN“ von Jamie Payne (GB 2021; B: Neil Cross; Co-Produktion u.a.: Idris Elba; K: Larry Smith; Tom Stern; M: Lorne Balfe; 129 Minuten; deutscher Kino-Start: 24.02.2023; HEIMKINO-Netflix-Start: 10.03.2023). Was ist denn DAS für ein Humbug? Wir konstatieren – die bekannte TV-Serie wurde in fünf Staffeln mit gesamt 20 Folgen veröffentlicht, wobei die Ausstrahlung in den Jahren 2010 bis 2019 erfolgte. Hauptakteur IDRIS ELBA, Brite des Jahrgangs 1972, wurde für zahlreiche Fernsehpreise nominiert und gewann unter anderem 2012 einen „Golden Globe“. Hier wurde sozusagen die Serie in einem völlig irrsinnigen = unlogischen Film fortgesetzt. Luther befindet sich erst im Gefängnis, wird dort zerkloppt, ohne dass sich diesbezügliche Spuren zeigen. Luther kann entkommen. Wobei – wenn Luther läuft, herumläuft, mit offenem Mantel und hängender Rotkrawatte, bei extremen Minustemperaturen, sieht das so aus als wäre hier eine wackelnde Muckibude auf unsicherer Spurensuche.

Worum es geht? Völlig egal. Mal jagen Luther die Kollegen/Innen von der Polizei, dann hat ihn der sadistische Oberschurke David Robey im Visier (ANDY SERKIS /mimte als Bewegungsmodell den Riesenaffen King Kong“/2005, mal war er in den „Planet der Affen“-Movies von 2011/2014/2017 der Schimpanse Caesar). Robey ist ein skrupelloser Serienmörder, der gerne Leute öffentlich übers TV-Programm tötet. Leute killt. Und scharf darauf ist, Luther umzubringen. Dieser „Kobold“-Sadist. Der in Norwegen ein Mordspektakel zu veranstalten beabsichtigt, während Sadisten und Serienmörder gegen Bezahlung zusehen dürfen wie er tötet.

Auf meinem Notizblock steht u.a.  – so etwas beknacktes, bescheuertes, niemals stimmiges von Inhalt; Gefängnis-Dresche mit Anlauf; und Volldampf; voll mit erbärmlichen Belanglosigkeiten; in Sachen Ablauf nur ein Desaster von wegen Viel- Herumgequatsche, dummes Pusten, dann Action-Krach; es wird enorm herumgelabert; und gesenst; auch nur annähernd findet keine pointierte Unterhaltung statt. Doof (= 1 PÖNI).

4.)   MEHR TRAGIK DENN KOMÖDIE. Titel = „BROKER – FAMILIE GESUCHT“ von Hirokazu Kore-eda (B + R; Südkorea 2021; K: Kyung-pyo Hong; M: Jung Jae-il; 129 Minuten; deutscher Kino-Start: 16.03.2023). In einer regnerischen Nacht lässt eine junge Mutter ihr Neugeborenes in einer Babyklappe zurück. Es, das Baby, gelangt in die Hände von Sang und Dong, die sich ein raffiniertes Geschäftsmodel ausgedacht haben, in dem sie verlassene Babys an wohlhabende Paare verscherbeln, wenn DIE zum Baby HERZhaft „passen“. Dann taucht die junge Babymutter unerwartet zurück und will bei der Suche nach Adoptiveltern für ihr (abgegebenes) Kind ein Wörtchen mitreden. In einem klapprigen Mini-Van begibt sich die ungleiche Truppe auf eine Tour durch Südkorea, während zwei Polizistinnen „diesen Fall“ beobachten, kommentieren und verfolgen.

Schachern. Ein Wettbewerb. Mit lebendigen Babys. Als Geschäftsmodell. Mit treuhänderischer Absicht. Oder mit ehrlichem Gewinn-Streben. Eleganz, Wahrhaftigkeit und Humor lauten, lt. Presseheft, die ungewöhnlichen Mittel für eine bezaubernde Familienkonstellation. Ich bin eher skeptisch. Habe mich auffallend desinteressiert = gelangweilt (= 2 PÖNIs).

5.)    LANGWEILIG. DÜMMLICH. Titel = „DER PFAU“ von Lutz Heineking junior (Co-B + R; D/Belgien 2022; Co-B: Sönke Andresen; Christoph Mathieu; nach dem gleichnamigen Roman von Isabel Bogdan/2016; K: Philipp Pfeiffer; Matthias Schellenberg; M: Kyrre Kvam; 106 Minuten; deutscher Kino-Start: 16.03.2023). 1.) Deutsche, allesamt Banker (= wenig glaubwürdig), treffen sich in Schottland für ein Weekend. 2.) Von wegen  Teambuilding-Seminar. 3.) Sie sind alle, so die Behauptung(en), sind schlaue Privat-Banker. 3.) Also wird palavert. 4.) Werden Spiele gespielt. Was für Spiele? Wirklich – ist völlig wurscht. 5.) Ach so, das Anwesen in Schottland ist etwas viel heruntergewirtschaftet. Die schottischen Besitzer auch. 6.) Nachdem der Lieblingspfau des Lords und bald darauf auch die Gans der Lady verschwinden und es zu einem überraschenden Wintereinbruch kommt, kommt es …, ja zu was eigentlich? 7.) Die namhaften Mitwirkenden wie Lavinia Wilson / Tom Schilling / David Kross / Jürgen Vogel / Annette Frier vermögen nicht zu vermitteln, was hier eigentlich los ist und wofür hier eigentlich Produktionsgeld und -Honorar ausgegeben wurde? 8.) Der Debütfilm von Lutz Heineking junior bedarf eigentlich keiner weiteren Beachtung (= 1 PÖNI; für die Tiere).

6.)    TV-TIPP: „Oben“ habe ich den Film zu den ewigen Favoriten mit ISABELLE HUPPERT benannt, jetzt ist er im Fernsehen anlässlich ihres kürzlichen 70. Geburtstages zu sehen: „DIE SPITZENKLÖPPLERIN“ von Claude Goretta. Am nächsten MONTAG, 20.3. zeigt ihn ARTE ab 21.35 Uhr. Bin neugierig. Wie hoffentlich Ihr auch.

7.)    MUSIK: Ich mag DIESEN TITEL von IHR besonders  – HEARTBREAKER. Gesungen von der fünffachen GRAMMY-Gewinnerin DIONNE WARWICK, die laut dem Magazin Rolling Stone die „Pionier-Chanteuse des schwarzen Middle-of-the-Road-Pop“ ist. HEARTBREAKER wurde von Barry, Robin und Maurice Gibb von den Bee Gees für ihr gleichnamiges Studioalbum von 1982 geschrieben. Zum Immer-wieder-Gerne-Wiederhören. Besonders gerade, wo dieses Lied meine aktuellen Wochencharts anführt:

8.)   Eine Überraschung  –  PÖNI traf den geschätzten OLAF SCHUBERT. Gerade. In Bild – mit Wort(en). Warum, weshalb, wieso  –  am kommenden DIENSTAG ist die Veröffentlichung – zunächst – über meine Facebook-Seite geplant. Um dann am nächsten FREITAG (24.3.) das Video nochmal direkt in den BLOG auf meiner Homepage einzubinden. In welcher Reihenfolge auch immer  – Spannung, Neugier, Interesse ist erwünscht!

Wünsche jedoch zunächst mal eine HERZerweichende liebestolle Woche.

HERZlich natürlich nochmal:   PÖNI Pönack

email:   kontakt@poenack.de

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